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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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wohl nicht aus Treue zu einer der Parteien, sondern um unbehelligt plündern zu können, wenn diese beiden Mächte aneinander gerieten. Prinz Cadwaladr von Gwynedd sammelte eine Streitmacht, und die Waliser aus Powys erhoben sich und schlossen sich ihm an; man hörte, daß sie marschieren wollten, um dem Grafen von Chester zur Hilfe zu kommen. So erhielten wir schon vor der Schlacht eine Warnung.«
    Sie hatte natürlich alles vorausgeahnt. Wer sonst in diesem kleinen Nest frommer Frauen hätte spüren können, woher der Wind wehte, wie die Lage zwischen den Konkurrenten um die Krone, zwischen Walisern und Engländern, zwischen ehrgeizigen Grafen und gierigen Stammesangehörigen tatsächlich war.
    »Und deshalb, Vater, überraschte es uns nicht, als vor etwa vier Tagen ein Junge von einem Gut im Westen Hals über Kopf zu uns gerannt kam und uns erzählte, daß die Kate und das Land seines Vaters verwüstet und seine Familie nach Osten geflohen sei, während walisische Plünderer sich zwischen den Trümmern seines Heims betranken und damit prahlten, als nächstes die Nonnen in Godric's Ford aufzuschlitzen. Ein Jäger auf dem Heimweg verschmäht keineswegs ein paar zusätzliche Stücke Wild. Wir wußten da noch nichts von der Niederlage bei Lincoln«, sagte sie, indem sie Hughs aufmerksamem Blick begegnete, »doch wir schätzten die Lage ein, so gut wir es vermochten, und ließen Vorsicht walten. Wenn Cadwaladr auf dem Heimweg zu seiner Burg in Aberystwyth den kürzesten Weg wählt, kommt er nahe an Shrewsbury vorbei. Anscheinend fürchtete er sich, der Stadt zu nahe zu kommen, obwohl die Garnison, wie er wußte, unterbesetzt war. Bei uns im Wald fühlte er sich da sicherer, und da er es bei uns nur mit einer Handvoll Frauen zu tun hatte, war es ihm die Sache wert, einen Tag dem Vergnügen zu widmen und uns auszurauben.«
    »Und das war vor vier Tagen?« fragte Hugh scharf.
    »Vor vier Tagen kam der Junge. Er ist in Sicherheit, und ebenso, sein Vater, doch ihr Vieh ist fort, nach Westen davongetrieben. Vor drei Tagen kamen sie zu uns. Uns blieb ein Tag für die Vorbereitungen.«
    »Das war eine verabscheuungswürdige Tat«, sagte Radulfus voller Zorn und Widerwillen, »sich wie ein Feigling auf ein Haus voller schutzloser Frauen zu stürzen. Schande über die Waliser oder jeden anderen, der solche Greueltaten begeht.
    Und wir hier wußten nichts von eurer Not!«
    »Keine Sorge, Vater, wir haben diesen Sturm gut überstanden. Unser Haus steht noch und ist nicht geplündert und keiner unserer Frauen wurde ein Härchen gekrümmt, und auch die Waldarbeiter haben kaum mehr als einen Kratzer abbekommen. Wir waren nicht ganz ohne Verteidigung. Sie kamen von Westen, so daß unser Bach sie von uns abhielt.
    Bruder Cadfael kennt die Gegend dort.«
    »Der Bach ist für den größten Teil des Jahres kein großes Hindernis«, sagte Cadfael zweifelnd. »Wir hatten in diesem Winter zwar schwere Regenfälle, doch es blieben immer noch die Furt und die Brücke zu bewachen.«
    »Wohl wahr, doch unter guten Nachbarn ist es nicht schwer, in Kürze ein stattliches Aufgebot zusammenzubekommen. Wir sind bei den Waldleuten gut gelitten, und es sind kräftige Männer.«
    Vier kräftige Männer ihrer Armee labten sich gerade im Torhaus an Fleisch und Brot und Dünnbier, stolz und zufrieden und in ihrem Selbstbewußtsein gestärkt; und mit Recht, da sie aus eigener Kraft gesiegt hatten.
    »Der Bach führte Hochwasser, doch für alle Fälle hoben wir die Furt aus, falls sie es dennoch versuchen sollten, und dann öffnete John Miller seine Schleusen, um das Wasser noch weiter anschwellen zu lassen. Was die Brücke angeht - nun, wir sägten die Tragbalken an, bis sie nur noch von einem Span gehalten wurden, und legten von ihnen aus Seile in die Büsche.
    Ihr werdet Euch erinnern, daß dort an beiden Ufern dichter Wald steht, so konnten wir aus guter Deckung heraus jederzeit die Tragbalken niederreißen. Außerdem kamen die Waldleute mit Äxten, Mistgabeln und Bogen und besetzten unser Ufer, um sich jeden vorzunehmen, der den Übergang schaffte.«
    Es war keine Frage, wer dieses prächtige Empfangskomitee befehligt hatte. Und da saß sie nun, stämmig, gelassen und gewinnend wie eine gottgesegnete Dorfälteste, die liebevoll und zärtlich über das Betragen und das rasche Heranwachsen ihrer Kinder und Enkelkinder spricht.
    »Die Waldleute sind die besten Bogenschützen weit und breit«, fuhr sie fort. »Wir verteilten sie an unserem Ufer zwischen den

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