London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe)
sah man das schelmische Blitzen in seinen dunklen Augen. »Sag mir Bescheid, wenn’s aus ist zwischen euch. Ich hab eine starke Schulter, an der du dich ausweinen kannst.«
Brian ließ den Kopf in die Hände sinken. »Vielleicht hättest du sogar Chancen bei ihr, wenn du nicht immer so einen Mist verzapfen würdest.«
Phil schnaubte entrüstet und konterte mit einem deftigen Kraftausdruck. Der Schlagabtausch zwischen den beiden war fast schon ein Ritual, deshalb lachte ich bloß und überließ sie ihren Streitereien.
»Da ist sie ja.« Joss begrüßte mich mit einem breiten Grinsen, als ich den noch leeren Club betrat. Sie lehnte am Tresen, und ihre Miene veränderte sich schlagartig, als sie mein Gesicht sah. »Ist was passiert?«
»Ich hatte« – ich vergewisserte mich, dass wir wirklich allein waren – »heute ziemliche Probleme mit Mum.« Ich ging die drei Stufen zum Barbereich hinunter, schlüpfte unter dem Tresen hindurch und drückte mich an Joss vorbei. Kurz darauf hörte ich ihre Schritte, als sie mir in den kleinen Pausenraum folgte.
»Was war denn los?«, fragte sie leise, während ich meine Tasche in meinen Spind stopfte.
Ich drehte mich zu ihr um und schlüpfte aus meiner Jacke, unter der ich dieselbe Kluft trug wie sie – ein weißes Tanktop mit der Aufschrift CLUB 39 über der rechten Brust und schwarze enge Jeans, in denen meine Beine noch länger aussahen.
Joss baute sich in der für sie typischen Manier vor mir auf. Sie hatte die Lippen geschürzt, und ihre exotischen grauen Katzenaugen musterten mich besorgt. Ihre dichte blonde Mähne war zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden. Joss war nicht schön im landläufigen Sinne, aber sexy. Ich konnte nachvollziehen, wieso Braden sich in sie verliebt hatte. Ihr trockener Witz stand in einem derart faszinierenden Gegensatz zu ihrer Ausstrahlung, der sie sich offensichtlich nicht bewusst war, dass man ihr als Mann praktisch verfallen musste .
Ja. Wir waren ein gutes Team. Und wir kassierten gute Trinkgelder.
»Mum ist aus dem Bett gefallen, dabei ist ihre letzte Flasche Gin zu Bruch gegangen, und als ich ihr gesagt habe, dass ich ihr keinen neuen besorgen würde, hat sie mir die üblichen Beleidigungen an den Kopf geworfen. Als sie sich dann halbwegs wieder beruhigt hatte, musste ich ihr helfen, sich anzuziehen, damit sie rausgehen und sich selbst Nachschub holen konnte.« Ich lachte bitter. »Und dann musste ich Cole mit ihr allein lassen.«
»Der kommt schon klar.«
Ich schüttelte den Kopf. »Jetzt mache ich mir wieder den ganzen Abend Sorgen um ihn. Hast du was dagegen, wenn ich mein Handy in der Hosentasche behalte?«
Joss runzelte verwirrt die Stirn. »Natürlich nicht. Aber du kennst die Lösung für dein Problem, oder?«
»Eine gute Fee?«
»Genau.« Einer ihrer Mundwinkel zuckte nach oben. »Nur dass er keine gute Fee ist, sondern ein guter, Anzug tragender Höhlenmensch.«
Ich verstand nur Bahnhof.
»Braden! Er hat dir schon so oft einen Job angeboten, Jo. Teilzeit oder Vollzeit. Nimm sein Angebot doch einfach an. Wenn du ganztags für ihn arbeiten würdest, wärst du tagsüber im Büro und müsstest dir keine Sorgen mehr darüber machen, dass du abends und nachts nicht bei Cole sein kannst.«
Ich ging an ihr vorbei zurück in die Bar. Ich gab mir Mühe, Dankbarkeit für ihren Vorschlag zu empfinden und mir meine Verärgerung nicht anmerken zu lassen. »Joss, nein.«
Sie folgte mir, und ich musste sie nicht erst ansehen, um zu wissen, dass sie diesen sturen Ausdruck im Gesicht hatte, der normalerweise für Situationen reserviert war, wenn andere Leute ihr Fragen stellten, auf die sie keine Antwort geben wollte. »Wieso erzählst du mir das alles, wenn du nicht an einer Lösung interessiert bist?«
»Das ist keine Lösung«, gab ich leise zurück, während ich mir die kurze weiße Schürze um die Hüften band. »Das ist ein Almosen.« Ich lächelte, um meine Worte ein wenig abzumildern.
Aber meine Freundin war noch lange nicht fertig. »Soll ich dir mal was sagen? Ich habe Ewigkeiten gebraucht, um zu der Erkenntnis zu kommen, dass man nicht immer alles alleine schaffen kann.«
»Ich bin nicht allein. Ich habe Cole.«
»Also schön.« Joss rang die Hände und machte einen Schritt auf mich zu. Ich drehte mich halb zu ihr herum. Als ich die Schärfe in ihrem Tonfall wahrnahm, wurde mir ganz anders. »Ich sag’s jetzt einfach mal.«
Mach dich auf was gefasst, Jo.
»Wie kann es sein, dass du dir von Malcolm
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