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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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um und suchte nach einem sicheren Platz im Brustharnisch der Rüstung. Er zweifelte allmählich daran, daß er diese Nacht überleben würde.
     
    Elfen durchstreiften die Schloßgärten. Eine Zeitlang hatten sie sich mit den Goldfischen in dem kleinen Teich vergnügt und sie dann getötet.
    Herr Brooks stand auf einem Küchenstuhl und arbeitete an einem Riß in der Stallwand.
    Er ahnte, daß im Schloß irgend etwas vor sich ging, aber es betraf Menschen und war daher nur von untergeordneter Bedeutung. Weitaus mehr Aufmerksamkeit schenkte er der Veränderung im Summen der Bienen und dem Knacken von splitterndem Holz.
    Ein Bienenstock war umgekippt worden. Zornige Bienen umschwirrten drei Gestalten, deren Füße Waben und Brut zertrampelten.
    Das Gelächter verstummte, als der in Weiß gekleidete und mit einem Schleier ausgestattete Imker an der Hecke erschien. Er hob ein langes Metallrohr.
    Niemand wußte, womit Herr Brooks seinen Spritzer lud. Das Zeug enthielt alten Tabak, aufgekochte Wurzeln, Baumrinde und Kräuter, die nicht einmal Magrat kannte. Glänzende Flüssigkeit zischte über die Hecke hinweg, traf den mittleren Elf zwischen den Augen und spritzte auch auf die anderen beiden.
    Unbewegt beobachtete der Imker, wie die Gestalten zuckten. Nach einer Weile rührten sie sich nicht mehr.
    »Wespen«, sagte er.
    Er holte eine Schachtel, entzündete eine Laterne und achtete nicht auf die Stiche, als er damit begann, den Bienenstock zu reparieren.
     
    Shawn hatte kaum mehr Gefühl im Arm, abgesehen von dem dumpfen Schmerz, der auf mindestens einen gebrochenen Knochen hindeutete. Darüber hinaus wußte er, daß zwei seiner Finger normalerweise anders aussahen. Er schwitzte, obgleich er nur Unterwäsche trug. Er hätte das Kettenhemd nicht ausziehen dürfen, aber man kann schlecht »nein« sagen, wenn man von einem elfischen Bogenschützen bedroht wird. Shawn wußte, was glücklicherweise vielen anderen Leuten unbekannt blieb: Kettenhemden bieten keinen nennenswerten Schutz vor Pfeilen. Erst recht nicht, wenn der Pfeil zwischen die Augen zielt.
    Man hatte ihn durch Korridore und Flure zum Arsenal geführt. Mindestens vier Elfen hielten sich hier auf, aber es fiel schwer, ihre Gesichter zu erkennen. Shawn erinnerte sich an das Spektakel des reisenden Magiers Lampendorn. Damals hatte er überaus fasziniert beobachtet, wie verschiedene Bilder auf eins von Nanny Oggs Bettlaken projiziert worden waren. Mit den Elfengesichtern verhielt es sich ähnlich. Irgendwo darin befanden sich Augen und ein Mund, aber alles andere schien nur vorübergehenden Bestand zu haben – die Züge der Elfenmienen veränderten sich ständig.
    Sie redeten nicht viel, doch dafür lachten sie häufig. Elfen waren fröhlich, besonders dann, wenn sie feststellten, wie weit sie einem den Arm auf den Rücken drehen konnten.
    Die Elfen berieten sich in ihrer Sprache, und dann wandte sich einer an Shawn, deutete dabei zur Tür des Arsenals.
    »Wir möchten, daß die Frau herauskommt«, meinte er. »Sag ihr folgendes: Wenn sie das Zimmer nicht verläßt, spielen wir noch ein wenig wilder mit dir.«
    »Was macht ihr mit uns, wenn sie drin bleibt?« erkundigte sich Shawn.
    »Oh, dann spielen wir ebenfalls mit dir«, antwortete der Elf. »Deshalb ist ja alles so lustig. Aber sie soll hoffen, nicht wahr. Sag es ihr jetzt.«
    Man schob ihn zur Tür. Er klopfte an, auf eine Weise, die er für respektvoll hielt.
    »Ähm. Fräulein Königin?«
    »Ja?« erklang Magrats gedämpfte Stimme.
    »Ich bin’s, Shawn.«
    »Ich weiß.«
    »Stehe hier im Flur. Ähm. Ich glaube, die Elfen haben Fräulein Tockley verletzt. Äh. Sie wollen mir auch noch etwas weh tun, wenn du drin bleibst. Aber du brauchst nicht herauszukommen, denn die Elfen können nicht zu dir hinein, wegen des Eisens. Also würde ich an deiner Stelle gar nicht auf sie hören.«
    Er rasselte und klapperte. Kurz darauf ertönte ein leises Twoing.
    »Fräulein Magrat?«
    »Frag die hübsche Dame, ob sie da drin zu essen und zu trinken hat«, sagte ein Elf.
    »Fräulein Königin, ich soll dich…«
    Einer der Elfen zerrte ihn grob beiseite. Zwei warteten zu beiden Seiten der Tür, und ein dritter lauschte daran.
    Nach einigen Sekunden ging er in die Hocke, um durchs Schlüsselloch zu blicken. Er achtete jedoch peinlich darauf, das Metall des Schlosses nicht zu berühren.
    Ein Geräusch erklang, nicht lauter als ein Klicken. Der Elf verharrte zunächst reglos, dann kippte er nach hinten und fiel zu

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