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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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    Petronus
    Angst , dachte Petronus, ist etwas sehr Mächtiges. Sie hatte ihn jetzt im Griff, quetschte ihm die Brust zusammen und ließ seinen Magen zu Stein werden.
    Er blinzelte durch den schlecht beleuchteten Raum in die Richtung, aus der die Stimme kam, und schloss die Hand fest um sein Anglermesser. Die flackernden Flammen warfen tanzende Schatten an die Wände seiner Hütte. Sein Mund war trocken, aber er ließ sich davon nicht am Sprechen hindern:
    »Wer seid Ihr, dass Ihr mich für die Sünden des P’Andro Whym bestrafen wollt? Wer seid Ihr, dass Ihr meine Bundschaft mit ihm feststellen könnt?«
    »Wer ich bin, ist unwichtig.« Diesmal kam die Stimme aus einer anderen Ecke des Raumes. »Ihr seid Petronus, der König von Windwir und Heilige Stuhl des Androfranziner-Ordens.«
    Petronus lachte höhnisch. »Windwir und den Orden gibt es nicht mehr. Meine Frage bleibt. Wer seid Ihr?«
    Wieder hatte sich die Stimme bewegt, und auch ihre nächsten Worte beantworteten Petronus’ Frage nicht: »Legt Euer Messer weg, alter Mann. Gegen mich könnt Ihr nichts ausrichten.«
    Petronus wusste, dass er recht hatte. Er war nicht in der Verfassung, sich einem magifizierten Angreifer zu stellen. Jene Erdpulver aus der Alten Welt machten einen Angreifer stärker, schneller
und leiser, und darüber hinaus beugten sie das Licht um ihn herum und machten ihn selbst bei hellem Tageslicht so gut wie unsichtbar. Hier, in einem Raum voller Schatten, wäre Petronus tot, ehe er auch nur eine Spur seines Angreifers zu Gesicht bekommen hatte.
    Aber weshalb hat er mich nicht einfach getötet? Petronus schluckte. »Ich kann vielleicht nichts gegen Euch ausrichten«, sagte er, »aber ich werde meine Haut so teuer verkaufen, wie ich kann.«
    Die Stimme kicherte. »Zu jedem der anderen hat mein Meister einen Trupp geschickt. Zu Euch schickte er nur mich, denn Ihr seid alt und allein.« Ein Windstoß trug einen seltsam süßen Geruch heran, und Petronus spürte, wie auf seiner Wange ein Feuer aufflammte, kaltes, scharfes Eisen, das dort einen blutigen Strich zog. Er sprang mit seiner eigenen Klinge vor, ins Nichts. Wieder ertönte leises Lachen. »Ich kann Euch die ganze Nacht lang Schnitte zufügen, Letzter Sohn.«
    Denn Ihr seid alt und allein. Dann wurde Petronus die Bedeutung der Worte bewusst. »Letzter Sohn?«
    Wieder ein Windstoß. Diesmal glitt das Messer durch den Ärmel von Petronus’ Nachthemd und hinterließ eine lange, flache Furche entlang seines linken Oberarms. Petronus zuckte zusammen, und seine Klinge fuhr abermals nutzlos durch die Luft. Wegen der Schmerzen musste er die Zähne zusammenbeißen. »Seid Ihr hier, um mich zu töten oder mir Schmerzen zuzufügen? «
    »Beides«, flüsterte die Stimme.
    In diesem Augenblick barsten Tür und Fenster seiner Hütte nach innen. Aus der windstillen Nacht draußen fegte ein Wirbelsturm herein, im ganzen Zimmer regnete es Glas und Holzsplitter. Petronus hörte den jähen, gedämpften Klang von Stiefeln, die über Holz trampelten, und von mindestens drei Stellen in der Stube kam das Geräusch schwerer Atemzüge. Sein Angreifer schrie auf, und Petronus machte sich bereit für den kommenden
Schmerz, doch diesmal traf der Windstoß auf eine Wand, magifizierte Klingen kreuzten sich, und er hörte das Klirren von Metall auf Metall. Ein einzelnes Auge, blutunterlaufen und blau, erschien vor Petronus’ Gesicht. »Bleibt aus dem Weg«, sagte eine neue Stimme. »Lasst uns unsere Arbeit machen.« Dann rauschte der Sturm weiter, etwas Schweres wurde durch das Zimmer geschleudert, krachte gegen Petronus’ Holzstuhl und ließ ihn unter dem Gewicht zusammenbrechen.
    Die Stimme kam ihm bekannt vor. Eine Stimme aus so alter Zeit, dass er sie nicht einordnen konnte. Petronus drückte sich wieder in die Ecke neben seiner Pritsche und hielt weiterhin das Messer vor sich ausgestreckt, obwohl er wusste, dass es nichts als eine sinnlose Drohgebärde war. Er beobachtete, wie der Wind durch seine Stube fegte, Möbel zerschmetterte, Papiere durcheinanderwirbelte und Geschirr zerschlug. Es war unmöglich herauszufinden, wie viele Leute im Augenblick in der Hütte waren, aber neben dem durch die Magifizienten gedämpften Klirren von Stahl hörte er das halblaute Keuchen und die Schreie von mindestens fünf Männern. Zweimal fielen schwere Körper zu Boden, und einmal ertönte das leise, feuchte Pfeifen einer durchstochenen Lunge. Der Kampf schien schon eine Stunde zu toben, obwohl Petronus wusste, dass es

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