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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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eher als Feststellung zu verbuchen. Paula nickte.
    „Dann scheint es Ihnen ja besser zu gehen." Sein Blick glitt über das Bier und den Aschenbecher vor ihr, der im Begriff war, überzuquellen.
    „Ja danke, mir geht es schon viel besser."
    „Aber meinen Ratschlag haben Sie nicht befolgt, das mit dem Rauchen sein zu lassen."
    „Ein Laster muss ich doch haben." Sie setzte das halbvolle Bier an und trank es in einem Zug aus. „Na gut, zwei. Alkohol zählt heute Abend auch dazu."
    Paula bemerkte ein Stirnrunzeln und ein Kopfschütteln bei ihm. „Nun machen Sie sich mal nicht so viele Sorgen. Morgen sehen Sie mich hier nicht sitzen, da habe ich Kopfschmerzen und werde kein Bier ansehen. Vielleicht rauche ich auch nur ein oder zwei Zigaretten, weil ich heute meine Lunge zugeteert habe." Paula seufzte erneut, warum sagte sie das?
    Anstatt, dass der Arzt den Raucherraum verließ, nahm er neben ihr Platz. Erstaunt blickte sie ihn an. „Das ist jetzt aber gesundheitsschädigend, was Sie da machen. Passivrauchen ist sehr gefährlich."
    Der Arzt verdrehte die Augen gespielt nach oben. „Als ob ich das nicht wüsste. Ich habe selber mal geraucht. Na ja, das ist vielleicht übertrieben. Nach meiner Scheidung habe ich versucht damit anzufangen, aber so richtig weiter hat es mich nicht gebracht."
    Das erste Mal, dass er mir sympathisch ist, dachte Paula.
    „Irgendwann werden Sie das auch einsehen."
    Jetzt hatte er seine Sympathiepunkte wieder verspielt. Paula verzog das Gesicht. „Mir ist nicht nach einer Moralpredigt. Ich habe die Wahl zwischen meinem Kummer ersaufen und im Qualm ersticken oder Amok laufen."
    „Oha, dann erachte ich die Variante mit Alkohol und Zigaretten sogar für die bessere." Er winkte Akay, die ihm ein Bier brachte. „Ich kann Ihnen etwas Gesellschaft leisten, was meinen Sie?" Er hob das Glas, um mit ihr anzustoßen.
    „Aber nur, wenn Sie den Sie-Quatsch lassen. Ich bin Paula." Sie hob ihr Glas und stieß mit ihm an.
    „Steffen. Prost."
    Sie stellte das Glas ab und beobachtete die Leute im Nichtraucherraum. Ohne den Kopf zu drehen, sprach sie weiter mit ihm.
    „Und nun Steffen? Bist du ausgebildeter Hobby-Psychologe und wirst mir aus meiner Krise helfen? Man erzählt sich über dich wahre Wunderdinge." Paula warf die Spitze gezielt auf ihn ab und versuchte mit einem Lächeln die Schärfe herauszunehmen.
    Steffen nahm es gefasst auf. Der jahrelange Umgang mit Patienten hatte ihm eine große Portion Gelassenheit mitgegeben. „Bevor wir auf deine Krise zu sprechen kommen, würde mich schon interessieren, was die Leute über mich erzählen. In meiner Anwesenheit sagt keiner was. Ich habe das Gefühl, sobald ich einen Raum verlassen habe, fangen sie mit tuscheln an. Über mich gibt es nun wahrlich nicht viel zu reden." Fragend sah er Paula an und schien tatsächlich an einer ehrlichen Antwort interessiert zu sein.
    Schmunzelnd dachte sie an den Blumenladen und die beiden Frauen, die über Steffen getratscht hatten, nachdem er aus dem Laden raus gewesen war.
    „Siehst du, das ist genau das, was ich meine! Du schmunzelst anstatt mir eine Antwort zu geben."
    Paula musste lachen. „Herrje, du hast es wirklich nicht leicht."
    Steffen war hin- und hergerissen, ob er mitlachen oder sich aufregen sollte. Er entschied sich für das Lachen. Ein wunderbar warmes Lachen. Kein Wunder, dachte Paula, dass die Frauen hinter ihm her waren, er war glatt zum Verlieben. Huch, was denke ich denn da? Das war schon ein Bier zu viel.
    „Paula, ich finde du bist mir eine Antwort schuldig, wo ich meine körperliche Unversehrtheit riskiere und im Qualm sitze." Er sah sie mit einem gespielt bettelnden Blick an.
    „Das glaube ich dir nicht, dass du dir nicht denken kannst, was die Frauen über dich am Quatschen sind."
    Er schüttelte den Kopf.
    Paula zuckte mit den Schultern. „Irgendwie kann ich dir das nicht erzählen, das wäre Verrat an den Frauen."
    Steffen hob feierlich die Hand. „Ich schwöre, dass ich nichts weitererzählen werde."
    „Spucke drauf."
    Er spuckte sich in die Hand und reichte sie Paula. Sie tat es ihm nach und sie schüttelten sich die Hände. Vielleicht schüttelten sie länger als nötig. Paula schoss eine Erinnerung von Magarete durch den Kopf, die sie ihr erzählt hatte. Wie glücklich Magarete war, als sie Friedrichs Hand in ihrer gespürt hatte. Erstaunt und erschrocken ließ Paula die Hand von Steffen los.
    „Ich kann nicht glauben, dass du nicht weißt, dass die Frauen denken, du seist

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