Liona Lix - Wer will schon einen Drachen?
Vorstellung ein kleines erfreutes Lächeln auf ihr Gesicht.
„Du hast eine nette Mama“, flüstert Tarita leise zu Liona rüber.
Da grinst Liona. Mama ist wirklich nicht schlecht im Zaubern! Auch nicht im Zaubern mit Worten.
Oktavia marschiert voran durch den wild zerrupften Garten. „Das hier ist allerdings nicht mein Werk!“ Sie lacht. „Das so gründlich zu zerlegen, das ist keine Kunst!“ Sie macht eine beschwichtigende Handbewegung. „Aber das kriege ich ganz schnell wieder hin. Ich bin eine gute Gärtnerin!“
„Boah, wie ist denn das passiert?“, fragt Anton. „Habt ihr hier wilde Krokodile laufen lassen?“
„Nee, nur schlecht erzogene Drachen“, hört man plötzlich eine zischende Stimme von oben.
„Wie bitte?“ Die Kinder gucken sich verdattert um. „Drachen?“
Liona erstarrt. Sie weiß genau, woher die Stimme kam. Aus dem Gipfel der alten Eiche nämlich.
„Ähm, nein, natürlich keine Drachen “, stottert Oktavia eilig los und wirft einen verärgerten Blick zur Baumkrone hoch, „ich sagte gerade: Nee, nur schlecht gezogene Rachen – äh – Rechen .“ Sie räuspert sich verlegen. „Ich sagte ja, ichbin eine gute Gärtnerin. Aber heute Morgen – ähm – hatten wir jemand anderen hier, der – ähm – nicht so gut mit einem Rechen umgehen konnte. Und – ähm – ja, das ist das Ergebnis.“
„Den hätte mein Papa sofort gefeuert“, meint Constanze.
Und Pippa fügt hinzu: „ Solche Leute stellt mein Papa erst gar nicht ein.“
(Da findet Liona Pippa leider schon das zweite Mal etwas blöd.)
Oktavia macht noch mal eine wegwischende Bewegung. „Das ist alles morgen wieder in Ordnung.“ Dann klatscht sie in die Hände. „So, nun aber los!“
In den nächsten zwei Stunden hüpfen Liona und die anderen in alten Kartoffelsäcken um die Wette, laufen mit hartgekochten Eiern auf Löffeln über einen schwierigen Hindernisparcours, müssen durch lange Tunnel kriechen und mit verbundenen Augen auf großen Steinen balancieren.
Oktavia hatte zwar wunderschöne (und ihr viel besser bekannte) Spiele vorgeschlagen, wie
– Besenbalancieren (auf der Nase oder – besonders knifflig! – auf den Ohren)
– oder Riesenluftballon-Reiten (Wer den höchstenBaumwipfel schafft, hat gewonnen. – Was nicht so einfach ist, wie es klingt! Luftballons sind ja recht stur und nicht gerade leicht zu lenken)
– oder auch Blind-Bein-Raten (Nacheinander werden jeweils einem Kind die Augen verbunden. Dann werden dem Kind für ein paar Minuten die Beine eines Tieres statt der eigenen angehext. Das Kind muss nun möglichst schnell durch Gehen und Bewegen raten, auf wessen Tierbeinen es läuft. – Eins von Oktavias absoluten Lieblingsspielen! Als Liona klein war, haben sie dabei oft unter dem Teppich gelegen vor Lachen! Einmal ist Liona sogar eine halbe Stunde lang auf den dünnen Beinen eines Storches durch die Gegend stolziert, während sie der festen Meinung war, sie würde sich auf Elefantenbeinen fortbewegen.)
– oder auch ganz einfaches Froschsahne-Wettessen: Wer in einer Minute am meisten von lecker-würziger, in Froschlaich eingelegter Schlagsahne essen kann, hat gewonnen. (Selbst Oktavia macht bei dieser Delikatessenschlacht gerne mit!)
Aber Liona hatte von solch unterhaltsamen Dingen mal wieder nichts wissen wollen.
Doch auch mit den Spielen, die Liona sich gewünscht hat, amüsieren sich alle prächtig.
„Toll, dass man bei euch nicht so aufpassen muss, dass man nirgends drauftritt oder was umschmeißt oder so!“, findet Anton. „Bei uns darf ich im Garten nicht mal Fußball spielen. Deshalb gehen wir ja auch immer alle zum Hexenhügel.“
„Was sagst du da? Zum waaaas?“, fragt Mama Oktavia plötzlich und steckt ihre Nase mit der kleinen Warze sehr interessiert zu Anton runter. „Hier gibt es einen HEXENHÜGEL ?“
Liona funkelt Mama böse an. „Der heißt doch nur so! Da kann man Fahrrad fahren. SONST NICHTS !“
„Ach jaaa?“, macht Mama Oktavia und tippt sich unauffällig an ihre kleine Warze auf dem linken Nasenflügel. „So-so. Nur Fahrradfahren, hm?“ Ein Lächeln spielt um ihren Mund. „Dabei haben Namen von Plätzen und Orten eigentlich immer einen Grund, einen Ursprung, Kinder!“
Constanze, Anton und die anderen schauen sie erstaunt an. „Was meinst du damit?“
„Hier gibt’s jedenfalls keine Hexen!“, kichert Marilotta.
Und Liona fügt laut hinzu: „Nee, Hexen gibt’s natürlich NIRGENDS ! Das weiß ja wohl jedes Baby! NIRGENDWO AUF DER GANZEN
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