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Lockruf des Verlangens (German Edition)

Lockruf des Verlangens (German Edition)

Titel: Lockruf des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Empathin hatten die Farbe sanft einmassiert. »Zu schade, dass wir es verstecken müssen.«
    Leider hatten sie keine andere Wahl. Siennas Haarfarbe war zu einzigartig. Doch vielleicht konnte man es jetzt doch langsam wagen, dachte Sienna und starrte in ein Gesicht, das zarte weibliche Züge entwickelt hatte, alles Kindliche war daraus gewichen, ohne dass es ihr aufgefallen wäre.
    Und ihr Haar war noch dunkler geworden, seit sie das Medialnet verlassen hatte. Ihr Körper wies deutlich mehr Kurven auf und auch mehr Muskeln. Obwohl sie das nicht größer machte, würde sie sicher niemand wiedererkennen, der sie im Medialnet gekannt hatte. Vor allem, da sie außerhalb des Territoriums der Wölfe stets braune Kontaktlinsen benutzte.
    Heute trug sie keine. Kardinalenaugen sahen sie aus dem Spiegel an, vom Rest der Welt unterschieden sie Anlagen, die niemand, nicht einmal ein anderer Kardinalmedialer, verstehen konnte. Die Einzige, die jemals nahe daran gewesen war, die schreckliche Gewalt zu verstehen, die in ihr verborgen war, war ihre Mutter gewesen, eine kardinale Telepathin, die von ihren eigenen Dämonen geplagt worden war. Toby, ihr kleiner Bruder, war ebenfalls ein Kardinalmedialer. Drei in ein und derselben Familie … das war äußerst ungewöhnlich.
    Aber noch ungewöhnlicher war es, wenn eine kardinale X-Mediale ihre Kindheit überlebte.
    Ein lautes Klopfen unterbrach ihre Gedanken.
    Sie fuhr zusammen, zog sich schnell Unterwäsche, ein sauberes T-Shirt und die weiche schwarze Hose an, die sie zu Hause gern trug. »Bin gleich da!«, rief sie, als es erneut klopfte. Da an der Tür ein Hinweis hing, dass sie unter Hausarrest stand, konnte es nur ein ranghoher Rudelgefährte sein.
    Sie strich sich das feuchte Haar hinters Ohr und öffnete die Tür. Vor ihr stand ein Mann, der gefährlich wie der Tod war. »Judd.« Sie war überrascht, dass er gekommen war, statt auf telepathischem Weg mit ihr zu kommunizieren.
    »Kommst du mit dem Arrest zurecht?«, fragte er.
    Die Klinke grub sich schmerzhaft in ihre Hand, kalt wie beißender Frost. »Er hat dich wohl gebeten, nach mir zu sehen?«
    Judd Lauren war der Bruder ihrer Mutter, zudem aber früherer Pfeilgardist und einst einer der gefährlichsten Auftragskiller des Rats. Sie kannte niemanden, der sich besser hinter einer Maske verbergen konnte, sein Gesichtsausdruck gab absolut nichts preis. »Antworte mir.« Das war deutlich, er fragte nicht als Onkel, sondern als Offizier der Wölfe.
    Sie riss sich zusammen. »Mir geht’s gut.« Die Gefühle drohten, ihre Schilde zu zerschlagen, als die Gedanken in tausend verschiedene Richtungen auseinanderstoben, aber der Schutz hielt stand. Nur das allein zählte, denn ohne ihre Schilde wäre sie schrecklicher als alle von Menschenhand geschaffenen Waffen.
    Judds Blick ruhte nach wie vor auf ihr, er bildete sich eine eigene Meinung, dann erst nickte er. »Du weißt, was du zu tun hast, wenn es Probleme gibt.«
    »Ja.« Sie würde sich telepathisch an ihn wenden, und er würde auf der Stelle teleportieren und sie unschädlich machen. Falls der Schock des ersten Schlags ihren Geist nicht erreichte, würde er beim zweiten auf ihren Kopf zielen. Das hörte sich barbarisch an und würde gewiss auch etwas in ihm zerstören, aber jemand musste dafür sorgen, dass nichts Schlimmeres passierte, falls sie die Kontrolle über sich verlor. Denn ihre kardinalen Fähigkeiten lagen im Kampf. Wahrscheinlich würden ihre Schilde sofort dichtmachen, wenn dieser Teil losbrach. Dann konnte nicht einmal ein Pfeilgardist zu ihr durchdringen.
    Ein körperlicher Angriff war der einzige Weg. Nur die Sicherheit, dass Judd diesen Schlag ausführen könnte und würde, gestattete ihr ein Leben ohne die permanente Furcht, ihrer Umgebung zu schaden. Abgesehen von der gegenwärtigen Lage hatte sie in den vergangenen Monaten eine fast vollkommene geistige Disziplinierung erreicht; niemand, nicht einmal sie, hätte das von einer X-Medialen außerhalb des Medialnets erwartet.
    Die Erinnerung daran machte sie stark. »Ich werde die Zeit nutzen, um die Kontrollmechanismen zu verstärken, die ich mit deiner und Saschas Hilfe entwickelt habe.« Judd war kein X-Medialer, hatte aber gefährliche telekinetische Fähigkeiten; er begriff, dass tiefe Angst sie dazu trieb, ihre gewaltigen Kräfte tief in ihrem Geist einzuschließen. Deshalb würde er sie auch töten, wenn es notwendig wäre.
    »Gut.« Er beugte sich vor und strich ihr über die Wange, was keineswegs

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