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London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe)

London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe)

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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und das war bitter nötig. Ich legte um zehn Uhr los, und bereits um elf war ich wunderbar entspannt und satt von den zwei Donuts, die ich gegessen hatte. Ich klebte gerade eine neue Bahn an und dachte bei mir, dass die Küchenschränke auch mal einen neuen Anstrich vertragen könnten, als es an der Tür klopfte.
    Ich drehte mich auf der Trittleiter um und rief, die Tapete mit beiden Händen hoch über dem Kopf von der Wand weghaltend: »Wer ist da?«
    »Cam!«
    O nein. Er würde meine innere Ruhe nicht zerstören. Ich holte tief Luft und begutachtete, was ich geleistet hatte. Ich war bei der letzten Bahn, und das Wohnzimmer sah schon jetzt viel heller und frischer aus. »Komm rein!« Ich richtete das Ende der Tapetenbahn bündig an der oberen Kante der Wand aus und strich sie mit einer Bürste glatt.
    Zwei Sekunden später hörte ich ihn hinter mir fragen: »Was machst du denn da?«
    Ich ignorierte die Wirkung seiner Stimme auf meinen Körper, zog die Tapete ein klein wenig zurecht und überprüfte, ob sie gerade hing, bevor ich ein weiteres Teilstück an der Wand glattstrich. »Ich tapeziere.«
    »Ganz allein?« Das ungläubige Staunen in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Ich nickte und stieg auf der Leiter eine Sprosse tiefer, um die Mitte der Tapetenbahn glattzustreichen. Die Nähte waren exakt auf Stoß. Übung machte eben doch den Meister. »Was glaubst du denn, wer die Wohnung hier renoviert hat? Die Tapete, die Farbe, die abgezogenen Dielen …« Ich war fertig und stieg von der Leiter, um mein Werk zu betrachten.
    Als ich mich zu Cam umdrehte, war ich verblüfft über die entgeisterte Miene, mit der er sich im Raum umsah. »Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, halbwegs gerade eine Tapete an die Wand zu kleben? Du machst das wie ein Profi.«
    Ich zuckte die Achseln. Keine Ahnung, was daran so bemerkenswert sein sollte. »Onkel Mick hat’s mir beigebracht.«
    »Als du zehn warst?«, fragte er neugierig lächelnd. »Wann hast du hiermit angefangen?« Er deutete auf den Tapeziertisch.
    »Vor einer Stunde.«
    Seine wunderschönen Augen wurden kugelrund vor Erstaunen. »Und du bist schon fertig? Jo, eure Wohnung sieht echt super aus. Richtig professionell. Das ist dir bewusst, oder?«
    Ich freute mich über das Lob, und mir wurde ganz warm, weil er mein Werk für professionell hielt. »Danke. Ich raube Cole damit den letzten Nerv. Er ist fast ausgeflippt, als er gesehen hat, dass ich die Tapete von den Wänden gekratzt hatte.«
    »Apropos.« Cam trat einen Schritt auf mich zu. »Cole ist auch der Grund, weshalb ich hier bin. Ich habe so eine komische SMS von ihm bekommen. ›Jo tapeziert. Das macht sie nur, wenn irgendwas nicht stimmt. Weißt du zufällig, was los ist?‹«
    Verräter. Seufzend wandte ich den Blick ab. Inzwischen war es also schon so weit, dass Cole unseren Nachbarn um Rat fragte, wenn er den Eindruck hatte, mit mir sei etwas nicht in Ordnung. Durfte ich denn gar keine Geheimnisse mehr haben?
    »Und?«
    Ich zuckte die Achseln. »Manchmal kann ich mich so eben am besten entspannen.« Ich versuchte ihn mit einem Lächeln zu beschwichtigen. »Cam, du weißt besser als jeder andere, dass mein Leben oft stressig sein kann. Das hier dient dem Stressabbau.«
    Cam nickte, offenbar war er mit meiner Erklärung zufrieden. »Okay.« Inzwischen inspizierte er den Fußboden. Er ließ den Blick über die Dielen bis zu den lackierten Sockelleisten wandern, ehe er ohne ein weiteres Wort in der Küche verschwand. Dort hörte ich ihn eine Weile umhergehen, bis er schließlich wieder auftauchte und am Wohnzimmer vorbei zu den übrigen Zimmern und zum Bad ging. Ich hörte, wie hintereinander drei Türen geöffnet wurden. Badezimmer, Coles Zimmer, mein Zimmer.
    Danach kam Cam zurück zu mir. Ich erwartete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und vor der Brust verschränkten Armen. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er mich so dastehen sah. »Bist du fertig mit deiner Schnüffelei?«
    Er grinste. »Du hast ganz schön viele Bücher.«
    »Hmpf«, machte ich.
    »Das erklärt wohl den Wortschatz.«
    »Wie bitte?«
    »Du kannst dich gut ausdrücken. Bist sehr belesen.«
    Warum machte Cam immer die besten Komplimente? Das war sehr irritierend, wenn man gleichzeitig versuchte, nicht andauernd an ihn zu denken.
    »Und du hast Talent.«
    Das haute mich fast um. »Ich? Talent?« Hatte er was geraucht?
    Er machte eine ausladende Geste mit dem Arm. »Jo, du solltest das beruflich machen.«
    »Äh, was

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