Lockruf Der Leidenschaft
Glaub mir, wir brechen erst auf, wenn du mir eine zufrieden stellende Erklärung geliefert hast.«
Polly zuckte die Achseln. »Ich wollte nur sagen, dass mir klar ist, dass du mich nicht geheiratet hättest, wenn du nicht den Herzog hättest herausfordern wollen, deshalb ...« Nicholas' Miene verriet noch immer nichts als höfliches Interesse. »Deshalb dachte ich, dass die Ehe nun, da alles vorüber ist, annulliert werden könnte.« »Sie könnte was?« Nick war nicht darauf gefasst gewesen, dass Polly noch weitere Überraschungen bereithalten könnte, doch diese hier übertraf alles bisher Dagewesene.
Polly runzelte die Stirn. »Ist das nicht das richtige Wort dafür? Ich dachte, das passiert, wenn eine Ehe keine Ehe war.« Polly hob in einer ratlosen Geste die Hände. »Als du gestern nach Hause gekommen bist, habe ich geschlafen, und ... und, nun ja, falls nicht etwas passiert ist, während ich das tat, sind wir im Grunde nicht richtig verheiratet, also kann die Ehe wieder annulliert werden.«
Nicholas fragte sich insgeheim, wie lange es wohl dauern würde, bis sie ihn endgültig ins Tollhaus getrieben hatte. Vielleicht sollte er Polly besser vorher noch den Hals umdrehen - in diesem Fall würde er sein Ende wenigstens auf dem Schafott des Tyburnhügels finden. »Möchtest du denn, dass die Ehe ... ähm... annulliert wird?«, erkundigte er sich.
Polly blickte forschend in sein Gesicht, auf der Suche nach einem Hinweis auf den wahren Hintergrund seiner Frage, doch seine Miene ließ sich beim besten Willen nicht deuten. Also be-schloss Polly, in aller Offenheit zu antworten. »Nicht unbedingt. Aber ich muss andererseits nicht mit dir verheiratet sein, um dich zu lieben. Wir sind über ein Jahr recht gut miteinander ausgekommen, und ich wäre damit zufrieden, wenn alles so weiterginge. Ich verstehe ja, dass du Buckingham nicht herausfordern konntest, ohne mich zuvor zu heiraten -« »Das ist gewiss wahr«, unterbrach Nick sie ruhig. »Aber ich hatte schon seit Monaten die Absicht, dich zu heiraten. Ich hatte nicht bemerkt, dass du das nicht wusstest.« Nicholas lachte leise über Pollys erstauntes Gesicht. »Liebes, wäre es denn klug von mir, dich nun zu fragen, welches andere Ende du dir für unsere Liaison vorgestellt hattest?« »Nein, ich denke, das wäre es nicht«, antwortete Polly unumwunden. »Aber du hättest mir wenigstens einen Hinweis auf deine Absichten geben können. Wolltest du mich wirklich heiraten ?« Sie musste endgültig Klarheit haben. »Bis ans Ende deiner Tage?«
»Bis ans Ende meiner Tage«, versicherte Nicholas ihr mit sanfter Stimme. »Ich möchte keine andere Frau als dich, und ich fürchte, du musst lernen, dich mit dieser Tatsache anzufreunden.« Er schlang ihren Zopf mit einer weiteren Drehung um sein Handgelenk, sodass ihr Gesicht dicht neben seiner Schulter war. »Ist die Angelegenheit damit klar?«
»Ziemlich klar«, flüsterte sie. »Aber es wäre noch klarer, wenn mein Ehemann mich nun, da wir verheiratet sind, auch das erste Mal küssen würde.«
»Zur Hölle noch mal!«, murmelte Nick. »Habe ich das denn noch nicht getan?«
Polly nickte, und ihre Augen funkelten spitzbübisch. »Ihr wart so damit beschäftigt, mit Fehdehandschuhen um Euch zu werfen und Duelle auszutragen, Mylord -«
Nicholas beendete Pollys schelmische Ausführungen auf die einfachste aller Arten und löste sich erst wieder von ihrem Mund, als ihr Atem in Seufzern kam und ihr Körper gegen den seinen sank.
»Wenn es nicht so kalt wäre und ich mich nicht erst um die Folgen deiner schändlichen Einmischung kümmern müsste, würden wir unsere Ehe hier und jetzt aus dem Gefahrenbereich der Annullierung herausschaffen«, erklärte Nick, dessen Stimme sein Verlangen nur allzu deutlich verriet. Doch er schob Polly sanft von sich und löste seine Hand aus ihrem Haar. »Du schuldest jemandem eine Entschuldigung, und ich möchte, dass du diese auch aussprichst.«
»Du verlangst aber nicht von mir, dass ich Buckingham um Verzeihung bitte?«, rief Polly. »Lieber baumle ich am Galgen!«
»Nein, das will ich dir ersparen. Aber gegenüber den anderen, die du in einer Angelegenheit der Ehre so rüde unterbrochen hast -«
»Ehre! Pah!«, unterbrach Polly und stapfte aus dem Wäldchen. Als sie auf das Feld trat, waren die Degen wieder in ihre Scheiden geschoben worden, und Buckingham saß mit fest verbundener Schusswunde und einer Trinkflasche mit Brandy gegen einen Sattel gelehnt da.
Polly ging zu den Männern
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