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Lösegeld am Henkersberg

Lösegeld am Henkersberg

Titel: Lösegeld am Henkersberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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manchmal macht. Ich erzähl’s hier, ja?“
    „Wir hören.“
    „Ich fange an mit dem Schluß. Was
vorher war, habe ich ja schon berichtet.“
    „Hauptsache, du fängst endlich an“,
sagte Tim.
    Klößchen biß abermals ab, verschmierte
einen Mundwinkel und sprach durch den anderen.
    „Flieger also landet auf unserem
Airport. Mama, Papa und ich — wir alle raus. In der Ankunftshalle lief das
Gepäckband schon rund. Wir grapschen uns die Koffer — aber nur die Koffer. Denn
ihren Bordcase hatte Mama die ganze Zeit bei sich. Ihr ahnt, weshalb?“
    „Null Ahnung“, sagte Karl. „Laß es
raus.“
    „Nun — bei Familientreffen, wo man ja
immer den Verwandten begegnet, ist es weltweit üblich: Jeder zeigt, was er hat.
Einerseits, um gewisse Onkels und Tanten, die man sowieso nicht leiden kann,
ein bißchen zu ärgern. Andererseits, weil Wertsachen keinen Wert haben, wenn
sie nur im Banksafe rumliegen. Eine Brillantkette gehört an den Hals, ein
Brillantohrring ans Ohr, wie der Name schon sagt. Armbänder..
    „Komm zur Sache!“ sagte Tim.
    „Bin dicht dran. Mama hatte also
pfundweise Gold, Platin und Juwelen eingepackt. Nicht aus Angabe, sondern Tante
Prisnella zur Ehre. Der ganze Schmuck war in dem Bordcase.“
    „Aha!“ sagten Karl und Tim.
    „Georg wartete draußen“, sagte
Klößchen. „Er ist immer absolut pünktlich.“
    Georg war der Chauffeur der Sauerlichs,
der Privatwagen der Familie zur Zeit ein rostbrauner Jaguar.
    „Wir“, fuhr Klößchen fort, „socken also
alle raus zum Wagen, und Georg fragt natürlich, ob wir einen guten Flug hatten.
Außerdem trug Georg die Koffer — aber nur die meiner Eltern. Ich, der Müdeste,
mußte allein buckeln. Tja, und dann hat meine Mutter ihre Handtasche vermißt.
In der Ankunftshalle hatte sie die für einen Moment auf einen Kofferkuli
gestellt. Alle sind nochmal zurück, nur ich habe mich in unseren Wagen gesetzt.
Einer mußte ja aufpassen.“
    „Worauf?“ fragte Karl.
    „Auf die Koffer im Kofferraum, auf den
Wagen schlechthin und besonders auf Mamas Bordcase. Den hatte sie neben mich
gestellt auf die Rücksitze.“
    Klößchen seufzte tief, starrte auf
seine Schokolade und zog mit der freien Hand den Reißverschluß seiner Windjacke
hoch und runter.
    „Erzähl weiter!“ forderte Tim seinen
Budenkameraden auf. „Was auch passiert ist, es muß dir nicht peinlich sein.“
    „Ich könnte in den Boden versinken.“
    Klößchen musterte einen Riß im Asphalt
und rückte dann etwas davon ab.
    „Du solltest also auf den wertvollen
Bordcase achten“, führte Karl zum Thema zurück.
    „Tja, sollte ich. Aber der Streß, die
Müdigkeit! Ich habe die Ohren eingezogen und bin sofort eingeschlafen. Habe
sogar geträumt. Aber das ist nicht so wichtig, wie? Jedenfalls wurde ich
plötzlich wach, aber nur mit einem Auge. Dem rechten. Mit
     
    dem sah ich, daß ein Typ die hintere
Tür geöffnet hatte. Ein Typ — sage ich euch! Wie der verpennteste aller Penner.
Mein linkes Auge habe ich gar nicht geöffnet. Weil der Anblick wirklich nicht
lohnte.“

    „Und?“
    „Der Typ legte seinen verwanzten Mantel
neben mich und wollte einsteigen. Aber dann ging das Licht auf — bei ihm, dem
Penner, in der Birne. Ist das hier ein Taxi? fragt er. Ich darauf: Kein Taxi.
Erstens sind die immer weiß, zweitens ist das unser Privatwagen. Klar? Ich war
zwar müde, Freunde, trotzdem forsch. Diese Typen muß man abschmettern, sonst
betteln sie gleich. Der Penner entschuldigt sich also, nimmt seinen Mantel, den
verwanzten, und haut die Tür zu. Ich bin gleich wieder eingeschlafen.“
    Tim stöhnte auf. „Dann kamen die
anderen zurück, und deine Mutter stellte fest: Der Bordcase ist weg. Denn den
hat der Typ geklaut, als er seinen Mantel nahm.“
    „Ganz so war’s nicht.“
    „Sondern?“
    „Nicht meiner Mutter, sondern meinem
Vater fiel auf, daß der Bordcase fehlt. Meine Mama war mit ihrer Handtasche
beschäftigt, sah nämlich nach, ob noch alles drin ist.“
    Eine Katastrophe! dachte Tim. Und
Klößchen ist schuld. Aber das weiß er selbst, und daran rühren wir jetzt nicht.
Sonst kriegt er einen Nervenzusammenbruch. Unfaßlich, wie dreist die Diebe
werden.
    „Die Flughafen-Polizei“, fuhr Klößchen
fort, „hat sofort nach dem Kerl gesucht. Vergeblich. Wahrscheinlich hat er sich
in ‘ner Mülltonne versteckt. Da fällt er am wenigsten auf. Der Schmuck — also,
ich darf gar nicht sagen, wie wertvoll der ist. Wenn der Penner ihn
verscherbelt, kann er sich fürs Geld

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