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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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Stille. Der Eindringling gab keine Ruhe, es kraspelte an der Tür, ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt, es kam jemand herein.
    „Paula?" Eine Frauenstimme auf dem Flur.
    „Hmmm!", brummte Paula unter der Decke.
    Die Schlafzimmertür öffnete sich. „Paula?" Akay flüsterte ihren Namen.
    Als Antwort bekam sie ein erneutes Stöhnen.
    „Ach, wie beruhigend, du lebst noch." Akay trat näher und zog vorsichtig an der Bettdecke. Zum Vorschein kamen die zerzausten, kurzen Haare von Paula. Die Augen hielt sie so fest zugepresst, dass sich auf ihrer Stirn tiefe Falten bildeten.
    „Guten Mittag Paula."
    „Hmmmm."
    „Ich lasse mal Licht und Luft hier rein. Hier riecht es wie im Schnapsladen." Akay stand auf, zog die Jalousie hoch und öffnete das Fenster. Von draußen schwappte Vogelgezwitscher und eine Prise Frühlingsluft herein.
    Das Stöhnen im Bett wurde durchdringender, Akay ignorierte es und ging in die Küche.
    „Wie wäre es mit einem Kaffee?" Sie sah bereits in den Schränken nach. „Ah, da ist welcher. Ich mache mir einen mit."
    Paula lag nebenan im Bett und bewegte sich nicht. Sie versuchte vorsichtig ihre Gedanken in ihrem pochenden Kopf zu sortieren. War sie wieder krank? Wer war die Frau in ihrer Küche? Wie war sie in ihre Wohnung gekommen?
    Aus der Küche zog der Duft von der Kaffeemaschine zu ihr hinüber. Immerhin wurde ihr bei dem Geruch nicht schlecht. Vorsichtig setzte sie sich im Bett auf, die Augen ließ sie weiter geschlossen. Die Frau aus der Küche sprach mit ihr.
    „Steffen hat sich heute Vormittag schon mehrfach bei mir nach dir erkundigt. Wenn ich gewusst hätte, dass man so an ihn herankommt, hätte ich mich selber mal im Lokal abgefüllt." Akay gluckste lachend. „Schade nur, dass er nicht an mir interessiert ist. Im Grunde ist er auch zu alt für mich."
    Paula saß unbewegt in ihrem Bett. Ihre Erinnerung an den gestrigen Abend war noch nicht wiedergekehrt. Sie hatte einen ordentlichen Filmriss.
    Akay kam mit zwei dampfenden Tassen Kaffee ins Schlafzimmer zurück. „Möchtest du Zucker oder Milch?"
    Paula schüttelte vorsichtig den Kopf, denn sie fürchtete, bei allzu schnellen Bewegungen würde ihr Gehirn schmerzhaft gegen die Schädeldecke prallen.
    Akay reichte ihr die Kaffeetasse und setzte sich ihr gegenüber auf das Bettende. Amüsiert stellte sie fest, dass Paula sie ansah, als säße ein Geist auf ihrem Bett.
    „Sag mal Paula, an was kannst du dich von gestern eigentlich erinnern?"
    Paula zuckte unbestimmt mit den Schultern.
    „Das habe ich mir fast gedacht.“ Akay kicherte erneut amüsiert. Paula wusste es ging auf ihre Kosten, aber sie fühlte sich außer Stande mit Gegenwehr zu reagieren.
    Akay kostete den Kaffee und ließ Paula nicht aus den Augen. „Also, dann gebe ich dir eine Kurzzusammenfassung.“ Sie legte eine gewollte, langgezogene Pause ein, um Paula auf die Folter zu spannen, die sie erwartungsvoll anblinzelte.
    „Du hast dich gestern im Lokal von Harald volllaufen lassen. Ich arbeite dort als Bedienung und habe dich mit dem Stoff dafür versorgt." Akay lachte. „Und es war eine Menge Stoff. Dann hast du dich mit dem begehrtesten Junggesellen - Schrägstrich Arzt - des Viertels unterhalten, na ich will mal sagen ihr habt geflirtet. Irgendwann hast du dich so zulaufen lassen, dass deine Aussprache undeutlich wurde. Wir, also Steffen und ich, haben dich nach Hause ins Bett verfrachtet. Ach, die Krone oben drauf ist, dass Steffen deine Zeche bei Harald gezahlt hat. Und die Summe war nicht ganz unerheblich.“
    Paula hörte ihr mit offen stehendem Mund zu, den Kaffee in ihrer Hand vergaß sie.
    „Paula, du kannst den Mund wieder schließen." Akay nippte an ihrem Kaffee. „Dämmert dir etwas?"
    Langsam und sichtlich erschüttert, nickte Paula. „Oh, wie peinlich." Ihre Stimme war rau und belegt, der kalte Nikotingeschmack stieg ihr die Atemwege hoch. „Habe ich mich schlimm benommen?"
    Akay dachte angestrengt nach und ließ Paula zappeln. „Ich fand nicht. Irgendwie bist du süß gewesen."
    „Habe ich irgendetwas Schlimmes zu Steffen gesagt?" Paula zermarterte sich das Gehirn, was den Abend zuvor passiert war, konnte sich aber nur schemenhaft erinnern.
    „Ich glaube nicht. Als ich vorhin mit ihm telefoniert habe, klang er nicht sauer oder so, einfach nur besorgt."
    „Er braucht sich keine Sorgen zu machen, mir geht es gut", log Paula sich in die Tasche.
    Akay sah sie zweifelnd an. „Also das hörte sich gestern aber nicht so an. Du hast

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