Love is a Miracle
natürlich, okay, aber das ist nicht … wenn man es sehen könnte, wenn etwas in mir oder an mir wäre, woran man es ablesen könnte, dann … dann würden meine Eltern vielleicht wieder mit mir reden … Ich weiß nicht. Ach, egal.«
»Nein, nicht egal. Ich weiß, was du meinst. Manchmal wünsche ich mir auch, ich hätte eine Narbe von dem Absturz oder so. Nur damit meine Eltern endlichbegreifen, dass ich kein Wunder bin. Ganz im Gegenteil.«
»Wieso im Gegenteil?«
»Weil ich mich bis heute gar nicht dran erinnern konnte. Ich hab nur so getan als ob. Und das heißt doch, dass mit mir was nicht stimmt, das war mir klar. Aber jetzt, wo ich mich erinnere, ist es auch nicht besser. Ich weiß wieder alles, was passiert ist … Ich … ich bin kein Wunder, das wusste ich schon vorher, und jetzt erst recht … Und es geht mir nicht besser … nein, es ist sogar schlimmer. Was ich gesehen habe … was da passiert ist …« Schaudernd brach ich ab.
Joe schwieg lange. »Vielleicht … also, ich weiß nicht, ob man über so was jemals wegkommt«, sagte er schließlich. »Für mich ist es jedenfalls noch genauso schlimm wie an dem Tag, als ich nach Hause gekommen bin und Beths nackte Füße in der Tür gesehen habe. Vielleicht müssen wir einfach lernen, mit dem zu leben, was wir gesehen haben. Und was wir wissen.«
Ich stützte meine Hände an der Veranda ab, um mich aufrecht zu halten. »Glaubst du das wirklich?«
»Ja, schon – ätzend, aber wahr. He, was hast du? Bist du okay?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich auch nicht. Kann ich … hast du was dagegen, wenn ich eine Weile bei dir sitzen bleibe?«
»Kein Problem«, sagte ich, und wir saßen auf der Veranda und schauten zusammen in die Dunkelheit hinaus.
»Und warum bist du dann hier draußen?«, fragte ich,als der Himmel allmählich hell zu werden begann. »Warst du … bist du von … na, du weißt schon zurückgekommen? Von ’nem Date oder so …«
»Nein«, sagte er. »Kein Date. Oder so. Da ist zurzeit niemand. Bin nur rumgefahren.«
»Du fährst einfach mitten in der Nacht in der Gegend rum?«
»Na und du? Gehst einfach mitten in der Nacht joggen.«
»Das ist was anderes.«
Joe lachte, und ich spürte, wie meine Mundwinkel nach oben gingen, ohne dass ich etwas dagegen machen konnte. Ich fasste mit einem Finger daran.
Es war ein Lächeln.
»Wie kommt es, dass du keine Dates mehr hast?«
»Weiß nicht. Vielleicht weil ich zu viel Zeit mit einem Mädchen verbringe, das mich nachts in tiefsinnige Gespräche verwickelt, und weil ich mich irgendwie dran gewöhnt habe. Ehrlich gesagt, ich mag sie – ich war schon lange nicht mehr so gern mit jemand zusammen wie mit ihr, also …«
Ich wandte schnell den Blick ab, und mein Herz klopfte wild. Aber nicht vor Angst. Nein, da war etwas anderes, Neues.
»Sag doch endlich was«, murmelte Joe und starrte auf den Boden. »Irgendwas.«
Ich schaute ihn an, dachte daran, wie ich Joe früher gesehen hatte und wie ich ihn jetzt sah. Was ich von ihm gehalten hatte und wie er wirklich war, und ich sagte:»Innen bist du sogar noch schöner als außen, und das … also das will was heißen.«
»Meggie«, sagte er, beinahe hilflos, und zum ersten Mal seit langer Zeit hörte ich meinen Namen gern. Joe streifte meinen kleinen Finger mit seinem und ich zog meine Hand nicht weg. Wir blieben, wie wir waren, saßen schweigend da, bis der Himmel sich milchig-rosa färbte und Joe zur Arbeit musste. Ich vermisste seinen kleinen Finger an meinem, sobald er weg war.
Ich saß immer noch auf der Veranda, als Margaret mit hochgereckten Armen herauskam und sich neben mich setzte. »War das Mrs Harrisons Wagen, der heute mitten in der Nacht auf der Straße draußen geparkt hat?«
Ich warf ihr einen Blick zu. Margaret starrte stirnrunzelnd auf ihre Blumenbeete.
»Ich brauch neuen Mulch«, sagte sie und schaute mich endlich an. »Wenn ich denke, wie einsam und unglücklich Joe aussah, als er zurückgekommen ist. Jetzt wirkt er viel glücklicher. Liegt das an dir?«
Ich zuckte die Schultern. Margaret blinzelte mich an, dann schob sie ihre Brille hoch und stand auf. »Willst du was frühstücken, bevor ich dich nach Hause fahre?«
»Kann ich nicht einfach noch eine Weile hier sitzen bleiben?«
»Ja, sicher«, sagte sie und tätschelte mir die Schulter. »Ich gebe dir noch ein paar Minuten. Ach, und was ich noch sagen wollte, Meggie – du bist hier immer willkommen, ja?«
»Danke.«
»Aber wenn du das nächste Mal hier
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