Lockvögel
passen«, belehrte ich ihn.
Hawley stieß einen resignierten Seufzer aus.
»Also von mir aus. Abgemacht.«
»Abgemacht. Und nun erzählen Sie mir alles über Doris Ashley«, sagte ich.
Zum ersten Male nahm Hawley sein Notizbuch zu Hilfe.
»Sie fährt ein Oldsmobile Coupé, Typ Vorjahr, Wagennummer RTD 913. Sie kauft gewöhnlich im Supermarkt Colinda ein, kocht sich ihr Essen selbst, außer an Abenden, an denen sie eingeladen ist, was häufig vorkommt.«
»Von Dudley Bedford?«
Hawley nickte.
»Und was können Sie mir von dem Miramar-Wohnblock berichten?« fragte ich. »Gibt es dort eigene Garagen?«
»Nein. Nördlich des Wohnblocks liegt ein unbebautes Grundstück, das von den Hausbewohnern als Parkplatz benutzt wird.«
»Steht Doris Ashley spät auf?« wollte ich wissen.
»Sehr spät«, sagte er. »Gewöhnlich macht sie dann ihre Einkäufe. Ich muß gestehen, daß wir nicht viel über sie in Erfahrung bringen konnten. Irgendwie haftet diesem Fall etwas Mysteriöses an, was uns sehr stört. Ehrlich gesagt, Mr. Lam: Wir sind bereit, bei dieser Sache mehr auszugeben, als wir bei friedlicher Beilegung vielleicht einsparen werden, weil wir solche unklaren Affären nicht mögen.«
Hawley stand auf und verabschiedete sich.
»Meine Privatnummer hat Mrs. Cool«, sagte er. »Sie können sich darauf verlassen, daß unsere Organisation Ihnen jede nur mögliche Hilfe zur Verfügung stellt. Doch möchte ich Sie bitten, den Kontakt mit uns nicht offen aufzunehmen. Es könnte durchaus sein, daß wir als Versicherungsträger unter Beobachtung stehen und man sich auf der Gegenseite schon auf alles eingestellt hat, was wir unternehmen könnten.«
»Natürlich, das ist selbstverständlich«, beruhigte ich ihn. »Wir danken für den Auftrag und werden uns gleich an die Arbeit machen.«
Hawley verneigte sich leicht vor Bertha und verließ das Zimmer.
An der Tür angelangt, drehte er sich noch einmal um. »Beinahe hätte ich noch etwas vergessen, Lam. Uns scheint, daß die Sache nicht ganz ungefährlich ist.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Es hat uns jemand einen ganz interessanten telefonischen Tip gegeben, anonym natürlich«, antwortete er. »Seien Sie also bitte vorsichtig.«
Damit trat er in den Flur und schloß die Tür hinter sich.
Berthas Gesicht leuchtete.
»Ist das nicht wundervoll, Donald?« sagte sie. »Da existiert nun eine große Versicherung mit einer eigenen Auskunftei, und wenn es wirklich schwierig wird, dann wendet man sich an uns.«
Ich gab ihr keine Antwort.
»Natürlich sind wir nicht so blöd, auf das Geschwätz hereinzufallen, warum sie bereit seien, so viel Geld für die benötigte Auskunft auszugeben. Irgend etwas an diesem Fall bereitet ihnen Kummer. Ich bin sicher, sie haben sich mit diesem Weibsbild schon in Verbindung gesetzt, sind abgeblitzt und haben jetzt die Hosen voll.«
»Da kannst du Gift drauf nehmen«, erwiderte ich. »Also gut. Ich mache mich auf die Beine und sehe mir mal das Gelände an.«
»Vergiß nicht, mich auf dem laufenden zu halten«, sagte Bertha.
»Und verärgere unseren Kunden nicht durch zu aufwendige Spesen. Du kannst ruhig etwas bescheidener sein und —.«
Ich schloß die Tür hörbar hinter mir.
2
Ich ging zu einem Autoverleih, mietete ein Kabriolett, klappte das Verdeck herunter und fuhr nach Colinda.
Nach mehreren Runden um das Miramar-Apartmenthaus hatte ich den Wagen von Doris Ashley ausgemacht. Dann suchte ich mir einen Parkplatz und machte es mir bequem, um zu warten.
Gegen halb drei Uhr kam eine temperamentvolle Brünette aus dem Haus geschossen. Sie bewegte ihre schönen Beine mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit über den Bürgersteig und stieg in ihren Wagen.
Ich folgte ihr.
Wie ich es mir gedacht hatte, fuhr sie zum Supermarkt. Der Parkplatz vor dem Eingang war dicht besetzt. Nur am entgegengesetzten Ende gab es noch ein paar Lücken. Doris fuhr langsam an den parkenden Fahrzeugen entlang und fand schließlich am äußersten Ende einen Platz, wo sie den Wagen so parkte, daß er mit der rechten Seite dicht an einer Mauer stand.
Sie öffnete die linke Tür und glitt aus dem Wagen.
Links neben ihr war noch Parkraum. Ich fuhr meinen Wagen so hinein, daß sie ihre linke Tür nicht öffnen konnte. Rechts stand ihr Wagen ohnehin so dicht an der Wand, daß auch diese Tür blockiert war.
Dann zog ich die Wagenschlüssel ab, steckte sie in die Tasche und suchte mir einen schattigen Platz, um zu warten.
Doris kam bald wieder mit einer
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