Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt?

Titel: Lockenkopf 1 - Warum weint man, wenn einem etwas gefällt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Essling
Vom Netzwerk:
Meine Eltern haben keine Bonbons. Sie sagen immer, sie sind schon froh, wenn sie überhaupt was zu essen haben.
    „Glaubst Du nicht, dass es in Kattenbach auch eine Menge Kinder gibt? Da findest Du bestimmt neue Freunde!“ Typisch Erwachsene. Neue Freunde vielleicht, aber bestimmt niemand wie Peter.
    Ich liebe Peter. Wir wollen später mal heiraten. Wir halten gegen alle zusammen. Die Erwachsenen sagen ja manchmal, einer von uns sei schon schrecklich genug, aber zusammen seien wir eine Plage. Das ist auch so was. Wenn wir Kinder uns zanken, heißt es: „Vertragt Euch!“ Keiner verträgt sich besser wie Peter und ich. Dann heißt es aber wieder: „Die Zwei stecken schon wieder zusammen.“
    Meine Schwester ist auch immer mit ein paar Mädchen zusammen, die streiten sich aber oft, genau wie die Erwachsenen. Peter und ich streiten uns nie.
    Inge muss manchmal auf mich aufpassen. Das macht sie aber nicht gern. Wenn sie nicht auf mich aufpassen muss, laufen wir ganz gern hinter ihr und ihren Freundinnen her. Es könnte ja interessant werden, was die großen Mädchen unternehmen. Neulich ist sie ganz wütend geworden und hat Mama gesagt, sie wolle nicht immer auf die Babys aufpassen, sie hätte schließlich ein eigenes Leben.
    Da habe ich uns gerächt und ihr bewiesen, dass wir keine Babys mehr sind.
    Im Hof gibt es einen riesigen Stall, da waren früher mal Schafe drin. Aber die sind schon lange aufgegessen worden. In dem Stall haben die Leute jetzt Kartoffeln und Kaninchen, jede Familie hat so eine eingezäunte Ecke.
    In diesen Stall habe ich Inge geschickt. Ich habe ihr mitgeteilt, Mama hätte gesagt, sie solle Kartoffeln holen. Unsere Ecke ist ziemlich hinten, also brauchte Inge einige Zeit. Der Schlüssel steckte draußen an der Tür. Ich kam nur dran, weil ich mich auf einen Hackklotz gestellt habe. Deshalb konnte ich den Schlüssel umdrehen. Dann warf ich ihn fort.
    Das war am späten Vormittag. Zum Mittagessen rief Mama nach uns. Ich kam ganz brav hoch, aber Inge nicht. Meine Mutter verlor die Geduld und meinte: „Wenn sie nicht will, soll sie sehn, was übrig bleibt.“
    Am Nachmittag hörten wir einige Leute im Hof ärgerlich durcheinanderreden. Sie standen vor der Stalltür und wollten ihre Kaninchen füttern, aber der Schlüssel war weg. Sie suchten lange herum, fanden ihn aber nicht. Währenddessen war Inge vor lauter Angst wie gelähmt und gab keinen Mucks von sich. Mama hatte sich inzwischen auch furchtbar um Inge gesorgt, die sonst doch immer so pünktlich und zuverlässig ist. „Hoffentlich ist dem Kind nichts passiert, hoffentlich ist dem Kind nichts passiert!“
    Weil mir Mama leidtat und die Kaninchen auch, habe ich dafür gesorgt, dass die Leute den Stallschlüssel gefunden haben.
    Ich bin zu Peter gegangen und habe ihn eingeweiht. Ich habe ihm auch genau erklärt, wo ich den Schlüssel hingeworfen hatte.
    Da half er suchen und fand ihn.
    Als eine verheulte Inge aus dem Stall kam, haben die Erwachsenen Peter nicht gelobt, dass er den Schlüssel gefunden hat. Nein, sofort haben sie gegeifert, dass wir dahinter stecken müssten.
    Peter hat eisern geschwiegen und mich nicht verraten. Es kam trotzdem alles raus, weil Inge mich verpetzte. Und ausgerechnet war Samstag und Papa war früher zu Hause. Er hat mich übers Knie gelegt und verhauen. Das ging ja noch, aber Mama hat für Inge extra Kartoffelpfannkuchen gemacht und mich nicht mehr gekannt.
    Das wäre das Schlimmste, wenn ich eine Fremde für meine Mutter würde. Die Welt ist nicht in Ordnung, wenn sie mir böse ist. Ich versuche dann alles, bis sie mir endlich verzeiht. Das dauert immer lang und ich verspreche ihr auch immer, dass ich es nicht mehr tun werde. Das ist die Wahrheit. Ich will es ja auch nie wieder tun. Am besten ist es, wenn ich Mama zum Lachen bringen kann. Dann muss sie mir gut sein und ich bin glücklich.
     
     
    1. Bild

    Ulrike mit Vater
     

Die Männer arbeiten alle „Hinten“
    Wir sind umgezogen. Mit einem Lastwagen. Das Bett, die Pritsche und der Stuhl waren drauf. Außerdem unser Kartoffelvorrat, der aber erfroren ist. Und alle unsere Tiere. Kaninchen, Gänse, Enten und Hühner. Wir waren auch in dem Lastwagen.
    Es war November und schon sehr kalt. Die neue Wohnung war auch sehr kalt. Ein paar Fensterscheiben sind kaputt. Das käme noch vom Krieg, sagten die Nachbarn. Wir haben Zeitungspapier dazwischen gestopft, damit der Wind nicht durch kann. In der Küche ist ein alter Eisenherd, da drin macht meine Mutter

Weitere Kostenlose Bücher