Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
Zeigefinger zur Bestätigung in die Luft. Das oberflächliche Geplänkel hätte jetzt Stunden gefüllt. Lisa aber hatte vorerst genug von der Geheimniskrämerei und von ihren Mutter-in-den-Rücken-Fallenden , sie drehte sich gerissen grinsend von den beiden weg und wollte sich später dann nett von ihnen hinters Licht führen lassen.
„Ich mach schon einmal Abendessen. Geht erst mal Händewaschen. In einer halben Stunde bin ich so weit.“ Lisa drängte sie förmlich, die Küche zu verlassen. Sie verfolgte nun nämlich auch einen spontanen Gedanken, den sie vor dem Essen noch ausführen wollte. Die zwei sollten jetzt ganz schnell aus ihrem Sichtkreis verschwinden, damit sie ungehindert in den Garten gehen konnte.
Wie ihr mir, so ich euch! Ihr durchtriebenen Schlitzohren, dachte sie heimtückisch und plante eine Vereitelung! Lisa konnte es kaum abwarten, dass ihre kleine Familie in der ersten Etage verschwand. Für Lisas Ermessen dauerte das fast eine kleine Ewigkeit, als Maxima ihren Vater zum Fangenspielen aufforderte, der gerade noch vor dem Abendbrot einen Abstecher in sein Büro machen wollte.
„Ich bin Erster!“ Maxima stürmte an ihrem Vater vorbei, stupste ihn an und überholte ihn gekonnt frech. Ihr Vater versuchte noch krampfhaft, ihren langen Pferdeschwanz zu greifen, fasste aber ins Leere.
„Warte, Fräulein, gleich habe ich dich.“ Laut polternd trappelten sie die Treppe nacheinander rauf.
Lisa lauscht die Treppe hoch, um auch sicher zu sein, dass sie im Badezimmer beschäftigt waren. Sie stellte sich auf die unterste Stufe und horchte, oben ging es aber so laut her, das wäre auch eine Stufe tiefer nicht zu überhören gewesen. Prima, dachte sie sich. Die zwei sind mit Quietschen und Schreien erst einmal beschäftigt! Blitzschnell wandte sie sich um und lief durch die Hintertür raus in den Garten. Sie brauchte nicht lange zu suchen. Rote Zipfelmützen von zwei kleinen Wichteln stachen ihr sofort ins Auge. Ach Gott, die waren ja so was von herzallerliebst, schnuckelig und zuckersüß …! Vorsichtig nahm sie nacheinander die Zwerge weg. Noch etwas unentschlossen, mit den kleinen Zwergen im Arm, drehte sie sich ein paarmal im Kreis.
„Na gut, meine Kleinen“, säuselte Lisa. „Jetzt bekommt ihr einen anderen Standort. Mal sehen, was Maxima und mein Mann dazu sagen, wenn ihr plötzlich nicht mehr dort anzutreffen seid, wo ihr ursprünglich gestandenhabt.“ Lisa hätte sich kringelig lachen können, aber sie musste sich beeilen, bevor sie von ihrem Mann und ihrer Tochter im Garten erwischt wurde. Doch die Zeit, die Porzellanfiguren zu begutachten, die nahm sie sich noch. Liebevoll strich sie die Namen der Zwerge mit dem Zeigefinger nach. Sogar an die Namen haben sie gedacht, diese Schlawiner. Fast zärtlich stellte Lisa die Wichtel weiter zurück in den nach hinten verlaufenden großen Garten, unter die Holunderbüsche. So ist es gut. Zufrieden mit dem neuen Platz machte sich Lisa wieder zügig in ihre Küche zurück. So als wäre nie etwas gewesen, stellte sie sich direkt wieder an ihren Herd und kochte die leckere Henkersmahlzeit für die Verschwörer fertig!
Ein Rumsen und Poltern zeigte Lisa an, dass sich ihre beiden Banausen gut gelaunt hinter ihr an den Tisch setzten und nach Hunger schrien. Genüsslich und mit knisternder Spannung, jeweils den anderen genau beobachtend, ließen sie sich das Abendbrot schmecken.
Irgendwann unterbrach Lisas Ehemann das Schweigen und gegenseitige Belauern. „Schatz, was hältst du davon, wenn wir uns nach dem Essen im Garten noch ein bisschen den Wind um die Nase wehen lassen?“ Maximas Vater zwinkerte verschwörerisch seiner Tochter zu. Lisa war gar nicht überrascht über die Abgebrühtheit ihrer Lieben, sie so plump nach draußen zu locken!
Mit verschlagenem Blick machte sie einen Gegenvorschlag. „Ja, aber nur, wenn ich euch eine Sage erzählen darf!“
Maxima verdrehte die Augen, schaute ihren Vater fragend an und signalisierte: Ey, so war das aber nicht abgesprochen!
Er grinste über beide Ohren bei dem Gedanken, dass seine Frau die Erste und Einzige war, die man wegen Sagen und Mythen eines Tages verhaften würde. „Schatz, wir lieben dich wirklich, aber kannst du heute nicht einmal eine Pause machen?“
„Nein!“, sagte Lisa bestimmt. „Ich habe die Zwergengeschichte noch nicht zu Ende erzählt.“ Sie räumte schnell die Teller vom Tisch, damit sie sich durch ihr verschmitztes Lächeln um die Mundwinkel nicht verriet. Sie hörte ein
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