Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lord Garrows widerspenstige Braut

Lord Garrows widerspenstige Braut

Titel: Lord Garrows widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
Vom Netzwerk:
Möbel, die im Zimmer standen – die hatte er zuerst verkauft. Nein, Susanna hatte das Mobiliar offenbar aus Drevers herüberkommen lassen. Das war natürlich ihr gutes Recht. Aber der Gesamteindruck erinnerte ihn viel zu lebhaft an die Frau, die früher in diesem Raum gelebt hatte. Es war ein Zimmer, das James nur hatte betreten dürfen, wenn er ausdrücklich darum gebeten worden war, und an das er schlechte Erinnerungen hatte.
    Er drehte sich auf dem Absatz um und zog die Tür wieder ins Schloss. Immerhin roch es anders als bei seiner Mutter, die schwere Parfüms geliebt hatte, stellte er beim Herausgehen fest. Seine Frau dagegen schien Blumenbuketts zu schätzen, was ihm angenehmer war.
    Seine anfängliche Begeisterung jedoch war erloschen. Ohne wirkliches Interesse warf er noch einen Blick in die frisch getünchten Zimmer. Sie wirkten adrett und irgendwie mittelalterlich mit dem frei stehenden Gebälk, wie er feststellen musste. Dann verließ er das Haus. Es war ohnehin Zeit, zurück nach Drevers zu reiten, wenn er sich pünktlich zur Mittagsstunde wieder dort einfinden wollte.
    Wenn der Earl sich nicht verrechnet hat, dann werden unsere Gäste morgen oder spätestens übermorgen eintreffen, dachte er, während er am Rand der grünen Bergkuppe zurückritt. Der Zeitpunkt des Besuchs war denkbar ungünstig gewählt. Aber er hatte Verständnis dafür, dass Eastonby es für notwendig hielt, die Tochter seines Geschäftspartners in Sicherheit zu schicken.
    Mr. Durston, der die Unternehmungen Eastonbys verwaltete und dem ein großer Teil des Geschäftskapitals gehörte, war in London ebenfalls Opfer eines Anschlags geworden. Beide Männer gingen davon aus, dass ein Konkurrent sie aus dem Weg drängen wollte. Ein Motiv dafür war gegeben: Der Fernhandel war ein Geschäft, in dem nur die Klügsten und die Wagemutigsten Erfolg hatten. Lukrative Aufträge mochten so manchen Unternehmer zu gesetzwidrigen Taten verleiten. Aber wenn jemand ein so großes Unternehmen wie das des Earls of Eastonby schädigen wollte, indem er dessen führende Köpfe, Eastonby und Durston, beseitigte, dann stellte sich die Frage nach dem Warum. James wusste, dass nur wenige Handelsfirmen groß genug waren, um mit der seines Schwiegervaters direkt konkurrieren zu können. Zudem müsste ein Rivale sich auch noch der Erben der Männer entledigen, ihrer Töchter Miranda und Susanna.
    Nicht zum ersten Mal grübelte James darüber, wer von dem Attentat auf die beiden Gesellschafter am meisten profitieren würde. Doch er sah kein Motiv dafür. Nun, seine Aufgabe war es nicht, das Rätsel zu lösen. Dafür hatte der Earl einen Detektiv engagiert. Er hatte sich nur darum zu kümmern, dass Susanna und Miss Durston sich in Sicherheit befanden. Hier in Drevers mussten sie keine direkte Gefahr fürchten. Jeder Fremde im Umkreis von Meilen würde im Nu bemerkt werden. Ja, sicherer als hier sind sie nirgends, dachte er. Plötzlich wieherte das Pferd, das er ritt, und keilte aus. James zügelte es, hatte aber Mühe, sich im Sattel zu halten.
    "Orvie! Menschenskind – bitte warne mich das nächste Mal vor!" knurrte James, als er die Ursache für die Aufregung des Pferdes erblickte.
    Orvie wimmerte, dann verdrückte er sich wieder hinter den Busch, hinter dem er so plötzlich hervorgeschossen war.
    "Es tut mir Leid, Orvie", meinte James mit sanfterer Stimme. "Was kriechst du hier auf allen vieren herum? Versteckst du dich vor jemandem? Oder wolltest du mir einen Streich spielen? Nun komm schon heraus. Ich bin dir nicht mehr böse."
    Schließlich kam Orvie wieder hinter dem Blattwerk hervorgekrochen. Er zitterte am ganzen Körper, während er seine Mütze in den Händen drehte. "James – eine Hexe war da! Sie hat mich verflucht!"
    "Eine Hexe? Haben dich die anderen Jungen wieder veralbert? Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst nicht alles …"
    "Nein. Ich habe sie doch gesehen!" beharrte Orvie. Verschreckt sah er James an. Leise und stammelnd berichtete er: "Sie hatte schwarze Haare und glühende Augen. Furchtbar böse hat sie ausgesehen. Und dann hat sie die Hand ausgestreckt und mich verflucht. Ich habe sie nicht richtig verstehen können. Muss ich jetzt sterben, James?"
    Aha. Ob Orvie Miss Durston gesehen hat? Offenbar waren die Gäste früher angekommen als geplant. Und Orvie mit seiner kindlichen Art hatte sie verärgert. Mit einem müden Seufzen tätschelte James Orvies Schulter. "Nein, mein Junge. Du wirst nicht sterben. Dafür sorge ich

Weitere Kostenlose Bücher