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Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Titel: Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Essling
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wütend. Aber jetzt waren wir die Räuber und wir beratschlagten uns, um ein sicheres Versteck zu finden. Plötzlich hatte ich einen Einfall: „Gehen wir doch auch in die Mangelkammer. Jetzt, nachdem wir denen unsere Meinung gesagt haben, denken die doch nie daran, uns dort zu suchen. Außerdem ist es nur gerecht.“ Gesagt, getan.
    Die Gendarmen fanden uns tatsächlich nicht und uns wurde es langweilig. Da haben wir mal die Mangel ausprobiert. Gisi hatte hier schon mit ihrer Mutter gemangelt und Barbara auch. Sie konnten die riesige Walze auch bewegen. Wir lernten es dann alle. Allerdings war das auch nicht mehr so interessant, nur die Mangel hin und her zu schieben. Es gab aber nichts zu mangeln. Gisi schaute uns alle prüfend an und fragte, ob jemand ein Taschentuch dabei hätte. Das hatte nur Marlies, aber es war gebraucht. Und ein gebrauchtes Taschentuch zu mangeln ist eklig. Marlies fand aber, mein Rock sei genau das Richtige dafür. Also breitete ich den Glockenrock um mich aus und setzte mich an das untere Ende. Mir war schon ein bisschen mulmig dabei zumute. Aber sie haben die Mangel zu dritt bedient, da konnte mir nichts passieren. So bin ich sitzen geblieben. Das mit dem Mangeln hat auch geklappt. Aber die Walze ließ sich nicht zurückdrehen und ich steckte fest.
    Gisi reparierte rum und die beiden anderen versuchten, mich da rauszuzerren. Wir hatten ganz vergessen, dass wir Räuber und Gendarm spielten, jetzt hätten wir Verstärkung gebraucht. Aber die anderen fanden uns ja nicht. Es wurde beratschlagt und hin und her geredet, was zu tun sei. Barbara meinte, sie würde ihre Mutter zu Hilfe holen. „Bloß nicht“, Gisi war ganz entsetzt. „Wir dürfen hier doch gar nicht rein, das gibt nur Ärger!“ Ja, den Ärger konnte ich mir vorstellen, wenn ausgerechnet Frau Martin uns hier finden würde.
    Sie war so streng zu ihren vier Kindern, dass diese immer Angst vor ihr hatten, ich übrigens auch. Ich war nicht gerne bei Martins oben. Sie betete viel und redete über die Sparsamkeit und die Verdammnis. Sie teilte ihren Kindern täglich eine Karamelle zu, aber von den einfachen, nicht von den dicken. Ich habe nie was von ihr bekommen, wenn ich beim Bonbonausteilen zufällig mal dabei stand. Alle Kinder mussten jeden Tag eine Stunde im Garten arbeiten, nur im Winter nicht.
    Maria und Barbara spielten Flöte und trugen immer selbst genähte Ärmelschoner. Ich habe Frau Martin nie lachen sehen oder freundlich gucken. Außerdem konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass sie ein Kind drücken konnte. Ihr spitzes weißes Gesicht wirkte noch strenger durch den straffen großen Knoten auf ihrem Kopf. Der ist rabenschwarz.
    Da ist Herr Martin ganz anders. Er ist auch sehr fromm und spielt in der Gemeinde eine Rolle, aber er hat blonde Locken und ist immer fröhlich und zu jedem freundlich. Auch zu Kindern. So ist die Barbara auch. Deshalb habe ich sie vielleicht viel lieber als Maria.
    Endlich bin ich frei. Aber mein Rock, o lieber Gott, mein schöner Rock, wie sieht der aus! Es sind lauter runde Löcher, die nur noch von einem bisschen Stoff zusammengehalten werden. Ich stehe praktisch in der Unterhose da und die ist auch noch rosa! So kann ich auf gar keinen Fall nach Hause gehen, ich würde mich zu Tode schämen. Dann fällt mir meine Mutter ein. Wie hat sie sich gefreut, dass sie mir den Rock zum Geburtstag schenken konnte.
    Die anderen versuchten mich zu trösten: „Warte, bis es dunkel wird, Ulli. Geh dann erst heim. Da sieht Dich niemand.“ Marlies hatte einen Schal. Den borgte sie mir, damit ich ihn notdürftig um die Hüfte wickeln konnte. Aber es dauerte noch lange, bis es dunkel wurde, weil wir Hochsommer hatten. Nur Barbara blieb bis zum Schluss bei mir, obwohl sie von ihrer Mutter bestimmt schlimm ausgeschimpft wurde. Als es endlich dunkel war, schlich ich mich zwischen den Fliederbüschen und den Häusern heim.
    Meine Mutter sah nicht gleich, wie ich aussah; denn im Treppenhaus war es auch dunkel. Aber sie schlug sofort die Hände zusammen und rief: „Weißt Du, wie spät es ist? Was fällt Dir ein, einem solche Sorgen zu machen? Ich habe Dich im ganzen Ort gesucht, war sogar bei Frau Wolf. Kind! Na, Gott sei Dank bist Du jetzt da!“ Sie zog mich in die Küche. Und da sah sie mich in meiner abenteuerlichen Aufmachung. Daraufhin setzte Mama sich erst mal hin.
    Meinen Vater konnte ich nirgends entdecken. Er reparierte wohl irgendwo die Wasserleitung. Ich habe geschluchzt, mich auf Mamas Schoß

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