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Lord Garrows widerspenstige Braut

Lord Garrows widerspenstige Braut

Titel: Lord Garrows widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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zurückziehen."
    "Aber selbstverständlich, Mylady." Spöttisch verbeugte sich James vor seiner Frau.
    Susanna hütete sich davor, ihn noch einmal anzusehen, und verließ die Bibliothek.
    Kopfschüttelnd sah James ihr hinterher.

11. Kapitel
     
    James war nach Galioch aufgebrochen, noch ehe Susanna erwachte. Er fragte sich, warum sie am Vorabend schon wieder aneinander geraten waren. Es gab so vieles, was sie klären mussten. Heute werde ich mir mehr Mühe geben, schwor sich James.
    Er schlenderte durch die Eingangshalle in Galioch. Aufmerksam betrachtete er die Veränderungen, die Susanna vorgenommen hatte. Mit ein paar alten Möbelstücken und bunten Wandbehängen hatte sie ein kleines Wunder vollbracht. Mit einem Mal sah die majestätische Eingangshalle nicht mehr leer und düster, sondern geradezu einladend aus.
    Seine Mutter hatte immer alles übertrieben, wie er sich erinnerte. Die zierlichen, überreich geschnitzten Empire-Möbelstücke, die sie sich aus England hatte schicken lassen, hatten nicht zur einfachen, massiven Bauweise von Galioch gepasst. Insbesondere die Eingangshalle hatte wie ein schwerfälliger Kaltblüter gewirkt, den man als Zirkusgaul verkleidet hatte. Nachträglich wünschte James, seine Mutter hätte jedem Gast sechs Pennys als Eintrittsgeld für ihr Zirkuskabinett abverlangt. Vielleicht hätte sie damit ihre kostspieligen Launen finanzieren können.
    Er sah zum Kamin hinüber. Zu Lebzeiten seiner Mutter war Galioch bis zum Bersten mit Besuchern gefüllt gewesen, mit neugierigen englischen Adeligen, aber auch verkannten Künstlern, Nassauern und Dichtern. Die Gäste kamen und blieben, bis sie von seiner Mutter aus irgendeinem Grund vor die Tür gesetzt wurden. Sein Vater hatte seiner Mutter nichts versagt. Er hatte sich einfach in seine Räumlichkeiten eingeschlossen, wenn ihm der Trubel im Haus zu viel wurde. Es schien ihm völlig egal zu sein, was für ein Klima von Falschheit und Künstlichkeit in den Mauern von Galioch herrschte.
    Für James war es immer höchst interessant gewesen, die Gäste und ihre Vergnügungen zu beobachten. Noch bevor er erwachsen war, hatte ihr Verhalten sein Verständnis vom gesellschaftlichen Umgang miteinander und von sexuellen Dingen geprägt. Schon in jungen Jahren war ihm klar geworden, welche Folgen zu große Nachgiebigkeit hatte. Hätte er nicht das schlechte Beispiel der Gäste seiner Mutter vor Augen gehabt – vielleicht wäre er heute genauso unbeherrscht und oberflächlich wie sie.
    An diesem Hort der Ruhe, den Susanna geschaffen hatte, war das exaltierte Treiben seiner Kindheit nicht mehr vorstellbar. Die Halle strahlte nun eine Atmosphäre von schlichter Eleganz aus. Susannas Geschmack schien seinem eigenen zu ähneln. Aber nie wäre es ihm selbst gelungen, diese Atmosphäre in Galioch zu schaffen – dies musste James sich eingestehen.
    Drei einfache, alte und lange Eichentische standen vor dem Kamin. Woher Susanna die Tische hatte, wusste James nicht. Auf dem gesäuberten Kaminsims waren Zinnbecher aufgereiht. Darüber, in der Wandnische, hatte sie zwei gekreuzte Schwerter befestigt, die vom Dachspeicher in Drevers stammen mussten. Links und rechts von den Schwertern hatte sie ihre Wappen auf die Wand gemalt. James musste lachen. War Susanna bewusst, dass sie mit den gekreuzten Schwertern darauf hindeutete, dass sich ihre Familien im Krieg befanden? Er warf einen letzten Blick durch die Halle, dann stieg er langsam über die Wendeltreppe nach oben in den zweiten Stock.
    Am meisten interessierte ihn, ob sie Veränderungen an seinem Schlafzimmer vorgenommen hatte. Und siehe da: Sein Bett stand immer noch an seinem Ort, aber Susanna hatte die Bettvorhänge auswechseln lassen. Davon hatte sie ihm nichts erzählt. Er runzelte die Stirn. Sein zerschlissener Sessel wurde gerade neu bezogen. James entdeckte ein einfaches weißes Waschgeschirr auf einem kleinen Tisch zu seiner Linken. An der Wand gegenüber hing ein großes Gemälde, ein Stillleben mit erlegten Fasanen, das sein Vater gemalt hatte. James hatte das Bild nicht verkaufen können. Als er es jetzt in seinem Zimmer an der Wand hängen sah, war er froh darüber: Das Ölbild passte in diesen Raum.
    Er war neugierig, was Susanna sonst noch für Veränderungen bewerkstelligt hatte. Die Tür zu ihrem Schlafzimmer zu öffnen, war allerdings ein Fehler. Auf der Türschwelle hielt James inne. Das Zimmer seiner Mutter sah fast wieder so aus wie zu ihren Lebzeiten. Natürlich waren es nicht ihre

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