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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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lange nicht mehr Joe, sondern trägt jetzt einen anderen Namen, einen, der überhaupt keine Verbindung zur Vergangenheit zulässt, und er lebt in Ruhe und Frieden mit Frau und Kindern in einem verschlafenen kleinen Nest am Ende der Welt, an einem Ort, wo ihn die Vergangenheit nie einholen wird.
    Meine Mutter allerdings holte die Vergangenheit schon vor langer Zeit ein. In den frühen 1980ern wurde ihr Verhalten wirklich alarmierend, und weil sie manchmal richtig gewalttätig war, musste sie immer wieder in Spezialkliniken und geschlossene Einrichtungen. Jedes Mal, wenn sie entlassen wurde, war die Zeit bis zur nächsten Einweisung kürzer… bis sie schließlich 1984, nach einem körperlichen Angriff auf eine Nachbarin (die sie beschuldigte, eine Affäre mit ihrem Mann zu haben), in eine Langzeitklinik für psychisch Kranke in Berkshire eingeliefert wurde … Dort nahm sie sich zwei Monate später das Leben.
    Bei meinem letzten Besuch, eine Woche vor ihrem Selbstmord, wusste sie nicht mehr, wer ich war.Ein weiteres Leben …
    Ein weiterer Tod …
    Während all der Jahre habe ich mein Versprechen, das ich William gegeben hatte, stets gehalten. Ich habe nie jemandem die Wahrheit über ihn erzählt, ich habe nie über seinen Vater, über Nancy oder irgendetwas anderes gesprochen, das sie und Joe vielleicht in Gefahr hätte bringen können. Das war nicht immer leicht, besonders in den ersten Tagen nach Williams Tod. Und am schwierigsten war wohl die Frage, was ich Curtis über William sagen sollte. Ich war so vollkommen am Boden zerstört damals, so zerfressen von Trauer, dass ich ihm eigentlich gar nichts erzählen wollte. Ich wollte nicht mit ihm reden, ich wollte ihn nicht sehen … ich wollte gar niemanden sehen. Ehrlich gesagt, ich wollte überhaupt nichts mehr. Ohne William hatte einfach alles keinen Sinn mehr für mich.
    Aber Curtis rief ständig an oder kam vorbei – er wollte unbedingt erfahren, was los war, und je mehr ich ihn mied, desto wütender wurde er … was rückblickend absolut verständlich war. Inzwischen war unsere Single erschienen und nach dem Auftritt bei Top of the Pops schoss sie in den Charts gleich auf Platz dreiundzwanzig, deshalb war es völlig natürlich, dass Curtis wissen wollte, wieso ich mich plötzlich abkapselte und weigerte, mit irgendwem zu reden.
    Und nach einer Weile merkte ich, wenn ich ihn weiter mied, wenn ich mich weiter weigerte, ihm zumindest irgend eine Erklärung zu geben, würde das für mich alles nur noch schlimmer machen. Deshalb ließ ich ihn, als er das nächste Mal klingelte, rein, nahm ihn mit in mein Zimmer und erklärteihm, William sei von einem Auto überfahren worden und bei dem Unfall gestorben.
    Es war – in jeder Hinsicht – schrecklich, das zu tun, und ich verachtete mich dafür, aber ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen. Ich musste Curtis etwas sagen und die Wahrheit konnte ich ihm nicht erzählen, deshalb präsentierte ich ihm eine Lüge, die so dicht an der Wahrheit war, wie ich glaubte, gehen zu können.
    Curtis war ernsthaft schockiert von der Nachricht, sie traf ihn viel härter, als ich erwartet hatte. Dabei hätte es mich eigentlich nicht überraschen dürfen, doch ich glaube, ich war so in meinen eigenen Gefühlen gefangen, dass ich völlig vergessen hatte, wie viel William auch Curtis bedeutete. Natürlich ließ sich nicht abstreiten, dass Curtis ihn manchmal gehasst hatte, aber ich glaube, für Curtis bedeutete jemanden zu hassen fast das Gleiche, wie ihn zu lieben.
    Deshalb, ja, Williams Tod war ein gewaltiger Schlag für ihn.
    Ich denke, er hatte seine Zweifel, ob ich ihm wirklich die ganze Wahrheit erzählte – besonders, als ich erklärte, dass wir nicht zu Williams Beerdigung könnten, weil sein Leichnam am Tag nach dem Unfall zurück nach Belfast geflogen worden sei, und dass die Beerdigung bereits stattgefunden hätte … doch ich rechne es Curtis hoch an, dass er mich in diesem Punkt nie bedrängt hat. Ich glaube, es machte für ihn eigentlich keinen Unterschied, wie Willliam starb – er war tot, und mehr gab es dazu nicht zu sagen.
    Am selben Tag erklärte ich Curtis auch, dass ich nicht mehr in der Band spielen würde, und in diesem Punkt fing er sehr wohl an, mich zu bedrängen.
    »Natürlich«, sagte er. »Das versteh ich … ist ja klar, dass du das erst mal so empfindest.«
    »Nein, Curtis«, erklärte ich ihm. »Ich meine es ernst. Ich will nicht mehr, und fertig.«
    »Na gut … aber warum lässt du dir nicht

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