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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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vergewissert hatte, dass keiner die Treppe hochkam. Er war gar nicht mal so unordentlich, abgesehen von den Sportsachen auf dem Boden. Es gab keine Schmutzwäschehaufen in irgendwelchen Ecken. Anders als im Zimmer von Anitas Bruder, das immer nach alten Socken stank, roch es hier ein wenig nach Lagerfeuer vermischt mit Vanilleduft. An der Wand hingen keine Poster von Bands oder halbnackten Frauen, die sich auf den Motorhauben von schnittigen Autos räkelten, stattdessen war da eine Reihe gerahmter Schwarz-Weiß-Fotos zu sehen. Ich schlenderte durch das Zimmer und berührte hier und da ein paar Sachen. Ich wusste nicht, wonach ich eigentlich Ausschau hielt – vielleicht nach etwas, das mir half, ihn besser zu durchschauen. Ich fuhr mit den Fingern über verschiedene Sachen auf seinem Schreibtisch: loses Kleingeld, ein Stift mit abgekauter Kappe, ein MP 3-Player, ein Stapel Schulbücher.
    Oben auf der Kommode stand ein gerahmtes Foto. Ich nahm es in die Hand. Es zeigte eine Frau am Strand, die in die Kamera blickte, wobei sie ihre Augen mit den Fingern gegen die Sonne abschirmte. Den anderen Arm hatte sie um ein kleines Mädchen geschlungen. Vor ihnen ragte eine beeindruckende Sandburg auf, deren Seiten mit Muscheln und kleinen Steinchen verziert waren. Das mussten seine Mutter und seine Schwester sein. Mir kam in den Sinn, dass die beiden keine Ahnung gehabt hatten, dass sie sterben würden, als dieses Foto aufgenommen wurde. Ich stellte es wieder zurück, denn es war schwer, ihre lächelnden Gesichter zu ertragen. In dem Moment hatten sie vermutlich die bevorstehende Flut, die die Sandburg vernichten würde, an der sie stundenlang gearbeitet hatten, als ihr größtes Problem betrachtet. Als ich im Flur ein Geräusch hörte, beschleunigte sich mein Puls. Ich konnte mir gut vorstellen, was Nathaniel sagen würde, wenn er mich hier in seinem Zimmer fand. Daher schlich ich mich rasch raus und zog die Tür hinter mir ran.
    Als Nächstes kam ein Zimmer, das vollgestopft war mit Antiquitäten, und das gleich danach musste das Schlafzimmer unserer Eltern sein. Der Raum war riesengroß, doch die ganzen dunklen Farben und die schweren Stoffe machten das Zimmer für mich klaustrophobisch. Über der Kommode hing ein riesiges Gemälde einer Frau, die bestimmt Dicks Mom war. Die Vorstellung war irgendwie komisch, dass er sich ein lebensgroßes Porträt seiner Mutter ins Schlafzimmer hängte. Vor den Fenstern hingen dicke, rote Samtvorhänge und in der Mitte des Raums stand ein riesiges Himmelbett. Als ich mir ausmalte, wie Dick und meine Mom sich auf dieser fußballfeldgroßen Matratze wälzten, während seine Mutter dabei zusah, verkrampfte sich mein Magen. Dabei reichte normalerweise schon der Gedanke an Dick, damit mir schlecht wurde.
    Als ich wieder auf dem Flur stand, sah ich, dass es keine weiteren Schlafzimmer gab. Ob es unhöflich war, Dick zu fragen, ob er was gegen ein paar umfassendere Renovierungsmaßnahmen hätte? Ich bin nämlich nicht gerade der Typ, der auf rosa Rosendekor steht. Ich versuchte, mir Dicks Gesicht vorzustellen, wenn ich mit Reißnägeln ein Poster von Klimts Gemälde Der Kuss an seiner Wand anbrachte. Dann bemerkte ich eine weitere Tür. Sie war genauso vertäfelt wie die Wand, und als Griff diente ein kleiner Messingknauf, der so gestaltet war, dass er sich ganz unauffällig in die Verzierungen am Holz einfügte. Ich musste direkt daran vorbeimarschiert sein. Kaum hatte ich den Knauf berührt, sprang die Tür auch schon mit einem Klicken auf und brachte eine schmale Treppe zum Vorschein, die nach oben führte. Ich war überrascht. Von außen hatte es nämlich nicht so ausgesehen, als hätte das Haus ein drittes Stockwerk.
    Oben an der Treppe befanden sich zwei weitere Türen. Ich öffnete die eine und stand auf dem Dachboden. Er erstreckte sich über den gesamten Gebäudeflügel. Die Decke war schräg, sodass das Ganze wie ein riesiges Zelt aus Holz wirkte. Es war sehr staubig hier oben und überall stapelten sich alte Ledertruhen, die aussahen, als hätte man sie das letzte Mal im neunzehnten Jahrhundert verwendet, als die Familie Wickham hier eingezogen war. Ich wagte ein paar Schritte in den Raum. Als ich an einem Laken zog, kam eine Kleiderstange voller Kostüme zum Vorschein. Es handelte sich um Ballkleider. Meine Hände glitten über ein Seidenkleid in Smaragdgrün. Das

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