Liona Lix - Wer braucht schon Schnee im Sommer
fragt Archibald freundlich.
Oktavia nickt. „Klappt alles vorzüglich!“
Dann fällt ihr etwas ein. „Oh, ich hab ja noch die Geschenke aus dem Kaufhaus Für-alles-und-nichts-für-jetzt-und-die-Ewigkeit für euch.“ Und schon angelt sie oben im Küchenschrank nach den Päckchen.
„Ist für mich auch was dabei?“, lässt Kalle sich von seiner Fensterbank aus vernehmen.
„Aber natürlich“, strahlt Oktavia. „Hier, bitte!“
Da zuckt tatsächlich so etwas wie ein Lächeln um Kalles Mundwinkel. „Oktavia! Wie nett von dir! Eine Dauerdose! Und dann noch Froschschenkel in Tomatensauce! Mhmmm!“
(Dauerdosen sind übrigens eine prima Erfindung, die es leider nur im Kaufhaus Für-alles-und-nichts-für-jetzt-und-die-Ewigkeit gibt. Wie der Name schon sagt, dauern sie endlos an. Sobald Kalle also einen Froschschenkel verzehrt,liegt schon der nächste drin. Dauerdosen werden oft vererbt, vom Vater auf den Sohn oder von der Mutter zur Tochter oder auch andersrum. Und schlecht werden die Sachen aus Dauerdosen natürlich nie. Sie wachsen ja immer frisch nach.)
Als Nächstes bekommt Liona eine Tafel Traumschokolade. Das ist Schokolade, die immer genau nach dem schmeckt, was man sich gerade vorstellt. Da muss man allerdings aufpassen, das kann sonst gelegentlich etwas unglücklich enden. Es kam nämlich schon vor, dass Liona während des Kauens plötzlich an ihre noch unerledigten Mathehausaufgaben dachte. Und – ehrlich – Schokolade mit Mathegeschmack ist echt nicht der Hit. (Natürlich hat Mama Oktavia die Schokolade zusätzlich mit ihrem speziellen Schokoladenzauber ein wenig vergrößert. Zurzeit ist sie etwa so groß wie ein Tennisschläger, aber Oktavia kann locker mehr. Dann wird die Tafel allerdings schnell etwas unhandlich.)
Für Duffy hat Oktavia ein unsichtbares Stoffschweinchen zum Spielen gekauft.
„Was ist denn das für ein blödes Geschenk?“, raunzt Kalle von der Fensterbank. (Doch auf den wollen wir jetzt gar nicht achten, denn das ist ja wohl echt nicht nett, so was zu sagen! Und überhaupt – Duffy gefällt sein Geschenk sehr, sehr gut!)
Und weil Zeno so großartig in dem Theaterstück war, kriegt er eine Riesentüte Lutschfeuerbonbons. (Natürlich die extra sanften, die für noch ganz junge Drachen.)
Archibald wartet geduldig, dann etwas ungeduldiger, aber schließlich holt Oktavia auch für ihn etwas raus. Einen blauen Umschlag, auf dem lauter Sterne kleben.
Archibald reißt den Umschlag auf, holt das Kärtchen darin raus und liest mit größer und größer werdenden Augen.
Dann sieht er beinahe sprachlos zu Oktavia rüber. „Eine Besenreise für uns alle übers Wochenende zu den Galapagos-Inseln? OINK!“ Er nimmt sie in die Arme und drückt sie gerührt. „Da wollte ich schon immer mal hin!”
Liona rollt mit den Augen und grunzt. Am liebsten hätte sie auch mal kurz OINK gesagt. Wer möchte denn schon auf einem Besen bis ans andere Ende der Welt fliegen? Liona tut der Hintern meist schon nach einem halben Stündchen weh.
Dass das eine ziemlich weite Reise ist, scheint allerdings auch Archibald gerade klar zu werden. „Ähm, müsste ich dann nicht vorher noch ziemlich viel trainieren?“
„Unsinn!“ Oktavia lacht. „Wir fliegen doch nicht auf so einem kleinen Sportgerät wie meinem Himmelsfeger!“
„Deinem ehemaligen Himmelsfeger“, verbessert Kalle leise.
Doch Oktavia überhört diese kleine Spitze. „Wir fliegen mit einem riesigen Fünfsterne-Besen. Mit Toiletten und Bar und Kino an Bord, und natürlich mit Dach.“
„Oink!“, macht Archibald noch mal und pfeift anerkennend durch die Zähne. „Was es so alles gibt!“
Und gerade als Oktavia ihm in schönsten Farben das Hexenhotel ausmalt, in dem sie wohnen und in Schokokussbädern schwelgen werden (was die Stelle ist, an der Liona doch ein klein wenig Interesse bekommt), da klopft es ans Fenster. Davor steht eine kleine braun-rote Katze und lächelt.
Und – wie merkwürdig ist das denn? – in der nächsten Sekunde springt Kalle auf und lächelt ebenfalls. Als hätte ernie was anderes getan in seinem Leben. Er öffnet das Fenster und lässt Katalina von Zuckerstein herein.
Dann dreht er sich zu Oktavia. „Kann Katlin auch mitkommen?“
„Aber natürlich!“, versichert Oktavia. „Die haben bestimmt noch einen Platz mehr auf dem Besen.“
Katalina von Zuckerstein schnurrt wie ein kleines goldenes Zahnrad. Was für eine nette Familie sie doch hier kennengelernt hat! Und was für ein freundlicher,
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