Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.
seiner eigenen Rasse bewegen.
Nun war das so gut wie niemals möglich.
Er saß nun dort, zufrieden, daß er mit sich selbst ins reine gekommen war, als ein Schatten auf ihn fiel. Entschlüsse und Überlegungen wurden beiseite geschoben, als er sich schnell umdrehte, seinen Herzschlag fast im Hals spürte, da er annahm, daß Clarity zurückgekommen sei, um ihm mitzuteilen, wie leid es ihr täte, und ihm zu sagen, daß sie kein Wort ernst gemeint habe.
Statt dessen sah er sich einem hochgewachsenen Mann gegenüber, der die Uniform der Hafensicherheitstruppe trug. Die Mütze saß ihm leicht schräg, und der rechte Ärmel der Uniformjacke war zerfetzt. Transparente Kunsthaut glänzte durch die Risse, wo ein Arzt einen hastigen, aber wirkungsvollen Hautersatz vorgenommen hatte.
»Sind Sie der Besucher namens Flinx?«
Pip schnappte sich einen letzten Nahrungsbrocken und schluckte ihn ganz hinunter. Der Blick des Offiziers verfolgte kurz die Bewegungen der fliegenden Schlange, und Flinx spürte einen bewundernswert kurzen Anflug von Angst.
»Da jeder zu wissen scheint, wer ich bin, sehe ich nicht viel Sinn darin, es zu leugnen.« Als ihm bewußt wurde, wie mißgelaunt er nach diesen Worten auf einen höflichen Fremden wirken mußte, fügte er hinzu: »Es tut mir leid. Meine Freunde und ich haben gerade eine ziemlich harte Zeit hinter uns. Es ist schon erstaunlich, wie schnell Neuigkeiten sich verbreiten.«
»Finden Sie auch, nicht wahr? Ich bin Feng Kikoisa, der Chef der Hafensicherheitstruppe. Vielmehr von dem Rest, der noch übrig ist.« Dem Aussehen nach war er Anfang Fünfzig, hart wie DurLex, genau der Typ von Profi, der es mit einer Welt wie Long Tunnel aufnehmen konnte.
»Wir haben ein Schiff im geosynchronen Orbit. Die nächste planmäßige Ankunft findet erst in einem Monat statt. Man sagte mir, daß es sich möglicherweise um Ihr Schiff handelt.«
Flinx wackelte mit einem Finger vor Pip herum und schaute zu, wie die fliegende Schlange der Bewegung spielerisch folgte. »Ich glaube, heute werde ich gar nichts leugnen. Verstoße ich zur Zeit gegen irgendeine Bestimmung oder Vorschrift?«
»Selbst wenn es so wäre, dürfte das wohl egal sein. Es ist niemand da, der sich darüber aufregen könnte. Ich bin nur froh, daß Sie da sind.«
Flinx drehte den Kopf, um zu dem Offizier hinaufzuschauen. »Es ist schön, beliebt zu sein. Wie kommt es dann, daß ich noch mehr dahinter vermute?« Er hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was der ältere Mann auf dem Herzen hatte.
»Sie scheinen ein sehr scharfsichtiger junger Mann zu sein. Sicherlich haben Sie längst mitbekommen, wie beschränkt unsere Möglichkeiten zur Zeit sind. Wir hatten nie damit gerechnet, daß wir uns mit so etwas jemals auseinandersetzen müßten. Wir haben nicht genug Vorräte, nicht genug …«
»Ich nehme sie mit«, unterbrach Flinx ihn müde.
Der Offizier war wie vor den Kopf gestoßen durch Flinx’ schroffe Reaktion und leicht aus dem Konzept gebracht, weil er nun nicht mehr seine so sorgfältig geprobte Ansprache loswerden konnte. »Es sind nicht viele.« Er sagte es in einem Ton, als wollte er noch immer nicht glauben, daß ihm seine Bitte erfüllt werde.
»Ich sagte doch, ich nehme sie mit.« Was sollte er sonst tun? Allein abfliegen und so dafür sorgen, daß man schlecht über ihn dachte und ihm ein schlechter Ruf vorauseilte? »Besonders bequem wird es für die Betreffenden nicht. Ich betreibe schließlich kein Passagierschiff. Ich habe insgesamt drei Kabinen.«
»Wohin Sie die Schwerverletzten auch immer legen, sie werden es sicherlich viel besser haben als hier unten. Unsere Ärzte schlagen als nächstes Ziel Thalia Major oder Minor vor.«
Flinx überlegte. »Ich würde sie lieber nach Gorisa bringen. Das ist in etwa die gleiche Entfernung.«
»Gorisa? Dort bin ich selbst noch nie gewesen, aber ich habe natürlich schon davon gehört. Jeder in diesem Sektor kennt Gorisa. Ich wüßte also nicht, was dagegen spricht. Abgesehen davon sind wir wohl kaum in der Situation, Bedingungen zu stellen oder Ihnen Befehle zu erteilen. Sie fliegen schließlich ein Privatschiff.«
»Das stimmt. So ist es.«
»Ich werde meinen Kollegen von Ihrem großzügigen Angebot in Kenntnis setzen. Soweit ich gehört habe, muß bei einigen Verletzten der Abtransport so schnell wie möglich erfolgen. Wann brechen Sie auf?«
»Sofort. Jetzt.«
»Das ist sehr großzügig von Ihnen, wirklich.« Der Sicherheitschef war gekommen, um zu betteln
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