Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
leises Seufzen und verzweifeltes Stöhnen von ihrer Tochter, das Lisas Mitleid wecken sollte. Aber sie blieb hart in ihrem von Lügen und Intrigen schmerzhaft getroffenen und zudem verwelkten Mutterherz. Und freute sich auf zwei ganz dümmliche Gesichter unter dem funkelnden Sternenhimmel …
Wenig später, nachdem der Abwasch gemeinsam erledigt wurde, gingen alle drei geschlossen in den Garten und genossen wie Theaterkünstler die gesunde und klare Abendluft. Und den natürlich noch nie gesehenen und voll übersäten Sternenhimmel! Sie taten so, als würden sie das alles zum ersten Mal erleben. Sie liefen im Garten von einer Ecke in die andere, wie bei einem Schaufensterbummel in der Stadt! Streckten ihre Köpfe wieder gegen den Himmel und jauchzten ein schmachtendes lang gezogenes Ooohhh! Sie befühlten die Blätter der Bäume und strichen über den bereits mit Tau benetzten Rasen. Und das alles, als wäre es wirklich das erste Mal. Wenn man sie so beobachtete, könnte man ihnen das tatsächlich abnehmen, dass sie von einer anderen Welt stammen und noch niemals die Erde in ihrer wunderbaren Pracht gesehen haben.
Bis Lisa durch die Weite des Gartens lugte und rote Zipfelmützen in der Nähe vom alten Schuppen erblickte. „Seid mal ruhig“, forderte sie ihre kleine Familie auf. „Hört ihr das auch?“
Maxima tat jetzt ganz neugierig. „Nee, was denn?“
„Zwergensprache. Wenn ihr jetzt ganz leise seid, dann könnt ihr sie bestimmt hören. Vielleicht sogar sehen!“ Auf Zehenspitzen schlich Lisa über den Rasen, bis sie gekonnt einen glucksenden Freudenschrei von sich gab. „Tatsache, guckt mal, dahinten sind Zwerge. Jetzt nicht hektisch werden, sonst erschrecken sie sich.“
Lisa empfand pure Lust, diesen beiden Krötenköpfen eins auszuwischen. Mit innerlicher Genugtuung ging sie rücksichtsvoll auf die Zwerge zu, um sie ja nicht zu verscheuchen. Hinter ihrem Rücken blieb ihr das aufgeregte Tuscheln nicht verborgen.
„Hast du die Vögel doch noch woanders hingestellt?“, flüsterte Maximas Vater überrascht. Irritiert und verwirrt schüttelte Mia ihren Kopf mit den gebundenen Zöpfen.
„Wann denn, Papa? Wir sind zusammen ins Haus. Hast du das vergessen?“ Wie angewurzelt blieben sie an Ort und Stelle im Garten stehen und grübelten über ihren verlorenen Geisteszustand.
„Die Vögel können sich doch nicht von allein durch den Garten getragen haben!“
„Sag nicht immer Vögel. Das sind Zwerge, Papa, Zwerge!“, betonte sie abermals genervt. Maximas Abenteuerlust, ihrer Mutter Streiche zu spielen, wich einer gewissen Ehrfurcht.
Inzwischen war Lisa bei den Zwergen angekommen und rief. „Oh, seht mal, die haben sogar Namensschilder umhängen. Brokk und Sinith . Wie die sich wohl hierher verlaufen haben. Ausgerechnet in unseren Garten! Die müssen bestimmt große Abenteuer bewältigen und brauchen Nahrung für die Reise.“
Lisas Ehemann Lorenz und Maxima standen immer noch wie angewurzelt und schienen in ein Streitgespräch verwickelt. „Ich habe die Zwerge nicht angefasst, Papa.“
„Ja, ich auch nicht. Mir ist das jetzt hier auch einfach zu dumm. Ich geh in mein Arbeitszimmer, da brauch ich mir über Wanderzwerge keine Gedanken machen.“ Leicht angesäuert drehte er sich um und stolzierte ins Haus.
„Weißt du, was Zwerge am liebsten essen …?“ Mit großen Schritten und den Porzellanwaren auf dem Arm machte sich Lisa wieder auf den Rückweg zu ihrer vom Vater im Stich gelassenen Tochter.
„Nein, Mama. Oh menno auch! Ich will das auch gar nicht wissen. Ich hatte heute genug Budenzauber um mich herum. Ich habe die Nase gestrichen voll von dem Zwergenmist. Ich geh ins Bett. Gute Nacht.“ Sie rollte genervt ihre Augen und ließ ihre Mutter im Garten und mit ihrer Frage nach dem Lieblingsessen der Zwerge einfach zurück.
Doch Lisa störte das nicht. Sie gab sich selber die Antwort. „Brot. Köstlich durchgebackener Sauerteig mit einer guten Handvoll grobem Salz …!“ Sie schmuste mit den Zwergen an ihrer Wange. „Gell, so schnell steht man allein da. Da wollte man mich veräppeln und jetzt ist man selbst verkohlt worden – und aufs Tiefste beleidigt. Tja,meine lieben Zwerge, wenn ich euch einen Rat geben darf, dann den: Machen zwei dasselbe, ist es noch lange nicht das Gleiche …“
»B rokk und Sinith waren nun schon vier Vollmonde unterwegs. Die Nächte wurden nachts schon kälter. Das Laub regnete in Regenbogenfarben von den Bäumen. Die Zwerge hatten es dadurch
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