Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
waren außer sich vor Freude. Sie glucksten und kicherten. „Hast du noch Angst davor, zu gehen?“, fragte Brokk Sinith, der von einem Beinchen auf das andere hüpfte.
„Nein, überhaupt nicht!“ Entschlossen packte Sinith seinen Freund an den Schultern. „Jetzt, wo ich weiß, dass unsere Mütter uns keine erfundenen Märchen auftischten, sondern alles wahr und wahrhaftig ist, mache ich mich gerne und schnell auf den Weg, um die Herrscherin vom Klobenberg zu finden.“ Er war von der Fähigkeit, sie zu finden, total überzeugt. Schnell, um keine weitere Zeit zuvergeuden, packten sie ihre Taschen mit den Schutzschilden zusammen.
„Oh Mann, ich glaub das alles nicht! Die schöne Nympfjet gibt es wirklich.“
Verliebt in eine Hexe, die noch niemand wirklich gesehen hatte, schmiedeten sie schon Zukunftspläne.
„Ich werde sie zuerst fragen, ob sie meine Frau werden will.“ Sinith straffte sich und wollte vor Brokk einen Kopf größer wirken.
„Nein, ich! Ich bin drei Tage älter als du.“ Brokk besann sich auf sein Ältestenrecht. „Ich wollte sie schon heiraten, da lag ich noch in den Zwergenwindeln …!“
„Ach nee. Wenn du nur drei Tage älter bist, in welchen Windeln lag ich dann, als ich Nympfjet heiraten wollte? In denen eines Greises?“
Fast schon zickig wie kleine Mädchen wollten sie sich bei Nympfjet gegenseitig ausstechen.
Der Zwergenkönig war etwas beruhigter, da die beiden Lichtritter etwas hatten, womit sie sich von der gefährlichen Aufgabe ablenken konnten. Sei es auch nur, um die Gunst zu erringen, die in jedem Fall etwas zu groß für beide schien …
Zufrieden stellte sich Sordolax zu voller Größe auf, der bis eben immer noch bei den Zwergen kniete. „Dann müsst ihr euch nun sputen. Und achtet darauf, dass der Zahn nicht zu Schaden kommt. Sonst war euer ganzer Weg umsonst!“
Kurz darauf wurden die tapferen Lichtkrieger aus der Zwergenstadt verabschiedet. Die Schultern desZwergenkönigs wurden noch schwerer, als die beiden auf ihren Wildschweinen davonritten.
„Lass deine Augen nicht trübe werden, mein kleiner Freund. Es ist gut so, dass sie nicht wissen, wie wichtig der Zahn der Treue ist. Es sind manchmal belanglose Gegenstände, die man eher am Herzen aufbewahrt und darauf achtet. Bei Sachen von höchstem Wert und höchster Wichtigkeit ist es manchmal die Sorgsamkeit, die böses Unheil herbeiruft!“«
L isa stand in ihrer alten Küche mit einer heißen Tasse Tee in der Hand und blickte verträumt und zugleich nachdenklich zu der uralten Eiche im Vorgarten. Sie wusste nicht genau, sollte sie den Baum hassen oder von Herzen lieben. Ihre Empfindungen für die alte Bluteiche waren ganz tief in ihr gespalten. Oft hatte sie das Verlangen, diesen Baum aus dem Garten zu entwurzeln und kurz und klein zu hacken – und dann wieder zu hegen und zu pflegen und sich über die Erhabenheit seiner Krone zu erfreuen. Die gespaltenen Gefühle, die sie für den borkigen Baum bereithielt, erschreckten sie zusehends von Tag zu Tag mehr. Es ist doch nur ein Baum mit dicken, stark verschlungenen Wurzeln tief in der Erde. Mehr nicht, oder? Lisa seufzte unbemerkt. Sie sah fast wie hypnotisiert auf die wuchtige Eiche, die sich mit ihren saftigen und prall gefüllten Blättern im leichten Wind fast tänzelnd hin und her wiegte. Sollte das vielleicht eine Antwort sein auf ihre Bedenken? Wollte die alte Eiche ihr damit sagen, dass sie sich um den Baum keine Sorgen machen muss? Lisa wollte das gerneglauben, um ihre Nerven zu beruhigen. Aber das Für und Wider hielt sich exakt die Waage. Sie war aber auch wunderschön anzusehen, die uralte Eiche. Blutrote Blätter umgaben ihr Haupt. Der dicke, borkige, tief rillige Stamm war felsenfest mit der Erde verbunden. Standhaft, dominant und geheimnisvoll überdachte er stolz den Garten. Doch bei Lisa bedeutete dieser fest mit seinen Wurzeln in dem sandigen Boden verankerte Baum das tiefe ungute Gefühl, dass der Baum ein schreckliches Geheimnis in sich trägt. Vielleicht ist das alles albern und irgendwelchen Hirngespinsten entsprungen, die ihr nur so unruhige Gefühle einreden wollten. Sie wohnte schließlich schon dreißig Jahre neben und mit dieser alten Eiche, die wie sie mit dem Harzer Land verwurzelt war. Aber trotzdem wirkte der Baum auf sie, als könnte er unschöne Geschichten erzählen. Seine Geheimniskrämerei und sein dennoch protziger Stolz ließen ihr schon immer eine Gänsehaut den Rücken rauf und runter huschen.
Lisa wurde abrupt aus
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