Lloyd, Sienna
einem
„G“
.
„Sehr hübsch.“
„Gabriel hat sich ein
‚R‘
auf die Brust tätowieren lassen.“
Ich muss alle mir zur Verfügung stehenden Kräfte aufbringen und atme tief durch, um diese Nachricht mit Würde aufzunehmen. Ich verwandle mich gerade in Buddha oder so etwas ähnliches, denn Rebecca beäugt jede meiner Reaktionen und ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Innerlich koche ich vor Wut und ärgere mich über ihre fiese Provokation.
„Oh, wie romantisch! Ich bin echt eifersüchtig.“
„Eifersüchtig?“
„Ja, Gabriel und du ihr seid so ein schönes Paar und habt alle eure Unstimmigkeiten überwunden.“
Mein Ablenkungsmanöver soll sie einerseits irritieren, damit sie aufhört mich auszuquetschen, aber andererseits fühle ich plötzlich wie eine tiefe Traurigkeit mich überfällt und ich will nicht, dass sie es merkt. Gerade noch war ich gut gelaunt von meinem Abend mit Hugo zurückgekommen. Wir haben uns total gut unterhalten und dass er mich anflirtet, tut meinem Selbstwertgefühl enorm gut. Ich liebe Gabriel wahnsinnig, doch durch den Abend mit Hugo ist mir klar geworden, dass ich mich allein fühle.
„Héloïse, ich bin mir sicher, dass du auch bald jemanden finden wirst! Eine Frau wie du!“
Ich weiß, dass ich auf der Hut bleiben muss! Wenn Rebecca Mitgefühl heuchelt, wetzt sie gerade das Messer, um zuzustoßen. Und natürlich kommt es genau so:
„Gabriel hatte die Idee mit der Tätowierung. Als wir sie gemeinsam betrachtet haben, ist uns klar geworden, dass das Wichtigste die Hoffnung ist. Gib auch du die Hoffnung nicht auf.“
„Ich werde Hugo wiedersehen. Er hat mich zum Abendessen eingeladen ... also es ist keine rein geschäftliche Angelegenheit ...“
„Aha! Ich wusste es doch! Der ist aber auch so was von attraktiv! Und außerdem passt ihr doch super gut zusammen ... er schreibt wie du... und er ist ein Mensch.“
„Ja, genau, nichts Kompliziertes. Und er gefällt mir schon auch.“
Rebecca hat erfahren, was sie wollte! Sie tischt mir eine Ausrede auf und verlässt eilig den Raum. Gerade wollte ich ihr von dem Interview berichten.
Als ich zurück in meinem Zimmer bin, schäume ich vor Wut und schreibe Hugo eine SMS.
Wenn du immer noch Lust hast, morgen Abend mit mir zu essen ... Ich bin dabei!
Als ich mich gerade abschminke, bekomme ich eine SMS von Gabriel.
Hallo Héloïse, können wir uns morgen sehen, damit du mich über die Verkaufszahlen auf den neuesten Stand bringst?
Er ist vorsichtig. Rebecca schnüffelt bestimmt in seinem Handy.
Morgen ist unmöglich. Aber irgendwann in den nächsten Tagen. Ich habe gerade die Tätowierung von Rebecca gesehen. Wie süß. Da hattest du ja eine tolle Idee. Herzlichen Glückwunsch zum Jahrestag. Kuss. Hello.
Ich schalte mein Handy aus. Ich werde Gabriel ein wenig zappeln lassen. Er nimmt seine Rolle als liebender Ehemann für meinen Geschmack ein wenig zu ernst. Ich verstehe ja, dass er so tun muss, als ob ... Aber ein Tattoo?? Auf der Brust?? Da, wo ich ihn immer küsse! Ein
„R“
, das mir immer deutlich machen wird, dass nicht ich diejenige bin, die an seine Seite gehört.
***
Eine vollkommen aufgedrehte Mélanie weckt mich.
„Ich fahre in die weiße Zone!“
„Morgen Mel!“
„Ich fahre in die weiße Zone!“
„Super! Du wirst sehen, es ist einfach traumhaft dort.“
„Gabriel leiht uns seinen Hubschrauber. Super nett von ihm!“
„Ja, echt nett von ihm.“
„Nun sei mal nicht so knatschig: ICH BIN AUF DEM LAUFENDEN!“
„Worüber?“
„Magda hat mir erzählt, dass du heute Abend mit Hugo verabredet bist.“
„Und woher weiß Magda das? Die Nachrichten verbreiten sich ja wie im Flug in diesem Haus ...“
„Sol hat es ihr erzählt und sie wusste es von Rebecca. Es hat geklappt! Ich finde das einfach super. Dann kann er ja auch ins Schloss kommen und wir leben hier alle zusammen wie in
Friends
.“
Mélanie spricht laut und in einem Wahnsinnstempo. Ihre Energie steckt mich aber gar nicht an. Ich würde ihr jetzt gerne alles von Gabriel und mir erzählen, denn so langsam halte ich es kaum noch aus mit niemandem darüber sprechen zu können. Aber dann muss ich an die Tattoo-Geschichte denken und ich werde wieder wütend.
„Sorry, Mel, ich bin noch nicht ganz wach.“
„Ich weiß. Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich totaaal wegen Hugo freue! Und auch, dass wir uns eine Woche nicht sehen werden, weil ich mit meinem Schatz in die weiße Zone fahre.“
„Ich freue mich für dich,
Weitere Kostenlose Bücher