Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Long Tunnel

Long Tunnel

Titel: Long Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
schlief. Welchen Grund gab es dann, ihn aus seinem Schlaf zu holen? Jemand anderer hätte sich nun erhoben, um sich umzusehen. Flinx tat es nicht. Was immer Pip gestört hatte, würde sich bald auch bei ihm bemerkbar machen.
    Erst nach einer Weile sah er die Schatten, die sich vor der gegenüberliegenden Zimmerwand bewegten. Er drehte den Kopf unendlich langsam, bis er die Tür im Blickfeld hatte. Auf den ersten Blick schien sie geschlossen zu sein. Erst als er sich konzentrierte, konnte er die dünne Maske ausmachen, die davor ausgerollt worden war. Sie war mindestens halb offen. Wahrscheinlich befand sich dahinter eine Geräuschmaske. Der modifizierte Mylarschaum würde jedem zufälligen Betrachter diesseits oder jenseits der Tür den Eindruck vermitteln, daß die Tür immer noch fest geschlossen war.
    Er machte zwei Eindringlinge aus, wußte jedoch, daß es durchaus noch mehr sein konnten. Auf dem Fußboden vielleicht oder hinter dem Wandschirm. Einer trat ins Licht, das durch das Fenster hereinfiel. Anstatt zu versuchen, das Mondlicht zu meiden, bewegte die Gestalt sich ohne viel Zurückhaltung weiter, nahm die leicht fleckige Farbe des Lichts und der Schatten an und verschmolz nahtlos mit dem Fußboden und den Wänden.
    Ein Chamäleondreß, dachte Flinx. Sitzt wie eine zweite Haut und paßt sich augenblicklich der Hintergrundstruktur und -beleuchtung an. Als Junge hatte er sich oft so etwas gewünscht. Nicht unbedingt die Art von Spielzeug, wie Kinder es sich normalerweise wünschen, aber andererseits hatte es in seiner Kindheit auch nur sehr wenig gegeben, was normal genannt werden konnte.
    Das einzige, was der Chamäleondreß nicht verbergen konnte, waren die Schlitze für die Augen, die Nase und den Mund. Drei weitere Sätze unheimlich körperloser Gliedmaßen kamen vor der anderen Wand näher und auf die beiden Betten zu. Es war wohl nicht nötig, die Träger der Anzüge nach ihren Absichten zu fragen. Man drang nicht mitten in der Nacht, bekleidet mit einem Chamäleondreß in ein Privatzimmer ein, brach dabei ein Schloß auf, um jemandem einen Lotteriegewinn auszuhändigen.
    In einer solchen Situation gab es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Man konnte sich aufrichten und die Eindringlinge fragen, was sie suchten. Man konnte eine Pistole ziehen, drauflosschießen und für die Polizei eine Menge Fragen zurücklassen. Oder man konnte reagieren, wie Flinx es tat: still daliegen, ein normales Atmen imitieren und aus halbgeschlossenen Augen verfolgen, was die Eindringlinge als nächstes tun würden.
    Drei von ihnen hielten sich dicht beieinander. Sie unterhielten sich nicht, sondern tauschten lediglich Blicke aus, da sie offenbar ihre Vorgehensweise genauestens im voraus geplant hatten. Er wagte es nicht, den Kopf zu heben oder auch nur zu bewegen, um einen besseren Überblick zu haben.
    Der Anführer holte etwas aus einer Tasche, die an seinem rechten Bein befestigt war. Es glänzte matt im Mondlicht, ein kleiner Kanister mit einem biegsamen Schlauch an einem Ende. Gas, dachte Flinx automatisch. Wahrscheinlich geruchlos, farblos und schnell wirksam. Gewiß nicht tödlich. Wenn die Eindringlinge die Absicht hatten, die Bewohner des Zimmers zu töten, so hätten sie das leicht von der Tür aus tun können.
    Eine Gestalt bückte sich, trat ans Fußende von Claritys Bett und richtete den Kanister darauf. Jäh hielt die Gestalt inne, als etwas zwischen ihr und der schlafenden Frau erschien. Etwas Kleines, Superschnelles, Zischendes.
    Die Eindringlinge hatten gewisse Möglichkeiten durchgeprobt, doch kleine zischende superschnelle Lebewesen waren vermutlich in den verschiedenen Planspielen nicht vorgekommen. Das plötzliche Auftauchen einer kleinen fliegenden Schlange einen halben Meter vor dem Gesicht reichte aus, auch den abgebrühtesten Mörder abzuschrecken.
    Der Mann stieß einen erschreckten Fluch aus und stolperte zurück. Das genügte, um Clarity zu wecken. Sie drehte sich auf den Rücken, strich sich mit der Hand über die Stirn und stöhnte leise. Flinx sah ihre Augenlider flattern.
    Einer der Gefährten des Kanisterträgers sagte schnell und drängend: »Betäub das Tier und dann sie! Jetzt!«
    Die Gestalt, die den Kanister hielt, hob ihn und schob den Daumen auf den Auslöseknopf, den zu drücken keine Zeit mehr blieb. Aus einem röhrenförmigen Organ unterhalb des Gaumens schoß der Minidrach eine winzige Menge Gift unter hohem Druck ab. Das Gift traf den Eindringling in den Augen.
    Das war das Ende

Weitere Kostenlose Bücher