Long Tunnel
Sie beabsichtigen, Amee, und ich kann Ihnen gleich hier und jetzt mitteilen, daß ich davon nichts wissen will, verstanden?«
»Denk gut nach, meine Liebe! Vor allem denk nüchtern! Sieh zu, daß du zu einer wissenschaftlichen Grundeinstellung und Lebenssicht gelangst!«
»Ich werde mich ihm nicht an den Hals werfen, damit Sie seine Reaktionen messen und aufzeichnen und analysieren können«, sagte sie bitter. »Ich bin kein verdammtes Schlafmittel, das Sie seinem Leben verabreichen können, damit er sich bei Ihren Experimenten etwas besser fühlt.«
Vandervort trat von dem beigefarbenen Behälter zurück. »Wenigstens weißt du jetzt, was von dir gewünscht wird. Ich bin sicher, daß du dich besinnen wirst, und sei es auch nur deshalb, weil er dich braucht. Ich beschwöre dich, keine übereilte, spontane Entscheidung zu treffen, sondern dir Zeit zu lassen und nachzudenken. Neben allem anderen ist er schließlich auch ein sehr attraktiver junger Mann, wenngleich er sich alle Mühe gibt, das zu verbergen.«
»Ich bin keins von Ihren Geräten. Sie können mich nicht kaufen.«
Diesmal reagierte die ältere Frau regelrecht amüsiert. »Das muß man erst noch sehen. Noch habe ich dir kein Angebot gemacht, nicht wahr? Bedenk auch eins: Wenn du zu Coldstripe zurückkehrst - und ich werde dich nicht davon abhalten -, wirst du niemals erfahren, was mit unserem Flinx geschieht, wie er sich entwickelt, welche bisher noch ungeahnten Talente er besitzt oder wer eingestellt wird, um deinen Platz einzunehmen.«
Das ist doch nicht möglich, sagte sich Clarity. Dies ist doch nicht Mammi Vandervort, die da zu ihr sprach und in aller Gelassenheit die Einzelheiten eines Plans darlegte, der schlimmer war als alles, was sie je im TriDi gesehen hatte. Es konnte doch nicht sein, daß Flinx betäubt und wie tot in einem Piastilsarg auf dem Tisch links von ihr lag!
Sie wußte, daß Vandervort damit, was sie gesagt hatte, durchaus recht hatte. Wenn sie sich nicht zur Mitarbeit bereit erklärte, dann würde sie jemand anderen finden, der Flinx’ Vertrauen erringen könnte. Sie würde es immer wieder versuchen, bis sie die richtige Mischung von Gefühl, Schönheit und Intelligenz gefunden hätte. Jemanden, der Flinx weitaus weniger verstand und auch weniger Skurpel hatte als sie. Wenn sie ihm helfen wollte, dann mußte sie das Angebot der älteren Frau annehmen, für sie und Scarpania arbeiten, wenigstens vorübergehend, bis ihr für beide ein Ausweg aus dem Dilemma eingefallen wäre.
Denk nach! Versuch, Zeit zu gewinnen!
»Nur einmal ganz theoretisch: Was wäre, wenn ich alles ablehne, was Sie vorgeschlagen haben, und damit direkt zu den Behörden von Gorisa gehe?«
Vandervorts Tonfall änderte sich nicht im mindesten. »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun, meine Liebe. Ganz gleich, was du jetzt von mir denken magst, so muß ich doch sagen, daß ich dich in der Zeit unserer bisherigen Zusammenarbeit richtig liebgewonnen habe. Ich finde, du bist eine hochqualifizierte, möglicherweise fast geniale Geningenieurin, die außerdem noch mit Enthusiasmus für ihre Arbeit und mit der seltenen Fähigkeit gesegnet ist, Mitarbeiter zu Leistungen über die normalen Fähigkeiten hinaus anzustacheln.«
Das war alles, was sie sagte. Keine Drohungen, weder direkte noch versteckte. Nur Bewunderung und eine sanfte Bitte, der durch die Anwesenheit von Dabis und Monconqui Gewicht verliehen wurde.
»Ich könnte mit allem einverstanden sein«, meinteClarity, »könnte allem zustimmen, worum Sie mich bitten, und dann verschwinden und alles der Kirche melden.«
Vandervort ließ sich das kurz durch den Kopf gehen und nickte. »Ja, das könntest du tun. Du bist viel erfahrener und nicht mehr so naiv wie damals, als du zu uns kamst. Vielleicht fändest du sogar einen Padre, der deine Geschichte glaubt. Aber wenn jemand käme, um sich hier umzusehen, wären wir längst umgezogen und hätten den jungen Mann an einen sicheren Ort geschafft. Du könntest uns nicht mehr finden, und die Kirche auch nicht. Und während ich wahrscheinlich mit einem Schulterzucken die zusätzlichen Ausgaben abtäte, dürfte Scarpania wohl ganz anders reagieren. Da du sicherlich nicht die Mittel hättest, die Firma für ihre Mühen zu entschädigen, fände sie, so fürchte ich, bestimmt Mittel und Wege, sich bei dir in irgendeiner Form schadlos zu halten.«
Da ihr nun sämtliche Argumente ausgegangen waren, sackte Clarity sichtlich zusammen. Als sie erkannte, daß sie alles
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