Lloyd, Sienna

Blick zu. Rebecca zeige ich mein schönstes Lächeln.
    Als wir
Der Stadtneurotiker
sehen, lasse ich meinen Tränen freien Lauf und gebe vor, dass die magischen Momente im Film mich so bewegen. Mélanie nimmt meine Hand und flüstert mir zu:
    „Sie hat vielleicht dieses tolle flammenrote Haar, aber ihre schwabbeligen Oberschenkel möchte ich nicht haben!“
    „Ruhe!“, ruft Magda und anstatt zu schweigen, sagt Solveig plötzlich todernst:
    „Ich könnte jetzt einen Hummer verschlingen!“
    Wir müssen alle lachen und für die nächsten Stunden vergesse ich Rebecca und den Mann, den ich liebe und habe Spaß mit den anderen.
    Als ich in der Nacht zurück zu meinem Zimmer gehe, brauchen meine Augen eine Weile, um sich wieder an das, wenn auch gedämpfte, Licht im Flur zu gewöhnen. In meinem Zimmer finde ich, eingeklemmt in meinen Laptop, eine Nachricht von Gabriel vor.
    Du fehlst mir. Warum hast du mich so angesehen? Ich habe nur gelacht, weil mein Vater, der in seinem Leben noch nie gelächelt hat, so locker getanzt hat. Ich habe nichts Falsches getan, Héloïse, das weißt du.
    Er hat ja Recht. Er hat nichts Falsches getan, aber er fehlt mir. Wie lange wird das alles noch so weitergehen? Wie lange soll ich diese heimliche Liebe noch ertragen, meine Gefühle und Gedanken verstecken und dabei auch noch lächeln?
    Es ist schon drei Uhr nachts, doch ich kann nicht schlafen und surfe im Internet. Zwei neue Mails werden mir in der Mailbox Hello Ise angezeigt und diese Mails werden den Verlauf der Nacht grundlegend verändern.
    Die erste ist von Hugo Cagien.
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    Von: Hugo Cagien
    An: Mademoiselle Hello Ise

    Liebe Héloïse,
    unsere gemeinsame Freundin, Mélanie (ich nenne sie ja eigentlich schon immer Spaghetti ... aber sag ihr das bitte nicht, sonst schlägt sie mich beim nächsten Mal), hat mir ein Interview mit dir versprochen.
    Gut, ich sollte vielleicht lieber zugeben, dass sie mir das Interview mit dir versprochen hat im Tausch gegen einen Ausweis, den sie aus welchen Gründen auch immer, dringend brauchte. Ich würde mich sehr freuen dich kennenzulernen, also ich würde mich wirklich geehrt fühlen. Abschließend nutze ich die Gelegenheit, um dir eine Liebeserklärung zu machen (literarisch gesehen), ich bin nicht so ein perfekter Gentleman ... Dein Buch ist einfach stimmig, aber vor allen Dingen schreibst du mit dem Herzen. Es gibt nicht viele Menschen, die dazu in der Lage sind, Mademoiselle Hello Ise.
    Hugo
    P.S.: Wo, wann, wie? Ich stehe dir jederzeit zur Verfügung!
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    Ich hatte diesen Hugo ganz vergessen und antworte ihm, dass ich am nächsten Tag Zeit habe. Am besten ich bringe es so schnell wie möglich hinter mich. Außerdem habe ich es Mélanie zugesagt.
    Ich finde, dass Hugo sympathisch wirkt und muss schmunzeln. Aber das vergeht mir beim Lesen der zweiten Mail in meinem Postfach.
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    Von: Olivier H
    An: Mademoiselle Hello Ise

    Werte Mademoiselle,
    Sie sind eine Schande für unsere Spezies. Ich habe ihr Buch gelesen und es dann ins Klo geworfen! Wie können Sie sich erlauben, diese hässlichen, blutrünstigen Tiere mit uns Menschen zu vergleichen! Was ist mit all den Opfern der unbändigen Gier dieser Monster, die wir seit Jahrzehnten zu beklagen haben? Vampire sind Mörder und Wesen ohne Seele, die sich noch dazu ihr ganzes Leben lang, an den Menschen bereichert haben! Wir wurden geboren, wir leben und wir sterben. Das ist für alle Lebewesen auf dieser Erde, ob Adler, Leopard oder Farn das Gleiche. Aber dann ist Satan gekommen, voller Neid auf diese herrliche Schöpfung Gottes, und hat seine Diener mitgebracht, damit diese Bluthunde das herrlichste aller Gemälde vernichten.
    Ihr Buch entschuldigt diese Bluthunde! Sie sprechen von
„Überleben“
, von
„dem Gesetz der Natur“
, aber sehen Sie denn nicht, dass gerade diese Monster den Naturgesetzen nicht entsprechen und Sie sie mit Ihren Worten reinwaschen? Oder finden Sie es normal 240 Jahre alt zu sein, aber die Gestalt eines 19-jährigen Jugendlichen zu haben? Das ist gegen die Natur und widerlich!
    Ihr Buch ist eine Gefahr für uns alle und ich rufe zum Boykott auf! Die
M
boykottieren schon die Blutspende. Wenn Ihr Buch in die Hände unser Kinder fällt, wird es Schäden anrichten, die nicht wieder gutzumachen sind! Versuchen Sie nicht, Liebe und Verständnis aufzubauen, wo es nur das Böse gibt!
    Mit welchem Recht erlauben Sie sich die Regierung aufzufordern
„die Grenzen zwischen dem roten Viertel und der Zone der M zu öffnen,