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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Die Doppeltüren der großen Halle flogen nach innen auf, und ein lautloser Wirbelsturm fegte herein, begleitet von gedämpften Geräuschen. In der Mitte des Sturms befanden sich Rudolfos Zigeunerspäher, die ihre Messer tanzen ließen und gegen unsichtbare Klingen kämpften. Sie bluteten bereits aus Dutzenden Wunden unterschiedlicher Schwere, ihre Winteruniformen waren zerfetzt und mit ihrem Blut verschmiert. Die unsichtbaren Angreifer metzelten und schlachteten weiter, und der Flut von Wachposten und bewaffneten Dienern nach zu urteilen, die inzwischen in den Raum strömten, taten sie das schon, seit sie die Grenze überschritten hatten.
    Aedric stieß sich vom Tisch zurück und griff nach dem Zeremonienmesser, das er trug, während er seinen Männern durch einen Pfiff befahl, ihren König zu beschützen.
    Beschützt zuerst unsere Gäste , gab Rudolfo durch Handzeichen zu verstehen und zog das schmale Schwert, das er als Zierde zu seiner Garderobe ausgesucht hatte. Aedric nickte.
    Der Wirbelsturm fegte durch den großen Raum, Tische zerbrachen, Speisen flogen durch die Luft, Geschirr und Flaschen zersplitterten, während die unmagifizierten Zigeunerspäher versuchten, die plötzliche, unsichtbare Bedrohung zu bändigen.
    Wie viele? Rudolfo vermochte es nicht zu sagen. Sie waren stark und schnell, pflügten mit scharfen Klingen leise und tödlich ohne Unterschied durch Diener, Späher und Gäste, während sie zum Ehrentisch vordrangen.
    Hanric brüllte, warf den Tisch um und griff nach der silbernen Amtsaxt der Sumpfkönige. Als der Aufruhr dichter an ihn herankam, sprang der riesige Sümpfler auf, von seiner Eskorte mit gezogenen Waffen umringt.
    Gegenüber von Hanric warf Ansylus, der Kronprinz von
Turam, Rudolfo einen verwunderten Blick zu und erhob sich. »Was für ein …«
    Ehe er den Satz zu Ende bringen konnte, gingen seine eigenen Wachen unter einem Sturm aus Stahl zu Boden. Der Kronprinz selbst wurde an die Wand geworfen, von unsichtbaren Schultern gestoßen, dann bäumte er sich zuckend auf, als ihn unsichtbare Messer durchbohrten. Drei Zigeunerspäher drangen auf den Angreifer ein, während Rudolfos Gast zu Boden ging, sein Blick bereits gläsern im Tode.
    Rudolfo sprang mit seinem Schwert hinzu und spürte, wie es durch Stoff und Fleisch drang. Er stieß zu und drehte es, zog es heraus und stieß abermals zu. Eine schwere Gestalt ging keuchend zu Boden, rappelte sich wieder auf und stolperte durch die Mauer aus Männern, die sie umzingelt hatten. Die Männer wurden von der Stärke des Angreifers schlicht überrollt, sammelten sich dann von Neuem und rangen ihn wieder zu Boden, wo er zuckend und gurgelnd liegenblieb.
    Überall im Raum wurden ähnliche Angreifer von ganzen Männertrauben bedrängt – mit ähnlichen Ergebnissen.
    Rudolfo wandte sich zu Hanric und seinen Leibwächtern.
    Zwei der drei Wächter waren gefallen, und der letzte stand zwischen dem Schatten seiner Königin und den Klingen jener unsichtbaren Angreifer. Rudolfo sprang mit seinem Schwert hinzu, ließ es wild durch die Luft fahren, dort, wo er hoffte, Rücken oder Knie oder Hüften zu finden, und pfiff nach Aedric. Während Aedric und drei weitere Zigeunerspäher herankamen, fiel mit einem Schrei der letzte verbliebene Wächter des Schattens der Sumpfkönigin. Noch ehe der Körper auf dem Boden aufkam, fuhr Hanrics Axt nach oben und färbte sich mit dem Blut eines der Angreifer. Hell erklang die Axt, als sie besudelt wurde, und Rudolfo starrte die doppelköpfige Waffe an. Dort in dem silbernen Spiegelbild sah er zu viele Arme, zu viele Körper, zu viele Messer.

    Die Axt enthüllt sie. Noch während er sich darüber klar wurde, brüllte er es schon in den Raum: »Ihr könnt ihr Spiegelbild in der Axt sehen.«
    Er ging näher heran und fand sich vor einer Wand aus durchsichtigen Körpern wieder. Mit seinem Schwert drückte er dagegen.
    Unvermittelt wurde Rudolfo von Händen, die er nicht sehen konnte, von den Beinen gerissen, mit einer Kraft, die jede ihm bekannte Spähermagie weit überstieg. Dann hörte er das gedämpfte Geräusch einer Ohrfeige und eine weit entfernte Stimme. »Nein«, flüsterte die Stimme. »Ihn nicht.«
    Die Hände gaben ihn frei, und Rudolfo fiel zu Boden. Er riss sein Schwert nach oben und spürte, wie es auf Stoff und Haut traf. »Wer seid ihr?«, zischte er dem unsichtbaren Feind zu.
    Hanric brüllte, Rudolfo blickte auf und sah einen gezackten roten Riss auf Hanrics Unterarm aufklaffen. Aedric und die

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