Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.
Wasser dahingetrieben war, war seine Atmung entspannt und leicht gewesen. Nun, da er wieder in die Atmosphäre zurückgekehrt war, stellte er fest, daß er keuchte und nach Luft rang. Die Augen drohten ihm aus den Höhlen zu treten, und seine Lungen pumpten wie wild. Neben ihm lagen Pip und Scrap und glichen zwei Bündeln zuckender Seilschlingen.
Als der Sarg losgelassen worden war, trieb er an den Haltegreifern weiter, bis er gegen die unterirdische Wand stieß. Der beigefarbene Piastilkasten, der die Schlafgaszylinder und die Flußventile enthielt, war leicht verkantet gegen die Wand geworfen. Die Folge war ein Riß in einer der Versorgungsleitungen. Monconqui hätte es sicherlich bei einer seiner Routineuntersuchungen bemerkt, jedoch war er für. einige Zeit anderweitig beschäftigt gewesen.
Luft aus dem umliegenden Raum sickerte herein, während Gas austrat. Die Atmosphäre innerhalb des Sarges wurde allmählich wieder normal. Während der Container luftdicht war, konnte man nicht behaupten, daß er auch schalldicht war. Der Lärm diskutierender Stimmen und abgefeuerter Waffen war darin zu hören.
Innen war es jedoch genauso düster wie in den Höhlen von Long Tunnel, da das Beobachtungsfenster geschlossen war.
Flinx versuchte, sein Gehirn in Gang zu setzen. Das letzte, woran er sich erinnern konnte, war der Moment, als er in seinem Hotelzimmer auf dem Bett saß und sich ein TriDi ansah, Pip zusammengerollt in einem Sessel lag und Scrap um die Deckenlampe herum seinem eigenen Schwanz nachjagte. Nun fand er sich auf dem Rücken liegend in einem Container wieder und Pip und Scrap direkt neben ihm. Das Echo von Pistolenschüssen und Stimmen durchdrang das Material des Containers. Die Stimmen klangen menschlich; deshalb war es wahrscheinlich, wenn nicht gar vollkommen sicher, daß außerhalb seines Gefängnisses eine atembare Atmosphäre herrschte.
Er untersuchte das Innere seines Gefängnisses, so gut er konnte, fand aber nichts, was einem Schloß oder einem durch Knopfdruck zu betätigenden Öffnungsmechanismus glich. Also war das Ding so beschaffen, daß es nur von draußen geöffnet werden konnte. Das erschien durchaus sinnvoll. Drei schwere Scharniere offenbarten sich seinen suchenden Fingern.
Er erinnerte sich an seinen entspannenden Ausflug in den See seiner Gedanken. Ob nun durch eine Injektion oder durch andere Methoden, er war betäubt worden, und seinen schmerzenden Muskeln nach zu urteilen, war er für längere Zeit bewußtlos gewesen. Dennoch fühlte er sich gesund und hellwach. Der lange Schlaf hatte ihm die Spinnweben aus dem Gehirn geweht. Er ließ seinem Talent freie Bahn und stellte fest, daß er in der Nähe befindliche Gefühle sehr gut deuten konnte. Vielleicht führten die ausgedehnte erzwungene Ruhepause und der Betäubungsstoff - was immer man bei ihm angewandt hatte - zu einer Zunahme seiner Aufnahmefähigkeit. Vielleicht war irgend etwas mit ihm passiert, während er in seinem Gefängnis eingeschlossen war, wo er nichts anderes hatte einsetzen können als sein Gehirn. Er hatte unklare Erinnerungen an mächtige unsichtbare Gestalten und vor allem an eine riesige grüne Masse. Es war der Nachhall einer phantastischen Traumlandschaft.
Er stieß auf eine Reihe feindseliger Geister und bewegte sich weiter wie ein Schmetterling, der von Blüte zu Blüte hüpft. Geräusche und Gefühle verrieten ihm, daß Leute aufeinander schossen. Inmitten des Ozeans fremdartiger Gefühle stieß er auf zwei, die er gut kannte. Das eine Individuum war Alynasmolia Vandervort, eine bemerkenswerte Mischung aus Geldgier, Lust, Ehrgeiz, Hoffnung und Haß.
Clarity war voller Ekel, Sorge, Angst und etwas, das er nicht genau analysieren konnte. Das war der Augenblick, als er Pip flüsternd ansprach. Nicht die gesamte Kommunikation fand auf empathischer Ebene statt. Die fliegende Schlange war intelligent genug, um einige grundlegende verbale Kommandos zu verstehen und darauf zu reagieren.
Während er sich so weit wie möglich nach rechts schob, berührte er das unterste Scharnier seines Gefängnisses, während er das Wort hervorstieß. Pip merkte sich die Lage seines Fingers nach dem Klang, den er hervorrief, als er das Scharnier berührte, wartete, bis ihr Meister die Hand zurückgezogen hatte, und spuckte.
Der beißende Gestank von sich auflösendem Metall und Piastil erfüllte den Container und drohte Flinx erneut zu ersticken. Nach Luft ringend klopfte er noch zwei weitere Male mit dem Finger, gab noch
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