Liona Lix - Wer braucht schon Schnee im Sommer
keinen Spaß?“
„Spaß?“, wiederholt Zeno und sitzt vor Schreck ganz still.
„Ja! Das war ein Witz!“, grummelt Kalle verlegen und setzt sich wieder. „Natürlich sind da keine Drachen in den Baisers, du Zackenbaby! Da sind nicht mal Kröten drin. Die bestehen nur aus Zucker und Brausepulver mit Kröten geschmack . Nur Geschmack, hörst du? Ganz ohne Kröten und ohne jeden Drachen. Okay?“
„Okay?“, wiederholt Zeno immer noch bewegungslos.
Oh je, nun fühlt sich Kalle allmählich richtig schlecht.
Und um Zenos Träne wiedergutzumachen, lässt er sich sogar zu einem weiteren Friedenszeichen herab.
„Zicke-zacke-zicke-zacke-Krötengeschmack, hurra!“, raunzt er so freundlich, wie er kann, in die Runde. Und tatsächlich: Er lächelt Zeno sogar an.
„Hurraaaa!“, stimmt Zeno da endlich glücklich ein, und der kleine Drachenschwanz fängt wieder munter an zu peitschen. „HURRA! Kalle lustig!“
Kalle seufzt erleichtert. (Auch wenn er es eher als Beleidigung empfindet, ein lustiger Kater zu sein.)
„Miauuuu!“, macht er freundlich. Und er rollt dabei auch nur ganz wenig mit den Augen.
„Einen merkwürdigen Humor hast du“, findet allerdings Archibald und guckt Kalle vorwurfsvoll an.
„Ach, lasst mich doch in Ruhe“, grummelt Kalle, denn nun reicht es ihm mit dem Freundlichsein.
Er springt vom Stuhl und stolziert hocherhobenen Hauptes ab ins Wohnzimmer. Zeit, um Tagebuch zu schreiben.
----
IMMER NOCH MONTAG
Laune: mies!
Das ist ja wohl mehr als verständlich!
Die grünschuppige Drachengurke und die weiße Luftratte toben wieder wie die Wilden durch den Garten. Alles fliegt durch die Gegend: Erde und Haltestangen aus Oktavias Gemüsebeet, die Kirschen vom Kirschbaum, die Tomatenpflanzen und natürlich Zeno und Duffy selber. Möchte wissen, wie das werden soll, wenn dieser rotierende Rasenmäher erst richtige Flügel hat und womöglich sogar noch richtig fliegen lernt! Pfffff! Sogar ein paar Frühkartoffeln haben sie bei ihren gespielten Landeanflügen aus dem Boden gemäht. FAUCH! Sind wir hier im Kindergarten?
Aber was einem noch miesere Laune macht als diese beiden Krümelmonster, ist die Tatsache, dass Oktavia anscheinend Geheimnisse vor mir hat. Vor ihrem eigenen Hexenkater! Das ist so … das ist so mordsmäßig katzenbiesterungeheuerlich, dass ich – PFFFAUUUUUCH! – überhaupt nicht ausdrücken kann, wie empört ich bin!
Nicht genug, dass Oktavia einfach losfliegt, ohne mich mitzunehmen. Und dann auch noch ohne mich im KAUFHAUS FÜR-ALLES-UND-NICHTS-FÜR-JETZT-UND-DIE-EWIGKEIT einkauft! Nein, sie ZEIGT mir nicht mal ihre Einkäufe! Hat Geheimnisse vor ihrem eigenen KATER!
Muss mal eben rüber in die Küche schielen, ob sie nicht vielleicht doch anfängt auszupacken.
Nee, nix. Madame Lix und Herr Wasserschlauch sitzen menschenlangweilig am Küchentisch, trinken Tee und …
FAUCH! Also, das mit dem Händchenhalten will ich aber nicht gesehen haben! Das kann einem die Laune ja noch mehr vermiesen! Mrrrrrr!
Und ich habe ihr auch noch MEINE Geheimnisse anvertraut! Nämlich all meine nächtlichen Beobachtungen und meine Entdeckung auf dem Hexenhügel.
Pah, auf noch mehr Neuigkeiten kann die jetzt aber lange warten! Nee! Wenn Oktavia plötzlich anfängt, Dinge vor mir zu verstecken, dann werde ich ihr auch nie wieder von der schnuckligen rot-getigerten Katze erzählen, die ich nämlich …
HUCH? Was ist das?
Ich recke meinen Hals so weit zur Küche rüber, wie ich kann. Ist Oktavia eben so hastig aufgesprungen, dass sie dabei sogar ihre Teetasse vom Tisch gefegt hat?
Tatsächlich!
Sie guckt total erschrocken und brabbelt irgendwas von „Ich muss noch mal ganz schnell los! Ich hab was vergessen … ich … Wo ist denn nur mein Himmelsfeger?“ Sie guckt sich suchend um. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Bin ich eigentlich der Einzige hier, der immer alles im Griff hat? Ich blicke demonstrativ zu dem armen s-förmigen Flugbesen, der immer noch hinter mir auf dem Boden liegt.
„Oh nein!“, höre ich jetzt Oktavia. „Der ist ja total verbogen! Wie komme ich denn dann schnellstmöglich zur Kuhweide vom Starnberg-Hof? Ich hab … ähm … ich muss nämlich da noch rasch etwas … ähm … wegräumen.“
„Mit dem Himmelsfeger jedenfalls nicht“, lasse ich mich genüsslich aus dem Wohnzimmer vernehmen. Ein wenig Schadenfreude muss sein.
„Kalle!“ Oktavia steht im Türrahmen und sieht mich flehentlich an. „Du musst mir helfen! Könntest du nicht schnell
Weitere Kostenlose Bücher