Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.
Problem, Ma’m«, sagte der junge Mann freundlich. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
»Nur eine routinemäßige Überprüfung.« Während sie die Ausweistafel in der Hand hielt, drehte Vandervort sie so, daß die Träger ihr Gesicht nicht sehen konnten. Ihre Lippen bewegten sich stumm, als ihr Blick sich mit dem von Dabis traf. Seine Augen weiteten sich unmerklich, er nickte sacht, und in diesem Moment ging sie hinter einigen hastig gefüllten Kisten in Deckung.
Dabis kauerte nieder und zog seinen Nadler. Da er nicht gewarnt worden war, brauchte Monconqui etwas länger, um zu reagieren, doch auch er schaffte es, sich in Deckung zu werfen, als er seinen Partner beobachtete.
Die Transportleute bewegten sich schnell, aber nicht schnell genug. Trotz ihrer bisherigen Erfahrungen besaßen sie noch immer nicht die Kämpferqualitäten von Profis. Der nachhängende vierte Mann des Quartetts bekam Dabis’ Nadlerschuß mitten in die Brust. Der Strahl durchdrang das Brustbein, verschmorte Nerven und Blutgefäße und die Wirbelsäule, als er wieder austrat und sich an der Wand totlief.
Schreie und laute Rufe erfüllten den Raum. Clarity war ein leichtes Ziel für die Transportleute, aber sie hatten keine Zeit, sich auf sie zu konzentrieren, und sie fand schließlich Deckung. Dabis und Monconqui waren das Problem. Beide hatten sichere Stellung hinter schweren Umzugskisten bezogen, die mit elektronischen und Überwachungsinstrumenten gefüllt waren. Sie waren zwar bei drei gegen zwei in der Minderzahl, doch gleichzeitig auch die besseren Schützen. Während sie den einzigen Ausgang bewachten, mußten die Fanatiker an der Treppe ihre Deckung verlassen, um in den Raum zu zielen.
Der Schußwechsel dauerte an. Eine Salve aus einer Neuronenpistole verfehlte Clarity knapp und lähmte kurzzeitig ihre linke Körperseite. Das Empfindungsvermögen kehrte jedoch schnell zurück und wurde von einem seltsam kitzelnden Gefühl begleitet.
Vandervort lag in der Nähe und verfolgte den Kampf. »Halt den Kopf unten, Kind! Wir beide haben mit dem Ausgang dieses Abenteuers nichts zu tun.« Sie lugte zwischen zwei Kisten auf das Schlachtfeld, wobei es ihr einfach gemacht wurde, alles verfolgen zu können, da die Fanatiker sich ausschließlich auf die beiden Leibwächter konzentrierten.
Der Transporthelfer, der erschossen worden war, lag zusammengekrümmt am Fuß der Treppe und starrte blicklos zur Decke. Das Loch in der Brust qualmte noch. Da die Träger ihn losgelassen hatten, war der Plastilsarg an der nächstliegenden Wand zur Ruhe gekommen, wo er immer noch von den leise summenden Greifern hochgehalten wurde.
»Deine Freunde von Alaspin und Long Tunnel«, murmelte Vandervort, während sie ihre Lage veränderte, um mehr erkennen zu können, ohne sich aus ihrer Deckung herauszuwagen. Sie erhob die Stimme. »Gebt auf! Diese beiden Männer werden euch sowieso früher oder später erwischen. Es sind Profis, und ihr seid es nicht.
Hier gibt es für euch nichts mehr zu holen, ganz gleich, was ihr haben wollt. Clarity bekommt ihr nicht.«
»Und wir kriegen sie.« Clarity glaubte die Stimme des jungen Mannes wiederzuerkennen. Er blieb am oberen Ende der Treppe in seinem Versteck. »Und wir bekommen den Mutanten auch.«
»Woher wissen Sie davon?« Vandervort schüttelte ungläubig den Kopf. »Wie haben Sie das herausbekommen?« Sie sah zu der jüngeren Frau, die in ihrer Nähe kauerte. Claritys Augen weiteten sich, und sie schüttelte heftig den Kopf. Die ältere Frau überlegte, ehe sie wieder redete.
»leb weiß nicht, wovon ihr redet.«
Die hochgewachsene Blondine reagierte diesmal mit einem harten weiblichen Lachen. »Wir haben den Kommunikationscode von Coldstripe schon vor längerer Zeit geknackt, daher brauchen Sie uns nicht anzulügen. Wir wissen alles. Wir wußten schon vor Scarpania von dem Mutanten.«
»Verdammt!« fluchte Vandervort. »Ich habe unseren Leuten fast jeden Tag geraten, den Code zu ändern. Diese faule Bande!«
Die Blondine war aber noch nicht fertig. »Woher wußten wir wohl, wo auf Long Tunnel ihr gesessen habt? Wo eure Labors und Archive lagen? Als sie auf Alaspin unser Gast war, hat eure Genfummlerin uns einiges davon verraten, was wir wissen mußten, aber nicht alles. Den Rest erfuhren wir aus der Überwachung eures Funkverkehrs mit draußen und innerhalb eurer Organisation.« Sie lachte freudlos.
»Ist euch denn nie aufgefallen, daß euer Freund Jase neun Leben zu haben schien?«
Sämtliche Farbe wich aus
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