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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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Grub Street vor ihr. Matthews letzte Adresse. Ü ber dem Laden seines Verlegers hatte er Quartier bezogen, in einem Zimmer ganz unter dem Dach, das wusste sie. Und sie konnte verstehen, dass er hier hatte leben wollen. Die Grub Street war nicht ganz so gewaltig wie der Strand oder Fleet Street , und viele der H ä user wirkten ein wenig heruntergekommen, aber es gab hier eine Unmenge an Buchhandlungen. Die Schaufenster waren angef ü llt mit Wissen und Geschichten: all das zwischen zwei lederbezogene Deckel gepresst und f ü r jedermann erh ä ltlich.
    Jedes gl ä serne Feld im Gitterwerk der Holzsprossenfenster schien ihr ein Guckloch in eine andere Welt. Eine Welt, die sie mit Matthew verband. Sie hatten jedes der B ü cher, die Gro ß vater ihr von seinen Reisen mitbrachte, gemeinsam gelesen, bis sie den Inhalt auswendig kannten.
    Matthew lebte hier in einer Wunderwelt. Warum hatte er sie nicht schon l ä ngst zu sich geholt? Ihr war es ganz egal, ob er es schon zu etwas gebracht hatte oder nicht, sie w ä re gl ü cklich gewesen, wenn sie ihm einfach nur h ä tte zur Hand gehen k ö nnen. Ihm eine neue Kerze aufstellen, wenn die alte nach einer langen, durchschriebenen Nacht heruntergebrannt war, ihm Essen bringen, eine w ä rmende Decke um seine Schulter legen, einfach nur f ü r ihn da sein.
    Als das Ende der Stra ß e in Sicht kam, begann sie zu rennen. Sie wollte endlich dieses Haus erreichen, Matt sehen und ihn in die Arme schlie ß en. Mehr als ein halbes Jahr war es her, dass er sie zum letzten Mal gek ü sst hatte. Sie konnte nicht mehr warten.
    Zuerst entdeckte sie den Pfandleiherladen auf der linken Stra ß enseite, dann ein Eckhaus mit einem gro ß en Holzschild, auf das drei Schlangen gemalt waren, die sich um einen Baum wanden, der anstatt Fr ü chten, B ü cher trug. Schwer atmend, dr ü ckte Frances die Hand auf ihr Herz. Sie legte den Kopf in den Nacken. Das Haus war schmal und hoch, drei Fenster durchbrachen den por ö sen Verputz der Fassade. Und obwohl es albern war, war sie entt ä uscht, Matts Gesicht hinter keinem der Fenster aufleuchten zu sehen.
    Sie machte einen schnellen Schritt zur Seite, als ü ber ihr das Ladenschild knarrte, als k ö nne es jederzeit herabst ü rzen und einen Vorbeikommenden erschlagen. Sie fl ü chtete sich zum Nebeneingang des Hauses, den sie in der d ü steren Passage entdeckte, die neben dem Haus auf einen l ä nglichen Hinterhof f ü hrte.
    Cross Dagger Court klang weder Vertrauen erweckend, noch sah er so aus. Die Fassade des Hauses wirkte hier noch sch ä biger als von vorne, wo immerhin noch Spuren der ehemals wei ß en T ü nche auszumachen waren. Eine niedrige Holzt ü r tarnte sich im por ö sen Backsteinmauerwerk so gut, dass Frances sie erst auf den zweiten Blick bemerkte. Nerv ö s drehte sie Matts Brief zwischen den Fingern. Nach ihren Erlebnissen bei Mrs. Randall war ihr nicht wirklich wohl dabei, schon wieder in ein fremdes Haus einzudringen. Es gab nicht einmal einen T ü rklopfer, mit dem sie sich h ä tte bemerkbar machen k ö nnen.
    Aber was sollte schon passieren? Mehr als hinauswerfen konnte man sie nicht. Das hoffte sie jedenfalls.
    Hinter der T ü r war es dunkel, und es roch unangenehm. Sie konnte nicht sagen, was hier so stank, vielleicht war es das Haus selbst, das all die Jahrzehnte ausd ü nstete, in denen hier niemand gel ü ftet hatte. Eine T ü r f ü hrte offenbar in den Laden, ein Treppenhaus nach oben. Dass man es ü berhaupt noch benutzen konnte, war ein Wunder, denn jede zweite Stufe war br ü chig, und es wurde schlimmer, je h ö her Frances kam. Sie wagte es kaum, die Dielen g ä nzlich zu belasten, w ä hrend sie die Stiege erklomm, eine Hand fest um das Gel ä nder gekrallt.
    Das Haus schien in mehr Zimmer aufgeteilt zu sein, als die wenigen Fenster in der Fassade glauben machen wollten. Von jedem Treppenabsatz gingen diverse T ü ren ab, und sie hoffte inst ä ndig, dass sie sich recht entsann und Matthew wirklich vom Dachgeschoss geschrieben hatte. Sie war unendlich froh, als sie oben anlangte und es hier nur eine einzige T ü r gab. Dennoch zitterte ihre Hand und hielt einige Herzschl ä ge vor den zusammengezimmerten Holzbrettern inne, die jemand in Ermangelung von Raum und Material f ü r eine richtige T ü r unter die Dachschr ä ge gezw ä ngt hatte. Schlie ß lich klopfte sie an.
    » Wer ist denn da? « , zwitscherte es von drinnen, und dann polterte es.
    War das ein Mann oder eine Frau?
    Frances straffte sich. » Ich

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