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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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auch weiterhin zur Verfügung.“ Dann legte er Juliannas Hand auf seinen Arm und schob seine junge Frau so rasch zur Tür hinaus, dass ihr keine Möglichkeit mehr blieb, irgendeine Bemerkung dazu zu machen. Noch als die Lakaien die schweren Türflügel lautlos hinter ihr schlossen, hörte sie den bewundernden Pfiff von Jerome und seine dreiste Bemerkung: „Der alte Genießer hat es ja sehr eilig!“
    Vergebens versuchte sie, den Kloß in ihrer Kehle hinunterzuschlucken. Aber vielleicht war es wirklich das beste, alles schnell hinter sich zu bringen. Nichts war doch schlimmer, als auf ein unausweichliches Ungemach warten zu müssen.
    Als sie sich wieder in der Halle befanden, wandte sich Sir Edmund mit einer leichten Verbeugung an sie und erklärte zu ihrer Überraschung: „Ich hoffe, du bist mit unserem plötzlichen Aufbruch einverstanden gewesen. Ich konnte es nämlich nicht eine Minute länger mit diesem Menschen in einem Raum aushalten.“
    Da Julianna keine Ahnung hatte, was er damit zum Ausdruck bringen wollte, nickte sie nur mechanisch, während ihr Gemahl ein Hausmädchen herbeiwinkte. „Zeige Lady Fitzhugh ihre Suite, Gwenyth, und hilf ihr beim Auspacken oder was sonst zu tun ist.“ Sein Gesicht wirkte plötzlich angespannt und müde. „Ich fürchte“, fuhr er fort, „dass ich auch dir im Augenblick keine Gesellschaft mehr leisten kann. In den vergangenen Tagen habe ich meine Kräfte übermäßig beansprucht und brauche jetzt Ruhe. Später werde ich in dein Zimmer kommen, und dann können wir über alles reden.“
    Wieder nickte Julianna wortlos und folgte etwas verwirrt dem Mädchen, das vor ihr die Treppe hinaufstieg. Offensichtlich muss ich auf das Ungemach doch noch warten, dachte sie resigniert.

2. KAPITEL
    „Eure Zimmer liegen auf dieser Seite, Mylady.“ Die Stimme der Bediensteten hatte einen vertrauten walisischen Tonfall, und Juliannas Herz wandte sich ihr ob dieser erfreulichen Tatsache sofort zu. Was auch immer in Sir Edmunds Haus auf sie zukommen mochte, so schien sie doch zumindest eine Verbündete hier zu haben.
    Von der Redeweise ihrer Großmutter waren ihr einige Bruchstücke in Erinnerung geblieben, sodass sie mit etwas Mühe ein paar kurze Sätze in der walisischen Sprache zustande brachte. So erkundigte sie sich denn auf diese Weise bei der Bediensteten, wie lange sie denn schon von „daheim“, fort sei.
    Ihre Bemühungen hatten den gewünschten Erfolg. Entzückt wandte sich Gwenyth um und überschüttete ihre Herrin sogleich mit einem ausführlichen Bericht, von dem Julianna allerdings nur hie und da ein einzelnes Wort verstand. Deshalb hob sie abwehrend die Hand.
    „Es tut mir leid, aber so gut beherrsche ich Walisisch nun auch wieder nicht. Meine Großmutter stammte aus Cymru an der nördlichen Küste, und deine Sprechweise erinnert mich an meine Kinderzeit.“
    „Ach so, nun ja, also, um es noch einmal auf englisch zu sagen: Ich bin vor zwei Jahren aus dem Hügelland nördlich von Abergavenny gekommen. Das war damals, als mein Papa sich aus dieser Welt verabschieden musste. Meine Tante arbeitet hier im Haus als Köchin. Was wird sie nur sagen, wenn sie hört, dass Ihr unsere alte Sprache kennt!“
    Als Julianna in das strahlende Gesicht des Mädchens blickte, wusste sie, dass sie eine Bundesgenossin gefunden hatte.
    Auf halbem Wege entlang einer weitläufigen Galerie blieb Gwenyth vor einer verschlossenen Tür stehen. „Ich hoffe, Eure Zimmer werden Euch gefallen, Ma’am. Wir hatten ganz schöne Mühe, in so kurzer Zeit alles fertigzustellen. Tantchen sagte, wenn jemand behauptet hätte, der Kapitän würde noch vor dem Wochenende eine Braut ins Haus bringen, hätte sie …“
    Die weiteren Worte verklangen hinter Julianna, während sie über die Schwelle ihres neuen Heimes schritt und einen hellen Salon betrat, hinter welchem man ein Schlafzimmer erblicken konnte. Während sie sich umsah, fragte sie sich, ob sie wohl träume. Denn obgleich sie ohne Zweifel zum ersten Male in ihrem Leben dieser Suite ansichtig wurde, fühlte sie sich darin auf Anhieb heimisch.
    In der äußersten Ecke stand der mit kunstvollen Intarsien verzierte Schreibtisch ihres Vaters. Neben dem Kamin entdeckte sie ihren kleinen Frühstückstisch und die breite gepolsterte Sitzbank, auf welcher sie noch kürzlich mit ihrem Vetter Francis gesessen hatte. Ein großer Schrank in der Nähe der Tür enthielt all ihre Bücher, deren Titel sie bis auf den letzten auswendig kannte. Wie betäubt lehnte sich

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