Lost Land
interessierte ihn heute, was in einem Jahr sein würde? Oder in zwei? Nach der Schule würde er erst mal eine Weltreise machen. Oder aber seinen Schein als Tauchlehrer, um dann Ausflüge für gut betuchte Touristen ins Great Barrier Reef zu organisieren. Irgendwas in der Richtung. Auf jeden Fall musste es Spaà machen. »Warum hast du ihn nie darauf angesprochen, wenn du wusstest, dass es eine Lüge war?«
»Weil ⦠« Sara schien nach den richtigen Worten zu suchen. Doch plötzlich stieà sie einen tiefen Seufzer aus. »Mum und Dad hatten letztes Jahr echt Stress miteinander, weil er soselten zu Hause war. Ich habe immer gedacht, es wäre nur eine Ausrede, weil sie beide eine Auszeit gebraucht hatten.«
»Nett, dass ich das auch mal erfahre«, entgegnete Phil. »Ich dachte immer, wir wären Freunde.«
»Sind wir auch.« Sie warf ihm einen flehenden Blick zu. »Bitte nicht jetzt, Phil, okay?!«
»Ist ja schon gut«, sagte er und schickte ein Lächeln hinterher. »Du kennst mich. Ich bin nicht nachtragend. Es kommt nur alles ein bisschen überraschend für mich.«
Sara nickte. »Jedenfalls denke ich inzwischen anders darüber. Meine Eltern lieben sich. Ich weià das. Mum macht sich schreckliche Sorgen um ihn. Warum auch immer er im letzten Jahr weggegangen ist, es hatte nichts mit ihren Problemen zu tun. Also, warum nur hat er uns angelogen?« Sie lieà den Kopf sinken und vergrub die Hände in ihrem Haar. »Das letzte Jahr hat ihn verändert, Phil. Und ich bin überzeugt, dass sein Verschwinden irgendwie damit zusammenhängt.«
»Du bist dir ganz sicher, dass du nicht mehr in die Dinge hineinliest, als wirklich dahintersteckt?«
Sara sah ihn verzweifelt an. »Versuch es doch mal aus meiner Perspektive zu sehen. In den letzten drei Jahren hat mein Dad mehr Zeit im Labor als mit Mum und mir verbracht. Dann erklärt er uns letzten Sommer, dass er für ein Jahr nach Sydney müsse. Wir durften ihn kein einziges Mal besuchen, weil er angeblich keine Zeit für uns hatte. Und dann steht er vor zwei Monaten überraschend vor der Tür und eröffnet uns, dass sein Projekt ein Fehlschlag war und Mr Sterling die Finanzierung seiner Forschungen eingestellt hat. Findest du das denn nicht merkwürdig?«
»Wenn du es so sagst, dann schon«, gab Phil zu und fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Und dein Dad sah in derletzten Zeit echt fertig aus. Vielleicht hatte das ja tatsächlich noch andere Gründe.«
»Sag ich doch!« Sara sah ihn in diesem Augenblick so hilflos an, dass Phil sie am liebsten erneut in den Arm genommen hätte. »WeiÃt du, da sind so viele unbeantwortete Fragen: Warum durften wir ihn nie besuchen? Warum redet er nie über den Grund für die Einstellung seines Projektes? Und warum schickt sein Chef ihn auf diesen Kongress, obwohl seine Forschungen gar nicht fortgesetzt werden sollen?«
»Na ja, vielleicht haben sie es sich bei Windar Biomed wieder anders überlegt und wollen deinem Dad eine zweite Chance geben.«
»Das ist ein riesiger Konzern, Phil. Da gibt es Aktionäre und die Presse, die sich wie die Geier auf jeden Fehltritt stürzt.« Saras Stimme wurde immer lauter und schriller. »Die können ihre Meinung nicht nach Lust und Laune ändern.«
»He, ich will doch nur helfen! Ich stehe auf deiner Seite!«
Sara schüttelte betreten den Kopf. »Ach, Phil, ich weiÃ. Ich wollte dich auch gar nicht so anfahren. Ich mache mir nur furchtbare Sorgen.«
Er presste kurz die Lippen zusammen, bevor er sagte: »Ich wünschte, du wärst damit früher zu mir gekommen.«
Sara ballte hilflos die Hände zu Fäusten. »Ich dachte bloàâ¦Â«
»Du dachtest, ich würde dir nicht glauben.«
Sie wurde rot. »Vielleicht ⦠ja. Aber ich habe auch irgendwie gehofft, dass ich mir das alles nur einbilde. All diese Veränderungen an ihm. Ich meine, er war immer ein Workaholic. Doch in den letzten Monaten verlieà er kaum mehr das Haus. Dabei hat Windar Biomed sein Gehalt weiterhin bezahlt. Das ist noch so ein Rätsel: Wieso gibt Sterling ein Vermögen füreinen Wissenschaftler aus, ohne irgendeine Gegenleistung zu verlangen?«
»Vielleicht wollte ihm sein Chef einfach mal eine Pause gönnen«, entgegnete Phil achselzuckend. »Was ist so ungewöhnlich daran?«
»Ach,
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