Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
sie unseren Wald. Die Heerscharen bitterböser Hexen um sie herum werden immer größer und brutaler. Viele Freunde habe ich schon außerhalb des Waldes verloren.“ Sordolax versank in sich und sah viele grausame Bilder von einem unfairen Kampf. Todesschreie hallten in seinem Kopf bitter nach und ließen ihn ungehemmt frösteln.
„Dank einer bösen sowie guten Hexe liegt der einzige und wirkliche Schutz innerhalb des Dickichts, kein Schattenweib kommt dort jemals lebendig wieder heraus.“
Er machte eine kurze Pause und hielt sich sein Vorrecht als Thronerbe vor Augen. Sein Vater überlieferte ihm schon sehr früh die wahre Geschichte des Zauberwaldes, denn eines Tages sollte er nun einmal König sein und seine Aufgaben und Gesetze gut kennen, vor allem aber den Trumpf im Ärmel in Zeiten bitterer Not besonders gut kennen.
„Aber wenn das so ist, also wenn der Wald vor den Hexen sicher ist, dann verstehe ich jetzt die ganze Aufregung nicht!“ Brokk hatte sich leicht verneigt, um dem Königssohn trotz des Einwurfes seinen Respekt zu zollen.
Der nahm es dem kleinen Zwerg auch nicht übel. Hier ging es erst einmal auch nur um die Zwerge, denen eine Bürde auferlegt werden muss, deren Schweregrad nicht zu ermessen ist. Sordolax schnappte schwer nach der Luft, die seine Lungen füllte.
„Selbst wir sind dem Fluch unterlegen. Wir können den Wald nicht verlassen. Eingesperrt wie Tiere in einem Käfig leben wir in unserem eigenen Wald. Ich konnte hierher fliehen, weil ich von meinem Vater ein Zauberpulver bekam, das mir die Möglichkeit schaffte, zu euch zu kommen und um Hilfe zu bitten.“
Sinith und Brokk waren erschüttert. Selbst Brutas legte seine Hände an den braunen Mantel seines Freundes. „Stimmt“, sagte Brokk. „Wir haben uns immer gefragt, wieso die Zwerge den Kontakt zu euch aufrechterhalten und von den Riesen nie einer zu Besuch kam.“
Sinith nickte. „Ja, jetzt wird uns einiges klar! Welche Hexe hat euch denn verflucht?“
Sordolax’ trauriger und verstohlener Blick schweifte weit in die Vergangenheit zurück.
„Den todbringenden Fluch hat vor vielen Jahren die alte Oberhexe Walpurga vom Klobenberg zur Bestrafung ihrer eigenen Hexen selbst ausgesprochen. Die Hexen fürchteten die Umgebung und den Fluch, der nur den Tod nach sich ziehen würde. Mit dem Wald sind wir Riesen auch verflucht worden. Sobald eine verstoßene Hexe in unseren Wald kam, mussten wir sie, ob wir wollten oder nicht, wie eine Ameise zertreten. So war sich Walpurga ihres ungeteilten Gehorsams sicher, denn die Hexen fürchten diese Bestrafung!“
Die beiden Ritter schwiegen und harrten der Worte des künftigen Zyklopenkönigs. Aber sie verstanden immer noch nicht ganz genau, was der König Brutas und der große Prinz von ihnen wollten. Da sie merkten, dass Sordolax mit seiner Geschichte noch nicht zu Ende war, zwangen sie sich, still zu sein und abzuwarten.
„Nur eine konnten wir aus dem Wald entrinnen lassen …! Das hat sich herumgesprochen und nun versuchen die Hexen unseren Wald auszukundschaften, um etwas Wertvolles in Besitz zu nehmen, was sie im Wald vermuten.“
Brokk konnte nicht mehr an sich halten und unterbrach ein weiteres Mal die Rede des großen angehenden Königs aus dem Wald. „Ja, aber …!“ Demütig verneigte er sich vor dem riesigen Königssohn mit dem einen Auge, um ihm damit zu zeigen, dass er auch diesmal nicht vorlaut erscheinen wollte. „Wir helfen ja gerne. Aber wir sind Wichte. Klein an Statur, auch wenn wir kraftvoll unser Eisen bergen und schlagen, sind wir nicht in der Lage,einen Krieg gegen eine oder zwanzig böse Hexen zu führen.“ Er dachte kurz nach und führte weiter aus: „Vielleicht sind es ja auch Hunderte. Die Zahl der Schattenweiber kann keiner genau nennen!“
„Ja, genau!“, warf Sinith treuherzig ein und trampelte unruhig auf seinen kurzen Beinen. „Wir sind klein.“
Sordolax lächelte leicht. „Ich weiß, meine kleinen Freunde. Ich weiß, dass wir euch einer großen Gefahr aussetzen müssen.“ Müde und erschöpft schloss er sein Auge, das als einziges Mahnzeichen noch auf die böse grausame Hand von der Oberhexe Walpurga hinweist. „Aber wenn ich das nicht täte, wären mein Volk, euer Zuhause und der ganze Harz für immer und ewig verloren. Ihr müsst die Herrscherin vom Klobenwald finden und mit ihr das Schwert der Weisheit. Ansonsten sehe ich für uns und alles Lebende und Lebendige hier in den Zauberwäldern vom Harz keine Zukunft mehr.“
Behutsam
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