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Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Graf
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über sich selbst, schlug Caro die Hand vor den Mund.
„Er ist ein Idiot“, antwortete der Fremde. Er überlegte, dann hielt er ihr seine Hand entgegen.
„Es ist gleich Mitternacht“, sagte er und lächelte. „Komm mit, ich weiß, wohin wir gehen.“
Caro zögerte, aber nur kurz. Sie hätte nicht sagen können, warum, aber instinktiv vertraute sie ihm Sie legte ihre Hand in seine und ließ sich mitziehen. Hand in Hand liefen sie hinunter zum Fluss, er führte sie zu einem Anleger, der ein Stück in den Fluss hineinragte. Von hier hatte man einen herrlichen Blick auf den Wawelhügel, der sich, hell erleuchtet, aus der Dunkelheit erhob. Hier waren sie allein, Caro ging zum Geländer und sah hinüber zu der alten Königsresidenz. Sie fror ein wenig und zitterte leicht. Er bemerkte es, stellte sich hinter sie und zog sie dicht an sich heran. Sie lehnte sich an ihn, fühlte, wie ihr wärmer wurde und zog seine Arme fester um ihre Schulter.
„Es ist wunderschön hier“, sagte sie.
„Ich sitze hier oft und male“, antwortete er.
„Du malst?“, fragte Caro erstaunt.
„Ja, ich male, ich versuche es zumindest.“
    Die Glocken der Kathedrale begannen zu läuten, überall knallte und krachte es und lautes Geschrei brandete auf. Es war Mitternacht, ein großes Feuerwerk erleuchtete die Stadt und entflammte den Fluss. Caro drehte sich zu ihrem geheimnisvollen Begleiter um.
„Ein gutes neues Jahr“, sagte er leise. Er legte beide Hände schützend auf ihre Wangen und sah sie wieder mit diesen unglaublichen Augen an. Die Berührung war so zärtlich, dass Caro fast zerfloss. Als er sie schließlich küsste, wünschte sie sich, dass er sie nie wieder loslassen würde. Sie fühlte sich unendlich wohl bei ihm. Sie vergrub ihr Gesicht an seinem Hals und atmete seinen Geruch ein, er schien ihr so vertraut, als würde sie ihn schon immer kennen.
Eng umschlungen standen sie auf dem Anleger und sahen dem Feuerwerk zu, bis es abflaute.
Caro wusste jetzt, was sie wollte, sie sah zu ihm auf, versenkte ihre Augen in seinen und flüsterte:
„Nimm mich mit nach Hause und bring mich ins Bett.“
„Bist du sicher?“ Seine Stimme klang rau.
„Absolut sicher…“
    Er führte Caro zu einem heruntergekommenen Haus. Seine Wohnung lag im zweiten Stock und bestand aus einem großen Raum mit einer kleinen Küchenecke. Hinter einer dünnen Trennwand gab es ein Badezimmer, welches einen ziemlich provisorischen Eindruck machte.
Die Einrichtung war alt und abgewohnt, aber das Zimmer war aufgeräumt und sauber. An den Wänden lehnten Unmengen von Bildern und vor dem großen Fenster stand eine Staffelei.
„Wie heißt du?“, fragte er.
Caro schüttelte den Kopf und legte ihm einen Finger auf den Mund. Er lächelte und seine blauen Augen strahlten.
Dann zog er ihr die dicke Jacke aus, half ihr aus den Stiefeln, nahm sie auf den Arm und brachte sie ins Bett.
    Caro erwachte am Morgen in seinen Armen. Er hatte sie die ganze Nacht über festgehalten. Wieder überkam sie das warme Gefühl der Geborgenheit. Sie wäre am liebsten für immer so liegen geblieben, sie war so glücklich gerade. Wie war das nur möglich, sie kannte ihn doch überhaupt nicht.
Würde es so bleiben, wenn er erwachte?  Sie hatte noch nie so empfunden wie in dieser Nacht. Er hatte Gefühle in ihr geweckt, von denen sie nicht einmal ahnte, dass sie existierten. Caro haderte mit sich, sie wollte ihn nicht verlieren, aber leider war sie nie sonderlich mutig gewesen.
Die Angst vor der Ungewissheit siegte, sie musste zurück nach Hause, Marco zum Teufel schicken und ihr Studium beenden. Die letzte Nacht würde ihr immer wie ein Traum erscheinen.
„Ich kenne nicht einmal deinen Namen“, dachte sie. „Ich würde dich so gern lieben…“
Tränen standen in ihren Augen, als sie sich vorsichtig aus seinen Armen löste. Er atmete tief ein und bewegte sich, wachte aber nicht auf.
Caro suchte ihre Sachen zusammen und zog sich leise an. Zum Abschied beugte sie sich zu ihm hinunter, küsste ihn federleicht auf die Wange.
„Ich bin Carolin“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Dann lief sie aus der Wohnung, ehe sie es sich doch noch anders überlegte.
    Er erwachte vom Klappen der Wohnungstür, sprang auf und stürzte zum Fenster. Das alte Ding war verquollen und klemmte, schließlich riss er es mit einem so heftigen Ruck auf, dass die Glasscheiben fast aus den morschen Rahmen fielen. Er beugte sich weit hinaus in die eisigkalte Luft und sah sie aus dem Haus laufen.
„Carolin, warte“, rief

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