Love and Disaster
sie die gesamte Nachbarschaft, gingen mit der Sache an die Öffentlichkeit und schließlich verweigerte die Stadt nach langem Kampf die Zustimmung zum Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes.
Mary und ihre Freunde schafften es im vergangenen Jahr wie durch ein Wunder, einen Kredit zu bekommen und das Anwesen gehört jetzt ihnen.
„Dresen, Franz und Hoffmeister, das sind die Anwälte, die man damals auf uns gehetzt hat. Wenn das der Dresen ist, kannst du dich auf einiges gefasst machen. Mit dem ist nicht zu spaßen.“
„Das habe ich bemerkt“, konstatierte ich trocken. „Er ist ein cholerischer, stinkiger Unsympath.“
Mary seufzte ein wenig und sagte dann wehmütig:
„Aber er sieht wahnsinnig gut aus, findest du nicht? Sein Hintern ist einsame Spitze.“
„Sein Hintern?“, ich war entsetzt und gleichzeitig erstaunt über ihren Tonfall, der passte so gar nicht zu dem, was sie anfangs über Dresen gesagt hatte.
„Na was denn nun, du findest ihn ätzend und du findest ihn gut? Und überhaupt, wo hast du seinen Hintern so genau gesehen?“
„Na ich kann ihn doch hassen und trotzdem finden, dass er gut aussieht, du solltest dir hin und wieder mal ein paar Männer genauer ansehen, dann würde dir so ein Hintern auch auffallen, Miss Unschuldig.“
Typisch Mary, abducken, ablenken, Thema wechseln, wenn es unbequem wird. Ich lachte und sagte:
„Ich war so mit in Deckung gehen beschäftigt, dass ich mich nicht getraut habe, ihn genauer zu inspizieren, ich fürchte, ich würde auf der Straße an ihm vorbeigehen, ohne ihn wiederzuerkennen.“
„Den erkennst du, glaub mir, der fällt überall auf.“
Ich kniff die Augen zusammen.
„Ja, unangenehm fällt er auf. Ich hoffe, ich muss diesen Hintern nie wieder sehen.“
„Ein ordentlicher Hintern würde dir aber nicht schaden“, Mary schlug mal wieder mit Genuss in die offene Wunde. „Erinnerst du dich überhaupt noch daran, wie ein richtiger Knackarsch aussieht?“
„Bitte nicht schon wieder“, stöhnte ich. „Ich kann es nicht mehr hören. In meine Wohnung kommt so schnell kein Mann mehr, es sei denn, die Klospülung ist kaputt. Dann bestelle ich mir einen sexy Klempner. Das reicht völlig.“
„Oh ja, sexy Klempner“, Mary johlte vor Vergnügen. „Ich schicke dir unseren, das ist so ein dicker Mittfünfziger, der hat letztens auf der Treppe zum Dachboden so geschnauft, dass ich Angst hatte, ihn wiederbeleben zu müssen. Und er roch nach altem Dichtungsfett und Schweiß.“
Ich schüttelte mich lachend.
„Kein Glück mit Handwerkern, geschweige denn bei der restlichen Männerwelt, so bin ich halt. Also lassen wir das Thema. Im Moment bin ich nur daran interessiert, diese blöde Unfallgeschichte aus der Welt zu schaffen.“
„Mach dir keine Sorgen Caro, an diesem Unfall bist du absolut unschuldig, du hast Zeugen und die ganze Sache dürfte wasserdicht für dich sein. Dresens Versicherung wird zahlen und du musst dich nie wieder mit ihm auseinandersetzen.“
Ich rührte in meinem Kaffee und trank aus.
„Mir tut nur der Junge leid. Wo sind eigentlich seine Eltern? Mit einem solchen Bruder als Ersatzvater ist er echt gestraft. Ich hab ihm versprochen, nach ihm zu sehen.“
„Ich weiß nicht“, sagte Mary skeptisch. „Vielleicht solltest du Dresen nicht noch wütender machen, als er schon ist, der geht über Leichen.“
„Über Leichen? Mary, du übertreibst mal wieder maßlos“, jetzt lachte ich schallend und stand auf. „Na komm, lass uns den Wagen zur Reparatur bringen, sonst hast du nichts zu erben, falls ich den guten Mann nicht überleben sollte.“
2. Kapitel
Als ich am späten Nachmittag endlich zu Hause ankam, fielen mir vor Erschöpfung fast die Augen zu. Froh, aus den verdreckten Klamotten herauszukommen, stopfte ich alles in einen Beutel für die Reinigung, in der Hoffnung, dass die mein Kostüm vielleicht noch retten konnten und ließ mir ein Bad ein. Seufzend versank ich in den heißen Fluten und ließ den ganzen verkorksten Tag noch einmal an mir vorbei ziehen.
Der kleine Herr Gruber, der rührige Autoverkäufer, war fast in Ohnmacht gefallen, als ich ihm mein Auto auf den Hof stellte. Ich hatte mit Sicherheit den - Auto gleich nach Kauf zu Schrott fahren Weltrekord - gebrochen, Frauen und Sportwagen … ich konnte wahrhaftig seine Gedanken lesen.
Mary hatte sich während unserer Rückfahrt nicht eingekriegt vor Lachen und meinte, trotz seines machohaften Gehabes hätte er mich mit sehnsuchtsvollen Blicken angeschmachtet, wenn er sich
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