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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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er weit davon entfernt, das erbarmungswürdige alte Wrack zu sein, das sie am heutigen Morgen vor den Altarstufen erwartet hatte. Doch damit war auch der verzweifelte Plan, die Absichten des Stiefbruders zu durchkreuzen und sich ungebunden für Crispin zu bewahren, fehlgeschlagen. Als Jerome auf ihrer sofortigen Eheschließung bestand, hatte sie ihren vertrauten Vetter Francis damit beauftragt, einen Gatten für sie ausfindig zu machen, der zu alt und hinfällig war, um die Ehe tatsächlich zu vollziehen. Da alles so schnell gehen musste, war keine Gelegenheit gewesen, Francis nach dem Erfolg seiner Mission zu befragen. Doch aus seiner zufriedenen Miene hatte sie geschlossen, dass die Angelegenheit nach Wunsch geklärt sein musste.
    Jeromes spöttische Bemerkung über Sir Edmund hatte sie in der Überzeugung bestärkt, dass dieser Mann ihren Vorstellungen auf ideale Weise entsprach. „Er sammelt alte Drucke und altertümliches Kunstgewerbe und scheint selbst eine Art Antiquität zu sein. Denke nur, er zieht es vor, sein eigenes Haar zu tragen, obwohl es an manchen Stellen dürftig genug ist, um nach einer guten Perücke zu verlangen.“
    Eine Antiquität? Unter anderen Umständen hätte Julianna diesen Gedanken äußerst belustigend gefunden. Zudem hatte Jerome Sir Edmunds vorgeschrittenes Alter noch um einige Jahre übertrieben. Nun aber stellte sich ihr Bräutigam als ein Mann in den besten Jahren dar, der durchaus zum Vollzug einer Ehe tauglich war. Der kühne Rettungsplan hatte also kläglich versagt.
    „… willst sie als die eine und einzige an deiner Seite in Ehren halten, bis dass der Tod euch scheidet?“
    „Ja.“ Der Ton von Sir Edmunds Stimme war dunkel und volltönend, wenn auch mit einem deutlichen Anklang von Schärfe. Eine solche Stimme ließ keinen Widerspruch zu, weder von einer Schiffsbesatzung noch von der Dienerschaft oder dem Eheweib. Gnade mir Gott, dachte Julianna entsetzt. Habe ich nicht soeben hoch und heilig versprochen, meinem Gatten gehorsam zu sein?
    Ihre kindischen Träume von einer nicht vollzogenen Ehe waren ein Hirngespinst gewesen. In wenigen Augenblicken würde sie für immer diesem strengen Mann gehören, denn Jerome hatte all ihre vertrauten Dinge verkauft – ihre geliebten Bücher und selbst ihre wie eine Kostbarkeit gehütete Harfe. Angeblich brauchte er jeden Penny, um die Schulden des Vaters zu begleichen. Eine gnädige Benommenheit überkam Julianna. Wie aus weiter Ferne beobachtete sie den Ablauf der Trauung, als betreffe sie eine Fremde.
    „Wer übergibt diese Frau an diesen Mann zum heiligen Ehestand?“
    „Ich“, erwiderte Jerome gleichgültig.
    In Juliannas Ohren aber klang dieses Wort wie ein höhnischer Triumph. Und als sie der nach abgestandenem Brandy stinkende Atem ihres Stiefbruders traf, bewegte sie abwehrend den goldbestickten Fächer.
    Wer übergibt diese Frau? Für die meisten Bräute war diese Frage eine bloße Formalität. In ihrem Fall jedoch traf sie genau die Wahrheit. Ihr Stiefbruder gab sie einem völlig fremden Menschen. Nur um des Geldes willen zwang er sie zur Ehe. Sie wurde verkauft wie all ihr Hab und Gut, wie das Vermögen ihres verstorbenen Vaters, an denjenigen, der den höchsten Preis zu zahlen bereit war.
    „Im Namen Gottes nehme ich, Edmund Fitzhugh, dich, Julianna Ramsay, zu meiner rechtmäßig angetrauten Gattin. Ich werde von heute an zu dir halten in guten wie in schlechten Tagen, in Armut und Reichtum, in Krankheit und Wohlergehen, bis dass der Tod uns scheidet.“
    Als nun die Reihe an Julianna kam, bewegte sie krampfhaft die Lippen, doch die Worte kamen kaum hörbar aus ihrem Munde. Starr blickte sie an Sir Edmunds hochgewachsener Gestalt vorbei und richtete den Schwur an Crispin, ihr Herz einzig und allein für ihn zu bewahren.
    „Ich, Julianna Ramsay, nehme dich, Edmund Fitzhugh, zu meinem rechtmäßig angetrauten Gatten …“
    Die Worte waren kaum mehr als ein Hauch, und Sir Edmund hatte den unerfreulichen Eindruck, als sehe seine künftige Gemahlin durch ihn hindurch.
    Warum, zum Teufel, blickt sie bei der Aussicht, meine Frau zu werden, nur so jammervoll drein, fragte er sich voller verletzten Stolzes. Schließlich ging der Plan dieser Ehe doch in erster Linievon ihr aus. Als ihr schüchterner Vetter mit diesem törichten Vorschlag bei ihm aufgetaucht war, hatte er keine andere ehrenhafte Möglichkeit gesehen, als darauf einzugehen.
    „… in Krankheit und Wohlergehen, bis dass der Tod uns scheidet.“
    Bei Klang dieser

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