Lions - Leichte Beute (German Edition)
Gnaden im Leben.« Sie sah sich um. »Die alte Kuh gesehen?«
»Ich habe schon eine ganze Weile keine von den alten Kühen mehr gesehen. Aber du weißt, wie gern sie sich an ihre Beute anschleichen und warten, bis wir am verletzlichsten sind, bevor sie zuschlagen.«
»Ich bin in der Hölle, Ronnie Lee. In der absoluten Hölle.«
Ihre Momma war nun schon drei Wochen in der Stadt … drei der längsten Wochen in Sissys ganzem Leben. Sie wusste nicht, was mit ihr los war, aber die Frau schikanierte sie schon seit dem Tag, an dem sie in New York angekommen war, und Sissys Geduldsfaden wurde allmählich sehr dünn.
»Zumindest sagt deine Momma deutlich, was für Probleme sie mit dir hat. Meine seufzt nur die ganze Zeit und schüttelt den Kopf.«
»Ich weiß nicht. Nach drei Wochen ständigen Geplappers von Janie Mae klingen enttäuschte Seufzer in meinen Ohren ziemlich gut. Und wann gibt es Abendessen? Ich kriege Hunger.«
»Frühestens in einer halben Stunde. Vielleicht könntest du noch mal raufgehen und die Braut sanft überreden, sich schneller anzuziehen?«
»Ich gehe da nicht noch mal rauf. Das ist zu viel verlangt. Abgesehen davon ist Mitch da oben. Er bringt sie dazu, sich zu beeilen.«
Mitch hielt ein Ende des Seils und die Wildhunde das andere. Er hatte ein Bein über das andere geschlagen, den linken Ellbogen aufs Knie gestützt und studierte seine Fingernägel.
»Zieht!« Sie taten es, und Mitch rührte sich keinen Zentimeter.
»Ladys, wird euch das nicht langsam ein bisschen peinlich?«
»Nein!«, schrien sie im Chor. Er war nicht wirklich überrascht. Bei afrikanischen Wildhunden lag die Schamgrenze hoch.
Jess, die – diesmal – nicht beim Tauziehen mitgemacht hatte, setzte sich neben Mitch. Sie trug ein Satinkleid und sonst nicht viel.
»Wie geht es dir, meine Schöne?«
»Gut. Bin froh, dass der Teil vorbei ist.«
Er warf einen Blick auf ihren flachen Bauch und stellte die Frage, die er täglich stellte, seit er erfahren hatte, dass sie mit Smittys Kind der Liebe schwanger war: »Und wie geht es Mitch junior?«
Jess schüttelte den Kopf. »Du musst aufhören, sie so zu nennen. Smitty reißt dir den Kopf ab.«
»Aber ich sehe so gern, wie rot sein Gesicht wird.« Er schaute auf die Wanduhr. »Du ziehst dich besser an. Dein Tag ist noch nicht zu Ende.«
Sie verdrehte die Augen. Soweit Mich wusste, hatte Jess nicht viel mit den Hochzeitsvorbereitungen zu tun gehabt, außer auf den Karaokeraum zu bestehen und darauf, dass es weder bei der Zeremonie noch beim Empfang echte Blumen gab, da sie dagegen höchst allergisch war. Von den Blumen auf den Tischen bis zum Brautstrauß waren alle Blumen unecht, aber so kunstvoll gemacht, dass er es nicht bemerkt hätte, wenn es ihm nicht jemand gesagt hätte.
»Ich habe das andere Kleid noch nicht gesehen. Zieh es an, und ich schaue, ob ich ihm das Mitch-Gütesiegel verleihen kann.«
»Okay.« Sie warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Seil und die Hündinnen, die sich immer noch daran festklammerten.
»Nein, Jess. Du darfst jetzt nicht Tauziehen spielen.«
Sie stieß ein niedliches kleines Knurren aus und stürmte dann davon. »Mein Tag, von wegen!«
»Wusst ich’s doch, dass du dich hier hinten versteckst.«
Sissy lächelte zu ihrem Daddy hinauf. Sie war nicht überrascht, dass er sie in der hintersten Ecke der Küche gefunden hatte, wo sie sich im Pausenraum des Personals versteckte. Er kannte seine Tochter besser, als die meisten ahnten. Sie hatten sich schon immer nahegestanden. »Du bist eine der wenigen, die mich nicht nerven, Shug«, hatte er ihr schon gesagt, als sie erst fünf war. Bubba Ray Smith war ein Unikum, aber Sissy liebte ihren Vater und hätte jeden vernichtet, der sich mit ihm anlegte.
»Ich verstecke mich nicht. Ich mache eine dringend nötige Pause.« Sie stand auf und umarmte ihren Vater. »Hallo, Daddy.«
»Hallo, Shug.« Er nannte sie immer so, wenn sie allein waren. Es war sein Kosename für sie. Anfangs hatte er sie Sugar genannt, aber als sie ungefähr vier gewesen war, war er faul geworden und hatte es zu Shug abgekürzt. »Hältst du durch?«
»Ich versuche es, Daddy. Ehrlich. Aber sie provoziert mich!« Wie immer .
»Du darfst dich nicht immer von ihr nerven lassen.« Ihr Vater zog einen Stuhl für sie unter dem Tisch hervor, Sissy setzte sich, und er ließ sich neben ihr nieder. »Sie provoziert dich, weil sie will, dass du die Beste bist.«
»Die Beste worin? Muttermord?«
»Das ist nicht lustig, und das
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