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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Boden.
    Shawn blinzelte.
    Das Ende eines Armbrustbolzens ragte aus dem Auge des Elfen. Die Federn fehlten – sie waren während des kurzen Flugs durchs Türschloß abgerissen.
    »Donnerwetter!« entfuhr es Shawn.
    Die Pforte des Arsenals ging langsam auf, und dahinter kam… Dunkelheit zum Vorschein.
    Einer der Elfen begann zu lachen.
    »Er hat’s nicht besser verdient«, sagte er. »Wie dumm von ihm… Teuerste? Hör dem Krieger zu…«
    Er griff nach Shawns gebrochenem Arm und drehte ihn.
    Shawn versuchte, nicht zu schreien. Purpurne Lichter blitzten vor seinen Augen auf. Er fragte sich, was geschehen mochte, wenn er in Ohnmacht fiel. Er wünschte sich, seine Mutter wäre hier.
    »Hübsche Dame?« fragte der Elf. »Wenn du…«
    »Na schön.« Magrats Stimme kam irgendwo aus der Finsternis. »Ich komme heraus. Bitte versprich mir, daß du mir nichts tust.«
    »Oh, natürlich verspreche ich das, Teuerste.«
    »Läßt du auch Shawn los?«
    »Ja.«
    Die beiden Elfen rechts und links der Tür nickten sich zu.
    »Bitte?« fügte Magrat hinzu.
    »Ja.«
    Shawn stöhnte. Seine Mutter oder Frau Wetterwachs hätten sich bestimmt zur Wehr gesetzt und bis zum Tod gekämpft, jawohl. Mama hatte recht: Magrat war viel zu sentimental und weich und so…
    Allerdings hatte sie gerade mit einer Armbrust durchs Schlüsselloch geschossen.
    Eine Art achter Sinn veranlaßte Shawn dazu, vorsichtig das Gewicht zu verlagern. Wenn der Elf seinen Griff auch nur für einen Sekundenbruchteil lockerte… Er wollte die Chance sofort nutzen, um zur Seite zu taumeln.
    Magrat erschien in der Tür. Sie trug eine ziemlich alt aussehende Holzkiste; an der einen Seite bildete abblätternde Farbe das Wort »Kerzen«.
    Shawn blickte hoffnungsvoll durch den Flur.
    Magrat bedachte den Elfen an ihrer Seite mit einem freundlichen Lächeln. »Das ist für dich«, sagte sie und reichte ihm die kleine Kiste. Der Elf nahm sie automatisch entgegen. »Aber öffne sie nicht. Und denk daran: Du hast versprochen, mir kein Leid zuzufügen.«
    Die anderen Elfen näherten sich ihr von hinten. Einer von ihnen holte mit einem Steinmesser aus.
    »Junge Dame?« fragte er und drehte die hölzerne Kiste langsam hin und her.
    »Ja?« erwiderte Magrat fast unterwürfig.
    »Ich habe gelogen.«
    Das Messer zielte auf den Rücken der ehemaligen Hexe.
    Und zerbrach dort.
    Der Elf vor Magrat musterte das unschuldige Gesicht seines vermeintlichen Opfers und öffnete die Kiste.
    Greebo hatte zwei lange und ihn sehr verärgernde Minuten hinter sich. Wenn sich eine Katze – oder, wie in diesem Fall, ein Kater – in einem geschlossenen Behälter befindet, so kann sie entweder tot sein oder noch leben. Man erfährt es erst, wenn man nachsieht – das Öffnen des Behälters entscheidet über den Zustand der Katze. Unter den gegenwärtigen Umständen gab es jedoch drei mögliche Zustandsformen: lebendig, tot oder verdammt wütend.
    Shawn neigte sich zur Seite, als Greebo wie ein ganz spezieller Sprengsatz explodierte.
    »Sei ihm nicht böse«, sagte Magrat verträumt, als der Elf nach dem zornigen Kater schlug. »Eigentlich ist er ein lieber Kerl.«
    Sie zog ein Messer hervor, drehte sich um und rammte dem hinter ihr stehenden Elfen die Klinge in den Leib. Sie traf nicht etwa das Herz oder ein anderes lebenswichtiges Organ, aber das brauchte sie auch gar nicht – das Messer bestand aus Eisen.
    Im Anschluß daran hob sie den Saum ihres Kleids und trat dem dritten Elf vors Knie.
    Shawn sah das Metall aufblitzen, als der Fuß wieder unter weißer Seide verschwand.
    Magrat stieß den schreienden Elf mit dem Ellenbogen beiseite, eilte noch einmal ins dunkle Zimmer und kehrte mit einer Armbrust zurück.
    »Wer hat dir weh getan, Shawn?« fragte sie.
    »Alle«, antwortete er. »Aber Greebos Gegner hat Diamanda verletzt.«
    Der entsprechende Elf zog sich gerade den Kater vom Gesicht. Grünblaues Blut strömte aus Dutzenden von Wunden, und Greebo krallte sich an dem Arm fest, während er immer wieder an die Wand geschmettert wurde.
    »Hör auf«, sagte Magrat.
    Der Elf sah die Armbrust und erstarrte.
    »Ich werde nicht um Gnade flehen«, sagte er.
    »Gut.« Magrat schoß.
    Damit blieb nur noch der Elf übrig, der auf dem Boden hin und her rollte und sich dabei das Knie hielt.
    Magrat stieg gleichgültig über den Köper eines anderen Elfen hinweg, verschwand erneut im Arsenal und kam kurze Zeit später mit einer Axt wieder heraus.
    Das Geschöpf auf dem Boden rührte sich plötzlich nicht mehr

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