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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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mutiger und edler junger Bursche, wenn er auch etwas übertrieb.
    Und er war ein sehr gutaussehender junger Mann, hoch aufgeschossen für einen Waliser und mit den vorspringenden Wangenknochen und dem Kinn und der rötlichen Gesichtsfarbe seines Schlages. Ein dichtes Gewirr schwarzer Locken fiel anmutig über seine Stirn und seine Ohren und wurde, da er keine Mütze trug, immer wieder vom Südwestwind gezaust. Die gebundenen Hände und Füße hinderten ihn nicht, wie ein Zentaur zu reiten, und die Stimme, die seine Wächter mit unverschämten walisischen Worten beleidigte, war hell und klar. Schwester Magdalena hatte mit Recht gesagt, daß sein Gehabe das eines Prinzen war. Wie er sich aufführte, war er gewiß von stolzer Sinnesart, und wahrscheinlich, dachte Cadfael, ziemlich verzogen. Keine besonders seltene Eigenschaft bei einem hübschen, stattlichen und höchstwahrscheinlich einzigen Sohn.
    Sie ritten vorbei, und das laute, trotzige Pfeifen des Gefangenen verlor sich allmählich in der Klostersiedlung und auf der Brücke. Cadfael ging wieder in seine Hütte im Kräutergarten und blies die Kohlenpfanne an, um aus Weißem Schlehdorn ein neues Elixier für die winterlichen Hustenanfälle und Erkältungen zu brauen.
    Hugh kam am nächsten Morgen von der Burg herunter und bat darum, Bruder Cadfael ausleihen zu dürfen, denn anscheinend hatte sich der Junge einen bösen Riß im Schenkel zugezogen, als er im Wildwasser gegen einen Stein geschlagen war. Es hatte ihn einige Mühe gekostet, die Verletzung vor den Nonnen zu verbergen.
    »Wenn Ihr mich fragt«, erklärte Hugh grinsend, »dann wäre er lieber gestorben, als vor den Nonnen seine Beine zu entblößen und sich versorgen zu lassen. Und ich muß ihm hoch anrechnen, daß er, obgleich der Riß wohl nicht so schlimm ist, die paar Meilen, die er gestern ritt, unter beträchtlichen Schmerzen ertrug, ohne sich zu verraten. Er errötete wie ein Mädchen, als wir bemerkten, daß er das angeschlagene Bein schonte und ihn aufforderten, sich zu entkleiden.«
    »Ihr habt die Wunde über Nacht unbedeckt gelassen?
    Was Ihr nicht sagt? Aber wozu braucht Ihr mich nun noch?« fragte Cadfael listig.
    »Weil Ihr gut Walisisch sprecht und aus dem Norden von Wales kommt, und er ist als einer von Cadwaladrs Jungen gewiß aus Gwynedd - aber wenn Ihr schon einmal dabei seid, könnt Ihr auch gleich die Wunden des Jungen versorgen. Wir sprechen Englisch mit ihm, und er schüttelt den Kopf und antwortet nur auf Walisisch, aber trotzdem hat er so einen verschlagenen Blick, der mir sagt, daß er uns sehr wohl versteht und nur seinen Schabernack mit uns treibt. Also kommt und sprecht Englisch mit ihm und ertappt den jungen Hüpfer auf frischer Tat, wenn er denkt, seine walisischen Beleidigungen könnten als Höflichkeiten durchgehen.«
    »Wahrscheinlich hätte Schwester Magdalena kurzen Prozeß gemacht, wenn sie von seiner Verletzung gewußt hätte«, erwiderte Cadfael nachdenklich. »Da hätte ihm sein ganzes Erröten nichts genutzt.« Damit ging er bereitwillig davon, um Bruder Oswin einzuweisen, was im Herbarium in der Zwischenzeit zu versorgen war, bevor er sich mit Hugh auf den Weg zur Burg machte. Eine mitunter starke Neugierde und ein gewisser Übereifer gehörten zu den regelmäßigen Punkten seiner Beichten. Aber schließlich war er Waliser; irgendwo in den verworrenen Abstammungslinien seines Landes konnte dieser rätselhafte Junge sogar ein entfernter Verwandter sein.
    Sie hatten einen gesunden Respekt vor der Kraft, der Schläue und der Gewitztheit ihres Gefangenen und hielten ihn in einer fensterlosen Zelle, wenn auch mit allem Nötigen versorgt. Cadfael ging allein zu ihm hinein und hörte, wie hinter ihm die Tür versperrt wurde. Es gab eine Lampe, nicht mehr als ein schwimmender Docht in einer Ölschale, die aber völlig ausreichte, da die hellen Steinwände das Licht von allen Seiten reflektierten. Der Gefangene betrachtete scheel die Benediktinertracht und war unsicher, was dieser Besuch zu bedeuten hatte. Auf eine eindeutig freundliche Begrüßung in Englisch gab er eine ebenso höfliche Erwiderung auf Walisisch, doch zur Antwort auf alles andere schüttelte er entschuldigend den dunklen Kopf und gab vor, kein Wort zu verstehen. Er reagierte jedoch sehr bereitwillig, als Cadfael seinen Ranzen auspackte und seine Salben, Reinigungstinkturen und Medizinen bereitlegte. Vielleicht hatte er über Nacht erkannt, wie gut es gewesen war, seine Wunde versorgen zu lassen, denn

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