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Lösegeld am Henkersberg

Lösegeld am Henkersberg

Titel: Lösegeld am Henkersberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Zimmer,
tranken Espresso und pafften wie die Schlote. Nervosität lag in der Luft.
Döbbel berichtete.
    „...sagt der Junge, daß der Anrufer
eine schrille Stimme hätte. Begreift ihr?“
    „Ritschi Gernreich“, sagte Enrico.
    „Wer?“ fragte Carlo in seiner
Muttersprache.
    Enrico antwortete auf Italienisch.
Übersetzt hörte sich das so an: „Eine Ratte. Er gehörte zu uns. Anfangs. Aber
dann habe ich ihn rausgeworfen. Nie hätte ich geglaubt, daß der so was wagt.
Mama mia, begreift der denn nicht, daß ich ihn kaltmachen werde! Diese Ratte!
Jaja, Carlo. Erkannte den Plan, den genauen Ablauf. Aber nur das. Von unserem wirklichen
Ziel weiß dieser Versager nichts. Hätte ich gewußt, ja — hätte ich gewußt... Es
war nicht vorherzusehen. Sonst hätte ich den Plan natürlich geändert. Was mir
Kopfzerbrechen macht: Ritschi hat also einen Komplicen. Nein, zwei. Den großen
Kerl. Und den Piloten. Wie gut ist dieses Trio? Werden die Bullen sie
schnappen? Dann verpfeifen sie uns. Das bedeutet, wir haben nur noch wenig
Zeit.“
    „Wieviel?“ fragte Döbbel. Er verstand
Italienisch.
    Enrico hob die Achseln.
    Er griff zum Telefon und wählte eine
lange Rufnummer.
    Es knackte und knisterte in der
Leitung. Für eine Atemzugdauer war sie tot. Dann erklang das Rufzeichen. Nach
dem vierten wurde abgehoben — im fernen Brüssel, der belgischen
Landeshauptstadt.
    Eine weibliche Stimme mit unverkennbar
italienischem Akzent sagte: „Hier bei Professor Theisen.“
    „Ciao ( tschau ), Farina“, sagte
Enrico gedämpft. „Ich bin’s. Kann ich sprechen? Bist du allein?“ Er sprach
Italienisch.
    „Enrico, ja, ich bin allein“, die
Stimme der Hausangestellten klang freudig erregt.
    Enrico wußte, wie verliebt Farina
Cincalia war — verliebt in ihn. Farina, die man von der Straße aufgelesen
hatte, wo sie sonst verkommen wäre.
    „Wo ist der Professor, mein Liebling?
Ich muß ihn sprechen.“
    „Beide sind nicht mehr hier. Kaum kam
die Nachricht von der Entführung — da haben sie die nächste Maschine genommen.
Theisen rief vorhin an, damit ich Bescheid weiß, wenn Anfragen kommen aus
seinem Institut. Er wohnt in einem Hotel, das Kronprinz heißt.“
    „Sehr gut, mein Schatz.“
    „Ist alles gelungen?“
    „Alles, mein Schatz.“
    „Und ich bekomme eine halbe Million in
deutschem Geld?“
    „Selbstverständlich, mein Schatz. Ich
küsse dich, habe Sehnsucht nach dir und freue mich auf ein Wiedersehen. Aber
jetzt muß ich weiterarbeiten.“ Er legte auf. „Blöde Kuh!“

    Carlo lachte. „Aber sie ist dir
nützlich, wie? Ohne ihre Informationen wärst du auf die Idee nicht gekommen?“
    Enrico hob die Achseln. „Jeder braucht
einen Anstoß. Es war gut, daß sie ein Foto von dieser Alice Theisen geschickt
hat. Das Mädchen vertraut ihr zwar nicht, trotzdem konnte Farina alles
erfahren. Wann die Göre hierher reist, wann sie in der Internatsschule als
Gastschülerin mitmacht, wer ihre Brieffreundin ist, wie sich hier der Ablauf
des Schultages gestalten wird. Immer wieder wurde in der Familie Theisen darüber
geredet. Immer wieder. Besorgte Eltern, hahah! Die wollten schon vorher genau
wissen, was ihre Tochter hier erwartet. Aber ich wollte es auch wissen — und
darauf konnten wir aufbauen. Wie? Ja, das Lösegeld. Eine Panne, na schön! Macht
nichts. Wir werden es Ritschi wieder abnehmen. Damit wir Gluschke bezahlen
können. Und Farina. Und für Weidrich den Rest. Es bleibt auch für uns noch was
übrig. Aber darauf pfeife ich. Das ist nur ein Trinkgeld. Was wir wollen, ist
mehr.“
    Die beiden nickten.
    Er blätterte im Telefonbuch.
    Das Hotel KRONPRINZ meldete sich.
    Er verlangte Professor Theisen und
erfuhr, er und seine Gattin hätten das Haus verlassen.
    „Ja, sie haben eine Nachricht
hinterlassen“, erklärte der Empfangschef, „sie sind zu erreichen unter
folgender Rufnummer…“
    Er nannte sie und fügte hinzu: „Der
Anschluß lautet auf den Namen Glockner.“

22. Was wirklich dahintersteckt
     
    Als Tim und der Kommissar das
Polizeipräsidium verließen, drückten ihnen Zentnerlasten auf die Seele.
    Was geschah jetzt mit den Geiseln? Wie
würden sich die Kidnapper verhalten? Entsprach es überhaupt der Wahrheit, was
der Anrufer vorgab? Befanden sich die Schüler in seiner — und seiner Komplicen
— Gewalt?
    Noch war hellichter Tag und auf den
Straßen das übliche Chaos.
    Die beiden stiegen in Glockners BMW.
Der Kommissar wollte die Theisens, die sich noch bei den Glockners aufhielten,
selbst

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