London Road - Geheime Leidenschaft
je bekommen hatte, und hätte unsere Finanzen erheblich aufgebessert. Andererseits bestand nach wie vor die Möglichkeit, dass unsere Beziehung sich zu etwas Dauerhaftem entwickelte, und dann hätte sich der Verkauf der Uhr sowieso erledigt. Allerdings achtete ich strikt darauf, mir nicht zu viele Hoffnungen zu machen.
Es war Viertel nach neun. Mein Puls beschleunigte sich ein bisschen, und ich kramte in meiner winzigen Gucci-Clutch-Kopie nach meinem Handy. Keine Textnachrichten. Verdammt, Cole.
Ich hatte gerade eine SMS getippt, um ihn daran zu erinnern, mich anzurufen, sobald er nach Hause kam, und auf »Senden« gedrückt, als sich ein Arm um meine Taille schlang und mir der holzig-ledrige Duft von Malcolms Aftershave in die Nase stieg. Ohne den Kopf in den Nacken legen zu müssen – ich trug meine Zwölf-Zentimeter-Absätze –, drehte ich mich um und sah ihm lächelnd ins Gesicht. Meine Sorge um Cole schob ich fürs Erste beiseite. Ich hatte auf niveauvolle Eleganz gesetzt und das rote Bleistiftkleid von Dolce & Gabbana angezogen, das Malcolm mir bei unserer letzten Shoppingtour gekauft hatte. Es betonte perfekt meine schlanke Figur. Ich war ganz vernarrt in dieses Kleid. Es auf eBay zu versteigern, würde mir in der Seele weh tun.
»Da bist du ja.« Malcolm begrüßte mich mit einem Lächeln. Seine braunen Augen strahlten, und in seinen Augenwinkeln erschienen lauter attraktive Lachfältchen. Er hatte glänzende dunkle Haare mit einem Hauch von Grau an den Schläfen, das ich sehr sexy fand. Er trug immer Anzüge, und auch heute hatte er keine Ausnahme gemacht. Der Schnitt seines Savile-Row-Zweiteilers war exquisit. »Ich dachte, deine Freunde wollten heute Abend auch kommen, sonst hätte ich dich doch nicht so lange allein gelassen.«
Ich legte ihm zur Beruhigung eine Hand auf die Brust. »Keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Sie waren hier, mussten aber leider schon wieder gehen.« Ich schaute kurz auf mein Handy, das ich immer noch in der Hand hielt. Was war mit Cole? Allmählich wurde ich unruhig.
»Ich möchte eins von Beccas Bildern kaufen. Komm mit, dann können wir gemeinsam so tun, als wäre es ein Meisterwerk.«
Ich lachte schadenfroh, kam mir aber gleich darauf gemein vor und biss mir auf die Lippe. »Ich bin so froh, dass ich nicht die Einzige bin, die nichts mit den Bildern anfangen kann.«
Sein Blick glitt durch den Raum, und sein Mund verzog sich zu einem amüsierten Lächeln. »Nun, zum Glück haben die anderen Leute hier mehr Ahnung von Kunst als wir, finanziell hat sich meine Investition also immerhin gelohnt.«
Er legte mir einen Arm um die Schultern und lotste mich quer durch die Galerie zu Becca, die unter einer gigantischen Leinwand voller Kleckse stand. Ich wäre beinahe über meine eigenen Füße gestolpert, als ich sah, mit wem sie sich unterhielt.
Mit dem Tattoo-Typen.
Mist.
»Alles in Ordnung?« Malcolm runzelte fragend die Stirn, als er meine Anspannung spürte.
Ich strahlte ihn an. Regel Nummer eins: Zeige dich ihm gegenüber stets von deiner positivsten, charmantesten Seite. »Alles prima.«
Der Tattoo-Typ legte Becca grinsend die Hand um die Hüfte und versuchte sie an sich zu ziehen. Es sah aus, als wollte er sie beschwichtigen. Mein Herz machte einen Sprung, als er lächelte und dabei seine weißen Zähne entblößte. Becca sah nach wie vor ein bisschen eingeschnappt aus, ließ sich aber trotzdem von ihm in die Arme nehmen. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Einem Mann mit so einem Lächeln würde eine Frau alles verzeihen.
Ich riss mich vom Anblick des Tattoo-Typen los und blieb bei Malcolm stehen, gerade als die beiden sich zu uns umdrehten. Beccas Wangen waren leicht erhitzt, und ihre Augen funkelten. »Beachtet Cam und mich gar nicht. Wir streiten uns nur, weil er ein Idiot ist.«
Ich sah ihn nicht an, hörte aber sein Lachen. »Nein, wir streiten uns, weil wir nicht den gleichen Kunstgeschmack haben.«
»Cam hasst meine Bilder«, verkündete Becca in gespielter Entrüstung. »Er ist nicht in der Lage, sich wie ein anständiger Freund zu benehmen und zu lügen. Nein, es muss die ungeschminkte Wahrheit sein. Wenigstens Malcolm schätzt meine Arbeiten. Jo, hat Malcolm dir schon gesagt, dass er eins meiner Bilder kaufen will?«
Vielleicht hätte ich eifersüchtig sein müssen, weil Becca und Malcolm sich so nahestanden. Es mag gehässig klingen, aber bevor ich ihre Kunstwerke gesehen hatte, war ich auch ein klein wenig eifersüchtig gewesen. Ich war nicht
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