Liona Lix - Wer braucht schon Schnee im Sommer
bläht und so fast wie ein kleiner Fallschirm wirkt. Und da endlich kommt Oktavia die rettende Idee!
In verzweifelter Hektik sprudelt sie los:
„Rüle-wüle kühle Höhen,
richmer-nichmer gar nicht schön,
fallend aus den Himmelskulissen
brauch ich ein extra riesiges Landekissen,
apfel-schnapf ich fall gleich drauf,
Luftkissen blas dich auf!!!“
ZIIIISSSCHHHH!, macht es direkt unter ihr. Und zwar nur eine hexenwinzige Tausendstelsekunde bevor Oktavia auch schon auf die weiche Matratze prallt.
Hops-hops-hops …!
Oktavia federt etwa zwanzig Mal auf und nieder, bis sie endlich ruhig auf dem Kissen liegen bleibt. Danach braucht sie noch ungefähr dreißig Atemzüge, bis ihr klar wird, dass sie tatsächlich überlebt und sich noch nicht mal was gebrochen hat. Dann erst steht sie auf, stapft zum Rand des riesigen Luftkissens und lässt sich zur sicheren Erde gleiten.
Als sie glücklich im Gras sitzt, fällt ihr allerdings gleich wieder der Grund ein, aus dem sie das Gleichgewicht verloren hat. Wie zum achtmal gestiefelten Kater kommt mittenim Sommer Schnee auf den Hexenhügel? Das kann doch nur bedeuten …!
Wusste sie es doch! Oktavia lächelt. Namensbezeichnungen von Orten oder Plätzen kommen nie von nichts. Deshalb ist es kein Wunder, dass Oktavias nette kleine Warze auf der Nase gerade jetzt äußerst vielversprechend anfängt zu jucken …
Was geht am Hexenhügel vor?
PENG!, macht es, als der Himmelsfeger durch das offene Wohnzimmerfenster der Familie Lix direkt an Kater Kalles Nase vorbeifliegt und in die alte Glasvitrine mit den schönen, bunten Sammeltassen von Oktavia knallt. Nicht ohne dabei auch noch den leckeren, morgens frisch gehexten Schokonachtisch vom Tisch zu reißen. Der stand nämlich genau in der Einflugschneise.
Und PENG!, macht es gleich danach nur wenig leiser, als Liona ins Haus stürmt und wütend die Tür hinter sich zuschmettert.
„Mamaaaa? Kalleeee?“, schreit sie böse und läuft durch den Flur ins Wohnzimmer, wo Kalle verdattert an seinem Schreibtisch hockt und vor Schreck glatt den Stift fallen gelassen hat.
„WO IST MAMA?“, raunzt Liona ihn an.
Erst dann bemerkt sie den Himmelsfeger, der ziemlich verbogen inmitten von tausend kunterbunten Scherben auf dem Boden liegt. Ungläubig starrt sie auf den reiterlosen Besen.
„Kalle, wo ist Mama?“, wiederholt sie sofort sehr viel leiser und ziemlich erschrocken.
Kalle wird ganz blass unter seinem schwarzen Fell. Ja, wo ist Oktavia, wenn der Himmelsflieger hier ist …?
Nur eine Sekunde später steht Archibald im Türrahmen. „Was ist los? Was war das für ein Krach?“
Dann fällt auch sein Blick auf das nebelsilberne Fluggerät zwischen den Überresten der Schokospeise und der Tassen.
Archibald sieht Liona und Kalle mit schreckgeweiteten Augen an. „Wo ist Oktavia?“
Er eilt zum Besen, hebt ihn entsetzt auf und untersucht ihn von vorne bis hinten, als hätte er die Hoffnung, dass Lionas Mama doch noch irgendwo daran klebt.
Eine grässlich lange, mäusemistig schmerzvolle Minute lang sagt keiner ein Wort.
Doch plötzlich tönt es hell aus der Küche: „Huuuhuuuuu! Halloooohoooo! Ist jemand zu Hause?“
Das dreifache Ausatmen von zwei Menschen und einer Katze, die mit schrecklichsten Gedanken beschäftigt waren und nun eine sehr vertraute Stimme erkennen, kann man vermutlich bis ins Nachbarhaus hören.
Mama Oktavia ist gut gelaunt durch die Hintertür ins Haus gekommen, hat geistesgegenwärtig die Flamme unter den langsam verkohlenden Speckscheiben kleiner gestellt und steckt ihren Kopf nun durch die Wohnzimmertür.
„Nanu? Was steht ihr denn alle hier rum wie Eichhörnchen bei Gewittereinschlag? Hihihi!“
Sie muss über ihren eigenen Witz lachen. Aber wer hätte wohl keine gute Laune, wenn ihm gerade noch rechtzeitig der richtige Hexenspruch zum Überleben eingefallen wäre? Allerdings – möglicherweise hat auch ihre Entdeckung am Hexenhügel mit ihrer Freude zu tun?
„Mama“, haucht Liona und fällt Mama Oktavia vor Erleichterung um den Hals. Obwohl sie eine Minute vorher eigentlich noch schrecklich wütend auf sie war.
Doch die Wut ist plötzlich wie weggeblasen. Im Augenblick ist sie nur froh, dass sie noch eine Mama hat. Und eine anscheinend heile dazu!
„Oktavia!“, seufzt Archibald erleichtert. „Geht’s dir gut?“
„Natürlich geht’s mir gut, mein Lieber!“, lacht Oktavia fröhlich. „Warum sollte es mir denn nicht gut gehen?“
Archibald guckt vielsagend den Besen in
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