Lösegeld Für Einen Toten
Hause folgen.« Und bevor sie noch den Atem fanden zu antworten, hatte er den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen.
Bruder Cadfael ging ein kurzes Stück mit seinem Freund, als Hugh am frühen Abend nach Shrewsbury zurückritt. Die letzten Tage waren mild gewesen, und die Äste der Bäume trugen den ersten grünen Schleier der Frühjahrsknospen. Auch der Gesang der Vögel hatte den aufgeregt drängenden, unruhigen Klang angenommen wie jedes Jahr vor der Paarung und dem Nestbau und der Aufzucht der Jungen. Dies war die Zeit für alle Arten von Geburten und Anfängen und dafür, den Tod aus den Gedanken zu bannen.
»Was sonst hätte ich tun können?« sagte Hugh. »Dieser hier hat keinen Mord begangen und ist mir den hübschen Hals, den er mir so artig anbietet, nicht schuldig. Und wenn ich ihn hänge, dann müßte ich beide hängen. Gott allein weiß, ob selbst ein so resolutes Mädchen wie Melicent - oder jene, die nach Eurem Bericht in Tregeiriog wartet - fähig ist, diese beiden Unzertrennlichen zu trennen. Zwei Leben für eines, das ist kein gerechter Tausch.« Er betrachtete sinnend seinen Sattel und den grobknochigen Grauen, sein Lieblingspferd, auf dem er ritt, und lächelte Cadfael an. Es war das erstemal seit mehreren Tagen, daß er so lächelte, ohne Ironie oder Vorbehalte zu zeigen. »Wieviel wußtet Ihr?«
»Nichts«, sagte Cadfael einfach. »Ich habe einiges vermutet, aber ich kann guten Gewissens sagen, daß ich nichts wußte und keinen Finger dazu gerührt habe.« Mit Schweigen und Taubheit und Blindheit hatte er getäuscht, aber das brauchte er nicht zu sagen. Hugh wußte es ohnehin. Und es war nicht nötig, daß Hugh jemals aussprach, mit welcher heimlichen Dankbarkeit er das Urteil begrüßte, das er aus eigenem Willen nie hätte sprechen können.
»Was soll nun aus ihnen allen werden?« fragte Hugh sich. »Elis wird heimkehren, sobald es ihm gut genug geht, und in aller Form um die Hand des Mädchens anhalten. In ihrer eigenen Sippe gibt es außer dem Bruder ihrer Mutter keinen Mann, der diese Aufgabe übernehmen könnte; und der ist mit der Königin in Kent und außer Reichweite. Ich nehme an, Schwester Magdalena wird dem Mädchen raten, für die Zwischenzeit zu ihrer Stiefmutter zurückzugehen, damit alles in angemessener Form vorbereitet werden kann. Sie hat Verstand genug, auf einen solchen Rat zu hören, und die Geduld, um auf das zu warten, was sie haben will. Nun hat sie ja die Sicherheit, daß sie es am Ende auch bekommen wird. Aber was ist mit den anderen beiden?«
Eliud und seine Gefährten waren inzwischen sicher schon weit in Wales und brauchten sich nicht zu beeilen und den Verletzten nicht über Gebühr zu quälen. Der Trank des Vergessens, den sie ihm gegeben hatten, mochte auch nach dem Aufwachen noch eine Weile seine Sinne trüben, und seine Kameraden würden nach Kräften versuchen, seine Reue und seinen Kummer und seine Angst um Elis zu lindern. Aber würde dieser unruhige und leidenschaftliche Geist jemals ganz zur Ruhe kommen?
»Was wird Owain mit ihm tun?«
»Er wird ihn weder töten noch verkommen lassen«, sagte Cadfael, »vorausgesetzt, Ihr gebt Eure Rechte an ihm auf. Eliud wird leben, er wird seine Cristina heiraten - es wird für Prinz und Priester und die Eltern keinen Frieden geben, solange sie nicht ihren Willen bekommt. Und seine Buße trägt er bereits in sich, er wird lebenslang daran tragen. Außer dem Tod selbst gibt es nichts, was Ihr oder irgendein anderer Mann ihm auferlegen könnte, das er sich nicht selbst auferlegen wird. Aber mit Gottes Willen wird er es nicht alleine tragen müssen. Kein Verbrechen und keine Schuld wird Cristina von seiner Seite weichen lassen.«
Am Ende des Reitweges trennten sie sich. Hinter den Bäumen dämmerte der Abend, doch die Vögel sangen immer noch mit soviel Freude in der Stimme, daß es einem leicht ums Herz wurde. Die Buschwindröschen zitterten im Gras.
»Ich gehe leichteren Sinnes als ich kam«, sagte Hugh, indem er noch einen Augenblick sein Pferd zügelte.
»Und ich werde Euch folgen, sobald der Junge wieder aufrecht gehen und durchatmen kann. Ich freue mich darauf, heimzukehren.« Cadfael blickte zu den niedrigen Holzdächern von Mutter Marianas Hof zurück, und zu den glitzernden Wellen des Baches, in denen sich silbrige, hauchzarte Äste spiegelten.
»Ich hoffe, wir alle haben aus einer großen Sünde das Beste gemacht. Wer könnte mehr verlangen? Erinnere ich mich doch daran, wie der Vater
Weitere Kostenlose Bücher