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Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Graf
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Straßendreck abbekommen. Meine sündhaft teuren Seidenstrümpfe waren vom Hinknien zerrissen, die konnte ich komplett entsorgen.
„Was ist mit seiner Familie, hat man seine Eltern erreicht?“
Der Sanitäter zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung, darum kümmert sich die Polizei.“
„Dann komme ich mit ins Krankenhaus“, sagte ich entschlossen. „Er ist doch noch ein halbes Kind. Ich werde bei ihm bleiben, bis seine Familie kommt.“
„Sie müssen aber selbst hinfahren, im Rettungswagen können wir Sie leider nicht mitnehmen.“
„Ich werde hinter Ihnen herfahren.“
„Na dann“, sagte der Sanitäter und begutachtete im Weggehen mein Auto. „Hoffentlich sind die Leute gut versichert. Ihr Wagen hat ganz schön was abbekommen.“
„Den Wagen habe gerade mal seit einer halben Stunde.“
Er lachte auf, drehte sich um und ging hinüber zum Rettungswagen.
Mir war eher zum Heulen, als ich mir die Bescherung zum ersten Mal richtig ansah. Auf der Motorhaube prangte eine riesige, hässliche Delle, der Kotflügel war eingedellt und der Lack … reden wir lieber nicht weiter drüber. Aber das war alles unwichtig, Hauptsache, Benni kam wieder in Ordnung.
Mir wurde jetzt erst klar, wie glimpflich dieser Unfall für ihn ausgegangen war. Der Junge hatte unheimliches Glück gehabt. Wenn ich nur ein bisschen mehr Gas gegeben hätte, etwas rüder angefahren wäre, ich verbat mir, weiter darüber nachzudenken.
Ich atmete ein paar Mal tief durch, setzte mich hinter das Steuer und fuhr mit meiner verbeulten Schönheit zur Uniklinik.
    In der Notaufnahme wurden wir fürs Erste im Gang abgestellt und ich hielt wieder Bennis Hand. Der Junge hatte starke Schmerzmittel bekommen und jetzt warteten wir auf einen Arzt. Seit unserer Ankunft war fast eine Stunde vergangen und wie es aussah, waren die Damen und Herren Doktoren noch eine Weile anderweitig beschäftigt.
„Weiß du, ob die Polizei deine Eltern erreicht hat?“, fragte ich.
„Die haben mit meinem Bruder telefoniert“, antwortete Benni. „Ich wohne bei meinem Bruder Robert.“
Sein Gesicht verkrampfte sich.
„Hast du Schmerzen, soll ich jemanden holen?“, riefe ich erschrocken und sah mich halb panisch auf dem leeren Gang um. Wo um Himmels Willen, bekam man hier bloß Hilfe her?
„Nein, nein, alles ok, bloß Robert wird stinksauer auf mich sein. Er wird aus der Haut fahren, weil ich schon wieder Mist gebaut habe.“
„Baust du oft Mist?“
Benni nickte und grinste für seinen Zustand schon wieder ziemlich frech.
„Naja, ziemlich oft. Als Sie mich über den Haufen gefahren haben, hätte ich eigentlich in der Schule sein müssen.“
„Und, was hattest du stattdessen vor?“
„Ich wollte in den Proberaum, zur Bandprobe. Wir wollen im Sommer auf der Metalfront spielen, da kann ich nicht den ganzen Tag mit Schule verplempern. Robert versteht das nicht, der ist so uncool. Der würde mich am liebsten in meinem Zimmer einsperren und ich müsste rund um die Uhr irgendwelches Zeug pauken.“
„Metalfront?“
Benni verdrehte die Augen.
„Das ist daaas Metal- Festival, aber woher sollte jemand wie Sie das auch wissen. Robert sagt, für solchen Mist soll ich nicht mein Leben vergeuden.“
„Tja, dann hast du jetzt wohl richtig Ärger am Hals. Wie alt ist denn dein Bruder?“, fragte ich und musste mir das Lachen verkneifen. Eigentlich hätte ich mich auf meine Berufung besinnen und ihm ordentlich die Leviten lesen müssen, aber er erinnerte mich unheimlich an meine Schwester. Mary hatte früher ständig die Schule geschwänzt und sich stattdessen mit ihrer Gitarre in die Fußgängerzone gesetzt, um Straßenmusik zu machen.
„Robert ist schon alt, er ist sechsunddreißig. Er spielt sich auf, als wäre er mein Vater.“
Ich sagte lieber nichts mehr. Ich war vor zwei Monaten vierunddreißig geworden, in Bennis Augen war ich mit Sicherheit eine angehende Großmutter.
Mein Handy klingelte und ich erschrak, als ich Marys Nummer auf dem Display sah. Meine Verabredung mit ihr hatte ich über den ganzen Geschehnissen komplett vergessen.
Ich ging zum Telefonieren lieber schnell nach draußen, soweit ich mich erinnern konnte, sah man Handygespräche im Krankenhaus nicht gern.
Mary regte sich glücklicherweise nur kurz auf, versprach aber, zum Krankenhaus zu kommen und mit mir gemeinsam in die Werkstatt zu fahren.
    Als ich auf den Gang zurückkam, hörte ich jemanden lauthals schimpfen.
„Warum steht mein Bruder in seinem Zustand auf dem Gang? Wieso kümmert man sich nicht um

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