er nicht dulden und würde sie keinesfalls zulassen.
»Hab schon verstanden«, sagte Lucas. »Erstaunt bin ich trotzdem. Bei uns ist sie die perfekte Soldatin, muckt nie auf. Hat einen messerscharfen Verstand.«
Hawke fuhr die Krallen aus und zog sie wieder ein. »Tja, sie gehört eben nicht zu deinen Leuten.«
Eine längere Pause trat ein. »Man hat mir zugetragen, dass du dich mit jemandem triffst.«
»Komm mir jetzt bloß nicht mit Klatsch.« Hawke hielt seinen Ärger nicht zurück.
»Kit und ein paar andere Rekruten haben dich vor ein paar Wochen mit einer umwerfend aussehenden Blondine gesehen. In einem Restaurant am Pier 39.«
Hawke überlegte kurz. »Eine Medienberaterin von CTX .« Wölfe und Leoparden hielten die Aktienmehrheit bei dem Sender, die Investition war überaus sinnvoll gewesen, denn selbst Mediale suchten inzwischen nach von dem diktatorischen Rat ungefilterten Informationen. »Wollte mich zu einem Interview überreden.«
»Wann wird es ausgestrahlt?«
»Wenn Schweine fliegen lernen.« Hawke machte sich vor der Kamera nicht zum Affen und hatte Frau Medienberaterin sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass die SnowDancer-Wölfe in nächster Zeit nicht vorhatten, ihr blutrünstiges Image zu ändern und in der Öffentlichkeit zu niedlichen Schoßhündchen zu mutieren. Entweder konnte sie damit etwas anfangen oder sich einen anderen Job … Plötzlich wischte ein Gedanke die Erinnerung fort, seine Hand schloss sich fester um das Telefon. »War Sienna mit den Rekruten unterwegs?«
»Ja.«
Diesmal schwieg Hawke eine ganze Weile, sein Wolf lag vorsichtig auf der Lauer, zwei gegensätzliche Bedürfnisse behinderten sich gegenseitig. »Mir sind die Hände gebunden, Luc«, sagte er schließlich, jeder Muskel in ihm war so angespannt, dass es wehtat.
»Das hat Nate auch gesagt.«
Der Wächter der Leoparden war inzwischen glücklich verheiratet und hatte zwei entzückende Junge.
»Ist nicht dasselbe.« Es war nicht nur eine Frage des Alters – Hawkes Gefährtin war tot, war gestorben, als beide noch Kinder gewesen waren. Das waren die brutalen Fakten. Sienna würde nicht verstehen können, was das bedeutete, wie wenig er ihr noch zu geben hatte, wie wenig er überhaupt einer Frau geben konnte. Wenn er selbstsüchtig der namenlosen, aber umso stärkeren Anziehung zwischen ihnen nachgeben würde, würde es sie zerstören, das wusste er genau.
»Könntest trotzdem glücklich sein. Denk darüber nach.« Luc legte auf.
Sie hat noch nicht mit ihm geschlafen … Warte nicht zu lang, Hawke, du könntest sie verlieren.
Das hatte Indigo vor zwei Monaten gesagt. Dabei war es um Sienna und den Jungen gegangen, der an ihr klebte, sobald Hawke sich umdrehte. Wenn man davon absah, dass er ein Leopard war, stimmte alles an Kit. Er wäre der perfekte Gefährte …
Ein hässliches Geräusch.
Im Display des nagelneuen Satellitentelefons war ein Sprung.
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WIEDERHERGESTELLTE DATEI COMPUTER 2(A)
STICHWORTE: PRIVATKORRESPONDENZ, VATER, E-MEDIALE, HANDLUNG ERFORDERLICH UND ABGESCHLOSSEN*
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von: Alice
an: Dad
am: 26. September 1970 um 23:45
betrifft: Neuigkeiten!!
Hallo Dad,
ich habe aufregende Neuigkeiten. Kurz vor dem Abschluss meiner Arbeit über E-Mediale ist es mir gelungen, Geld für eine zweite Studie über die seltene X-Kategorie aufzutreiben! Die Kommission für die Vergabe von Stipendien hat sich zwei von mir im letzten Jahr veröffentlichte Aufsätze angesehen und ist zu dem Schluss gekommen, dass der Blick von außen einzigartige Erkenntnisse über mediale Fähigkeiten zutage fördert – was wahrscheinlich stimmt, denn ich bin ja keine Mediale. Allerdings haben mich die E-Medialen nie wie eine s behandelt, aber das ist ja ein Teil ihrer Gabe, wie du weißt.
George, der bald mehr Kollege als Mentor sein wird, ist der Ansicht, dieses Projekt könnte scheitern, da sich der Umgang mit dem Rat immer schwieriger gestalte. Außerdem wisse man kaum etwas über X-Mediale. Aber darum ginge es ja gerade, habe ich erwidert. Obwohl ich nicht Archäologin bin wie du, Dad, erforsche ich doch ebenso unbekanntes Gelände.
Apropos George: Er schreibt gerade eine Abhandlung über die Verbreitung des Internets. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass die Entwicklung nur so schnell fortschreiten konnte, weil wir das Medialnet als Beispiel und Anregung hatten und sehr schnell jede Menge Geld zur Verfügung stand, da die Unternehmen gleichen Zugang zu Informationen