Liona Lix - Wer braucht schon Schnee im Sommer
überzeugend, „nur … ähm … schade, dass ich von dem Speck und den Kartoffeln noch so satt bin.“
Er klopft sich entschuldigend auf den Bauch und legt den Baiser, an dem bislang nur ein winziges Stückchen von der Größe einer halben Erbse fehlt, auf den Teller zurück.
Kater Kalle kneift seine gelben Augen zusammen undfixiert ihn katzengerade. „Rück rüber, Kumpel! Wäre schade, wenn die Köstlichkeit in einem Magen landen würde, der solche Backkunst nicht zu schätzen weiß.“
Archibald reicht ihm erleichtert das grün schäumende Gebäck.
Doch da hat er nicht mit Oktavia gerechnet. „Hey, Kalle! Wirst du Archibald wohl nicht seinen Nachtisch wegfressen! Wenn er jetzt keinen Hunger hat, kann er ihn sich genauso gut für später aufheben!“
Archibald sieht etwas betreten aus.
„Höhö!“, macht Kater Kalle schadenfroh, während er genüsslich die schäumende Flüssigkeit aus seinem eigenen Baiser schlürft.
„Ipf pfrage mipf“, nuschelt Oktavia beim Schlürfen, „wie die dapf hinkriegen! Ich mupf doch auch nopf mal versuchen, die pfu backen.“
„Wo LONA!“ Zeno, der seinen Baiser bereits gierig mit einem einzigen Happs verschluckt hat, wird ungeduldig. „ZICKE-ZACKE-ZICKE-ZACKE-ZENO, HURRAAAAA!“
„Ja, ja, Zeno!“, raunzt Kalle unwirsch. „Haben wir ja gehört, du Zicke-Zacke-Zecke!“
„Kalle!“, ruft Oktavia tadelnd.
Sie mag es nicht, wenn im Haus gestritten wird. Und siemag es noch weniger, wenn Kalle unhöflich ist. Und Zecke ist natürlich kein allzu netter Spitzname. Auch wenn Zeno noch zu klein ist, um das zu wissen, und sich deswegen zum Glück auch nicht getroffen fühlt.
„Wuff!“, macht Duffy, der auch mal was sagen möchte.
Mahlzeiten findet Duffy doof. Lufthunde essen ja nicht viel. Also eigentlich gar nichts. Außer Luft. Und allmählich wird ihm langweilig.
„LOOOO-NAAAA!“, ruft Zeno jetzt so laut, dass sich alle am Tisch erschrocken die Ohren zuhalten.
Sogar Duffy springt auf den Boden und versteckt seinen Kopf schnell zwischen Oktavias Beinen.
Zenos Drachenschwanz peitscht auf und nieder. Böse und ungeduldig.
Archibald rückt das Regal lieber noch ein weiteres Stückchen zur Seite.
„Ruhig, Zeno!“, mahnt Oktavia und streicht dem kleinen Drachen besänftigend über die grünen Schuppen. „Wenn du hier bei uns am Tisch sitzt, kannst du nicht so rumzappeln. Und Liona ist zurück in die Schule gelaufen, das weißt du doch.“
Aber kleine Drachen scheinen vergesslich zu sein.
„Zeno auch Sule?“, fragt Zeno und seine kugelrundenAugen werden noch ein bisschen kugelrunder. „Zicke-zacke-zicke-zacke-Sule, hurra?“
Kalle rollt mit den Augen und lässt ein fauchendes Stöhnen hören. „Nix hurra, du Flatterdrache!“
„KALLE!“ Oktavia funkelt ihn drohend an. „Benimm dich!“
Sie steht auf und verstaut die restlichen Pakete aus ihrem Rucksack hoch oben im Küchenschrank. (Dort hebt sie gern Überraschungen auf.)
„Tzzzz!“, macht Kalle und sieht nicht so aus, als hätte er die Absicht, sein Benehmen irgendwie zu ändern.
Archibald versucht ihn abzulenken. „Was ist in diesen Baisers eigentlich … ähm … Leckeres drin? Ich meine, ähm, weil das da drin so … sehr …“ (bei diesen Worten hört man ihn trocken schlucken), „… so sehr grün ist?“
„Gehackte Drachen mit Brausepulver“, gibt Kalle zurück, ohne eine Miene zu verziehen. Doch dann kann er sich ein Grinsen nicht verkneifen und fügt giggelnd hinzu: „Hihihi, hurra?“
Zeno will bei seinem Lieblingswort schon mit einem weiteren glücklichen „Huuur…“ einstimmen, da wird ihm leider klar, was Kalle gesagt hat.
Mit schreckgeweiteten Augen guckt er erst Kalle, dannOktavias Rücken (die dieses Mal nichts mitgekriegt hat, weil sie immer noch am Schrank hantiert) und dann – besonders lange und schmerzvoll nachdenklich – die restlichen Krümel auf seinem Teller an. Und plötzlich, wie aus dem Nichts, rollt eine kleine Drachenträne sein Gesichtchen runter.
„Hurrrmpf“, macht Kalle. Und gleich darauf noch etwas lauter: „Rrrrgh!“
Was doch reichlich gequält klingt. Tränen gehen dem alten Kalle leider erstaunlich nahe.
Archibald starrt Kalle ungläubig an. Ihm läuft zwar keine Träne über die Wange, aber sehr glücklich sieht er nach Kalles Erklärung auch nicht aus.
„Wuff?“, macht Duffy, der der Unterhaltung nicht ganz folgen konnte.
Kalle streckt sich auf seinem Stuhl zu einem verdrießlichen Buckel. „Hey, Leute, versteht ihr
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