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Lösegeld am Henkersberg

Lösegeld am Henkersberg

Titel: Lösegeld am Henkersberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zur Telefonzelle gekommen sei! Wo das Geld bliebe?“
    Tim blickte in die Gesichter, auch in
das gestreßte des Polizeipräsidenten.
    „Mich tritt ein Nashorn“, sagte der
TKKG-Häuptling. „Welches linke Ding wird denn da abgezogen? Wollen die zweimal
kassieren? Warum dann nicht gleich eine Forderung über sechs Millionen? Oder
haben wir’s mit zwei Gruppen zu tun?“ Glockner nickte. „Es wäre eine
Katastrophe. Aber ich befürchte, du vermutest richtig. Vielleicht war es
ursprünglich eine vielköpfige Ganoven-Bande, und nun hat sie sich gespalten.
Die einen haben die Geiseln, die andern... Aber vielleicht kannst du die
Situation aufhellen, Tim, wenn sich der Kidnapper meldet. Es müßte“, er sah auf
die Uhr, „gleich soweit sein. Wir haben ihn hingehalten mit dem Hinweis auf
dich.“
    „Was soll ich ihm sagen?“
    „Das, was geschehen ist. Winkelzüge
wären sinnlos, weil wir nicht wissen, was sich auf der anderen Seite abspielt.“
    „Entscheidend ist doch jetzt“, meinte
Tim, „welchem Teil der Bande ich das Geld gebracht habe: den Gangstern, die die
Geiseln in ihrer Gewalt haben — oder denen, die nur kassieren wollen.“
    „Wir...“
    Das Telefon klingelte, und Glockner
sprach nicht weiter.
    Er nahm ab und meldete sich.
    „Ja, der Geldbote ist zurück. Sie
können mit ihm reden. Ich übergebe...“
    Tim nahm den Hörer.
    Spannung auf allen Gesichtern.
    Jemand schob dem TKKG-Häuptling einen
Stuhl in die Kniekehlen.
    „Hier spricht Peter Carsten.“
    Die Stimme schien von weither zu
dringen und war bis zur Unkenntlichkeit verstellt, perfekter verstellt als das
vergebliche Bemühen des Blondierten.
    „Du bist der Geldbote?“
    „Genau.“
    „Bilde dir nicht ein, du könntest uns
für dumm verkaufen. Wir durchschauen eine Lüge sofort.“
    „Ich habe nicht die Absicht, Sie zu
belügen.“
    „Der Kommissar behauptet, du wärst mit
dem Geld unterwegs gewesen.“
    „Ich war. Und ich habe es übergeben.
Soll ich Ihnen alles schildern? Ich mache es kurz. Um 13.57 Uhr war ich vor der
anrufbaren Telefonzelle. Der Apparat läutete. Ich meldete mich. Ein Mann mit
verstellter Stimme fragte nach den drei Millionen. Die Stimme kam mir irgendwie
schrill vor — ich meine im Normalton. Das drang durch die Verzerrung. Ich wurde
angewiesen, zur U-Bahn-Endstation Wiesengrund zu fahren. Dann weiter zu Fuß in
Richtung Henkersberg. Bei der Merrick-Eiche fand ich, wie angekündigt, zwei
Säcke vor, in die ich das Geld umpacken sollte. Dann landete — beim Henkersberg
auf der Wiese — ein Hubschrauber. Ein kleiner Hüpfer, rotweiß angestrichen,
ohne irgendwelche Kennzeichen. Vermutlich waren die überklebt. Nur zwei Mann
hatten Platz in dem Vogel: der Pilot und der, dem ich die Geldsäcke gegeben
habe. Dieser Mann ist sehr groß und korpulent, hat derbe Hände. Er und der
Pilot waren maskiert. Der Große wollte mir einen Tausender aufdrängen als
Botenlohn. Er hat auch die Arznei-Tropfen eingesteckt, die Alice Theisen unbedingt
braucht. Abgeflogen sind die beiden in nordwestliche Richtung. Das ist alles.“
    Schwerer Atem drang durch die Leitung.
    „Hehe“, sagte Tim, „wir begreifen die
Aufregung nicht. Sind Ihre Geldabholer mit der Beute durchgebrannt? Oder sind
Sie vielleicht ein Trittbrettfahrer, der absahnen will ohne Gegenleistung? Ich
meine: Haben Sie meine Mitschüler in Ihrer Gewalt? Können Sie das beweisen?“
    „Ich könnte dir alle 29 Namen nennen“,
erwiderte der Kerl. „Oder soll ich vielleicht den Mädchen Locken abschneiden und
euch schicken?“
    Links auf Glockners Schreibtisch stand
ein Tonbandgerät. Die Spulen drehten sich. Das Gespräch wurde aufgezeichnet.
    Sowohl Glockner als auch der
Polizeipräsident hatten eine Mithör-Muschel am Ohr.
    Der Kommissar nahm Tim den Hörer aus
der Hand.
    „Hier spricht Glockner. Wir haben
unseren Teil der Abmachung erfüllt. Was ist nun? Wann lassen Sie die Schüler
frei?“ Stille in der Leitung. Dann knackte es. Der Anrufer hatte aufgelegt.
     
    *
     
    Döbbel wischte sich Schweiß von der
Stirn. Der dritte Anruf im Präsidium — und die dritte Telefonzelle, die der
Wirt benutzte. Natürlich konnten die Bullen feststellen, von wo er anrief.
Gleich würde ein Streifenwagen auftauchen. Also schnell weg hier!
    Er lief zu seinem Porsche.
    Enrico und Carlo warteten im LIDO-PALACE.
    Als Wache war Gluschke für heute
nachmittag eingeteilt — draußen auf dem verseuchten Gelände von DRINZL u.
BREITLACHER.
    Die Italiener waren in Enricos

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